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Virga 01 - Planet der Sonnen

Titel: Virga 01 - Planet der Sonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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kleinen Laternen sehr genau: Sie waren wie winzige Bikes, offene Zylinder mit einem aufziehbaren Propeller an einem Ende, der die Luft am Docht vorbeilenkte. Er stellte sich die Laterne im Geiste vor und bewegte einen der Splitter so lange hin und her, bis er glaubte, ihn in die Nähe der Flamme gebracht zu haben. Dann wartete er einen Augenblick und zog ihn zurück.
    Der Splitter war noch kühl. Er veränderte seine Position ein wenig und unternahm noch einen Versuch. Nach dem fünften Mal hielt er den Splitter direkt in die Flamme, so dass er Feuer fing und er ihn rasch ausblasen musste. Carrier schalt ihn einen Dummkopf. Aber allmählich hatte er den Bogen raus.
    Wenige Minuten später reichte er Fanning behutsam zwei heiße Holzstücke. Der Admiral knurrte anerkennend. Hayden war stolz auf sich, freute sich über das unausgesprochene Lob und ärgerte sich dann über sich selbst, weil er auf Fannings Meinung überhaupt Wert legte.

    Fanning machte sich ans Werk, und Hayden hielt nun endlich die Zeit für gekommen, um all die Fragen zu stellen, die ihm auf der Seele brannten. »Wer hat ihn angeschossen?«, fragte er den Stabsoffizier. Der Mann schaute ihn über Martors Arm hinweg irritiert an.
    »Die Frage wollten wir Ihnen stellen«, sagte er. »Man hat Sie beide eine Stunde, nachdem wir den Kampf verloren hatten, zu uns hereingeworfen. Ich hatte einen Schuss gehört … hatten Sie das Schiff verlassen?«
    Hayden nickte. »Zum Minenräumen … Jetzt erinnere ich mich. Er schlug mich auf den Kopf, weil ich nicht zurückkehren wollte, um weiterzukämpfen. Sie waren bereits … besiegt.«
    »Klugheit wird oft mit einem Schlag auf den Kopf belohnt«, nickte der andere. »Mein Name ist übrigens Travis. Das ist Carrier. Den … äh … Fähnrich Fanning hier kennen Sie wahrscheinlich.« Travis lächelte wehmütig. »Sie haben die Ehre, im Käfig für Unruhestifter zu sitzen. Fanning und ich wurden ertappt, als wir außen am Schiff entlangschlichen. Carrier kam bis auf die Brücke des feindlichen Schiffes und tötete sechs Leute, bevor sie ihn überwältigten. Und Sie beide haben offenbar mit einem Bike und zwei Pistolen ein voll bewaffnetes Piratenschiff angegriffen. Wir sind schon ein gefährlicher Haufen.«
    »Aber sie haben uns am Leben gelassen«, sagte Carrier tonlos. »Wie dumm von ihnen.«
    »Sie wissen nicht…« - Fannings Stimme klang, als wäre er mit seinen Gedanken weit weg - »… wer von uns wertvoll sein könnte.«

    »Sie wissen nicht, wer er ist«, flüsterte Travis und deutete mit dem Daumen auf den Admiral. »Aber sie wissen, dass ein Admiral an Bord war. Das Lösegeld für ihn wäre womöglich der einzige Gewinn, den ihnen dieses Abenteuer einbringt.«
    »Sie dachten, ich wäre er«, sagte Carrier zum ersten Mal mit einem Anflug von Belustigung. »Nur deshalb haben sie mich nicht auf der Stelle erschossen.«
    »Aha!« Fanning biss die Zähne zusammen, beugte sich tiefer über Martor und zog langsam die Hände zurück. Endlich hielt er ein glänzendes Metallgeschoss ins schwache Licht. »Das war’s. Wir können ihn verbinden.«
    Jeder hatte Streifen von seinem Hemd gerissen. Hayden wollte Fanning einige davon reichen, doch seine Hand stockte. »Moment …«, sagte er.
    Und wieder deckte die schwarze Schwinge alles zu.
     
    »Ich weiß nicht, ob die Idee so gut ist«, sagte jemand. Hayden zuckte kurz zusammen, dann öffnete er langsam die Augen und sah ein Bild, das ihm nicht unbekannt war: schwach erleuchtete Stangen und dicht zusammengedrängte Körper.
    »Travis, ich wollte mich ergeben, als diese Verbrecher anfingen, unsere Männer zu foltern, aber Sie haben mich davon abgehalten. Jetzt schäme ich mich, dass ich auf Sie gehört habe.« Admiral Fanning schwebte in der Luft, die Hände um die hochgezogenen Knie gelegt. Sein Atem stand ihm in der kalten Luft als weiße Wolke vor dem Mund.
    Martor hing mit bleichem Gesicht und gespreizten Armen und Beinen im Zentrum des Käfigs.

    »Aber es war doch wichtig, keine Informationen über unsere Mission preiszugeben …«
    »Zur Hölle mit der Mission! Ich bin für diese Männer verantwortlich. Wenn ich nur einem von ihnen die Qualen ersparen kann, die aus ihren Schreien zu hören waren, muss ich das tun.«
    »Aber nicht, wenn Sie sie damit umbringen«, murmelte Carrier. »Still! Da kommt jemand.«
    Hayden hatte fragen wollen, wie es Martor ging. Doch als er hörte, wie sich jemand mit den Händen von den Balken abstieß, machte er den Mund wieder

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