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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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Schwindelanfall und hämmernden Schmerzen bestraft, die von einer Stelle hinter seinem linken Ohr ausstrahlten. Du darfst dich nicht übergeben, beschwor er sich selbst. Nicht übergeben. Heute herrscht keine Schwerkraft.
    Die grauen Flecken wurden ein wenig schärfer. Er hatte sich in Fötusstellung in einem engen, von Metallstangen begrenzten Raum zusammengerollt. Im näheren Umkreis gab es keine Lichtquelle, alles erschien in unterschiedlichen Grautönen, ohne einen einzigen Farbtupfer. Mit ihm teilten sich, es war unfassbar, drei Männer und ein Junge diesen Käfig. Einer der Männer war Fanning. Ein zweiter - er war sich nicht sicher - war möglicherweise Carrier, Veneras Diener.
    Hayden drehte sich gleich noch einmal der Magen um, aber diesmal nicht wegen seiner eigenen Leiden. Der dritte Mann hielt Martor an einer Hand und einem
Fuß fest und streckte ihn wie ein Laken vor dem Zusammenfalten, während Fanning sich bemühte, eine dunkle Flüssigkeit zurückzuhalten, die ihm aus der Seite quoll. An einer Seite ragte Martors Fuß aus dem Käfig, an der anderen seine Hand.
    »Wurde er … niedergestochen?«
    »Angeschossen«, murmelte Fanning. »Die Kugel steckt noch.«
    Der Anblick hatte Hayden so hellwach gemacht wie ein Schwall kalten Wassers. »Wir müssen sie rausholen«, sagte er und hatte Mühe, seinen widerspenstigen Lippen die Silben abzuringen.
    »Was Sie nicht sagen!« Es war tatsächlich Carrier. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. »Reden Sie leiser«, zischte er noch.
    Hayden wollte fragen, warum sie in diesem Käfig waren, aber er wollte eigentlich keine der möglichen Antworten hören. Diese eigenartig gespannte Stille auf dem Schiff, die Art und Weise, wie die Männer hier bei jedem fernen Geräusch zusammenzuckten … Doch noch stärker als die Neugier war der Wunsch, versichert zu bekommen, dass mit Martor alles gut würde.
    »Haben Sie doch Nachsicht mit dem Mann«, sagte Fanning ruhig zu Carrier. »Er hat eine Gehirnerschütterung.« Er wandte sich an Hayden. »Das Problem ist, dass ich mit den Fingern nicht an die Kugel herankomme. Und an Instrumenten haben wir nur diese Holzsplitter, die ich vom Rumpf abgebrochen habe.« Er hielt zwei spitze Holzspieße in die Höhe. »Wenn ich damit im Unterleib Ihres Freundes herumstochere, werde ich mit Sicherheit irgendetwas verletzen und
wahrscheinlich Reste zurücklassen. Die werden dann zwangsläufig eitern.«
    »Vielleicht können Sie uns helfen«, sagte der Mann, der Martor wie ein Bettlaken hielt. Hayden erkannte ihn, es war einer von Fannings Stabsoffizieren. »Wir könnten das Holz durch Erhitzen sterilisieren - natürlich ohne es in Brand zu stecken. Wir müssten nur das da erreichen.« Er deutete mit der Hand.
    Jetzt erkannte Hayden, wo sie waren: Man hatte sie irgendwo nahe am Heck des Schiffes in einen Raketenschacht gepfercht. Der Schacht war am Rumpf befestigt, und ringsum standen Kisten, die das Licht abhielten. Aber wo der Offizier hindeutete, wurde die Ecke einer Kiste von der Rückseite her angestrahlt. Gleich hinter dieser Ecke stand eine Laterne. Hayden streckte die Hand aus und spürte den schwachen Luftzug, den der aufziehbare Propeller erzeugte.
    Ganz in der Nähe hustete jemand, dann ließen sich raue Stimmen vernehmen. Die Männer im Käfig erstarrten, nur ihre Augen huschten in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Sekunden vertickten, und endlich seufzten alle wie aus einem Munde und entspannten sich.
    »Keiner von uns kommt an diese Laterne heran«, sagte Fanning, als wäre nichts geschehen. »Aber Sie sind noch jung und schlank. Möchten Sie es versuchen? Die Splitter sollen erhitzt, aber nicht verbrannt werden.«
    »Aha.« Hayden fasste die Hölzer mit zitternder Hand. »Okay.« Einige Tropfen von Martors Blut trieben an seiner Nase vorbei. Sie rochen nach Eisen. Hayden wich ihnen vorsichtig aus und presste die Schulter an
die Käfigstangen. Wieder hörte er in einiger Entfernung krächzende Stimmen mit starkem Akzent: Das war nicht die Besatzung der Krähe . Vielleicht sahen die Piraten seine Hand, wenn sie um die Ecke der Kiste herumgriff - schließlich würde sie hell erleuchtet sein -, aber der Teufel sollte ihn holen, wenn er stecken blieb wie ein kaputter Motor, so oft einer von denen nieste. Er musste seinen Beitrag leisten, um Martor zu retten.
    Er streckte sich, bis ihm vor Anstrengung schwarze Flecken vor den Augen tanzten, aber er schaffte es, die Hand an der Kistenecke vorbeizuschieben. Er kannte die Form der

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