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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Slipstream dazu, im Winter nach Piratenschätzen zu suchen?«
    »Was das angeht …« Sie zog eine kleine Schnute und wandte den Blick ab. »Slipstreams wirtschaftliche Lage ist im Moment nicht gerade rosig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Der Pilot ist kein Genie bei der Verwaltung der Staatsfinanzen.«
    »Ihr habt ein Defizit abzubezahlen?« Dentius grinste.
    »Genauer gesagt, gibt es das Defizit, das der Pilot seinen Bürgern eingestanden hat … und es gibt das echte Defizit.«
    »Ihr wollt einen politischen Skandal verhindern. So weit kann ich folgen.« Dentius schüttelte den Kopf. »Die ganze Geschichte hört sich mehr als grotesk an, und das weißt du genau. Warum versuchst du dann, mich an der Nase herumzuführen?«

    »Weil der Schatz existiert«, sagte sie. »Aber ich sehe schon, ich kann Sie nicht überzeugen.« Sie zögerte: Wie weit durfte sie bei diesem Mann gehen? Wenn sie die nächste Karte ausspielte, würde er sie womöglich töten. Aber wenn sie ihrer Angst nachgab, hätte er gesiegt; die Kugel hätte gesiegt. »Es gibt noch einen Gesichtspunkt«, sagte sie langsam. »Ich habe miterlebt, wie die Schlacht für Sie und Ihre Männer ausgegangen ist. Auch Sie haben jetzt ein Defizit, Kapitän Dentius: Sie haben soeben viel mehr an Menschen und Schiffen verloren, als Sie erobert haben. Irre ich mich, wenn ich annehme, dass das … auch für Sie … gewisse politische Probleme aufwerfen wird?«
    Dentius stieg die Zornesröte ins Gesicht. Er stand auf und warf dabei den Stuhl um. »Als Erstes bringen wir euch alle um«, sagte er. »Ein Blutbad, sehr öffentlichkeitswirksam. Meine Männer sollen Ihre Rache bekommen.«
    »Ja, aber wird das genügen?« Venera gestattete sich ein kleines ironisches Lächeln. »Sie wissen, dass die anderen Kapitäne nicht gerade beeindruckt sein werden. Sie haben Schiffe verloren, Dentius.«
    Er antwortete nicht. »Uns umzubringen, ist sicherlich eine gute Ablenkung«, fuhr Venera fort, »aber Sie brauchen etwas Besseres. Etwas, das länger vorhält, so lange, bis die Erinnerung an dieses Debakel verblasst ist. Sie müssen Ihren Männern Hoffnung geben, Kapitän Dentius, sonst sind Sie möglicherweise Ihren Job los.«
    »Mit anderen Worten«, sagte er, »es kommt in dieser Situation nicht so sehr darauf an, ob Anetenes Schatz tatsächlich existiert …«

    »Solange es die Karte gibt. Solange Sie den anderen Kapitänen etwas vorzuweisen haben.« Sie nickte. »Und die Karte gibt es.«
    Dentius lehnte sich gegen die Wand; bei Schwerkraft war er offensichtlich nicht in seinem Element. Endlich nickte er knapp. »Einverstanden. Du führst uns zu der Karte, und dafür lasse ich dich am Leben.«
    »Und ich behalte meine Ehre.«
    »Das kann ich nicht garantieren. Aber wir können die Frage offenlassen.« Er grinste und wandte sich zum Gehen. »Die Kabine gehört dir. Brauchen Euer Gnaden sonst noch etwas?«
    Sie hatte ein Leben vor sich, nicht den Tod - wenigstens vorerst noch -, deshalb entschied sich Venera, die eine Bitte zu äußern, die Dentius ihr vielleicht erfüllen würde. »Etwas gibt es schon …«
    Dentius drehte sich überrascht um. Venera kniete nieder und hob die Schmuckschatulle auf. Sie nahm die Kugel heraus und hielt sie neben ihren Unterkiefer.
    »Diese Kugel und ich, wir haben eine gemeinsame Geschichte«, sagte sie. »Wenn ich am Leben bleibe und eines Tages meine Freiheit wiedererlange, möchte ich wissen, woher sie kam.«
    Er war sichtlich beeindruckt. »Warum?«
    Jetzt war ihr Lächeln vollkommen aufrichtig. »Damit ich an den betreffenden Ort gehen und alle töten kann, die etwas damit zu tun hatten«, sagte sie.
     
    Eine schwarze Schwinge hob sich. Hayden blinzelte in ein verschwimmendes Durcheinander von grauen Schatten und Umrissen. Gemurmel und reißende Geräusche
drangen an seine Ohren; jemand zupfte an seinem Hemd. Er spürte keine Oberfläche unter sich, also war er wohl schwerelos. Außerdem war ihm sehr kalt. Und in der Ferne grollten ein wenig störend im Zweiklang die Triebwerke der Krähe .
    Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. »He!«, versuchte er zu rufen. Es klang kraftlos und undeutlich.
    »Er ist wach.« Er erkannte die Stimme trotz des erregten Flüsterns. »Verzeihen Sie, Griffin, aber wir müssen den Saum Ihres Hemds für eine bessere Sache opfern.«
    »Wa…« Die Stimme von Admiral Fanning hatte trocken, fast heiser geklungen. Aber warum war ausgerechnet er hier? Hayden schüttelte den Kopf und wurde mit einem heftigen

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