Virgin Dancer. Die Tänzerin. (Sensual Fantasies) (German Edition)
zur Hälfte in den Schatten verborgen.
Sie musste schon bald mit Alrik sprechen. Ganz offensichtlich war sie in etwas hineingeraten, und diesen Eindruck, verfolgt zu werden, hatte sie erst, seit sie in seinem Club gewesen war. Vielleicht hatte es etwas mit ihm zu tun, und der Fremde war jemand, den er angeheuert hatte, um sie zu beobachten. Oder sie war einfach paranoid und begrüßte jeden beliebigen Grund, ihn wiederzusehen. Wie auch immer – sie konnte es nicht sein lassen. Die Aura des Geheimnisvollen und Gefährlichen, die Alrik umgab, zog sie zu ihm hin. Unwiderstehlich und unumstößlich. Ihr war klar, dass sie sich die Finger verbrennen konnte, wenn sie dem Feuer zu nahe kam. Nun, er hatte sie immerhin gewarnt.
Zum Teufel mit dem richtigen Mann, dachte sie sich, als sie am nächsten Abend Ragnarök betrat. Es war Freitag, elf Uhr, und der Club war bereits überfüllt mit den üblichen gestylten Leuten, war er doch von verschiedenen Stadtmagazinen zum beliebtesten Nachtclub erklärt worden.
Da Alrik nirgendwo zu sehen war, steuerte sie geradewegs den Privataufzug an, der hinauf zum Penthouse führte. Leider stand ihr ein Wachmann im Weg.
"Keine Besucher", sagte er. "Mr. Larsson ist heute Abend sehr beschäftigt." Er hatte einen unverkennbar nordischen Akzent. Womöglich hatte Alrik ihn aus Schweden mitgebracht.
Jade starrte zurück, ohne seinem Blick auszuweichen. "Ich bin mir aber sicher, dass er in meinem Fall eine Ausnahme machen wird. Ich muss mit ihm sprechen, dringend."
Der Wachmann lächelte schwach, wenn er auch keinen Deut amüsiert wirkte. "Das höre ich nicht zum ersten Mal, Miss. Jetzt treten Sie bitte aus Mr. Larssons Privatbereich zurück, oder ich muss Sie nach draußen begleiten."
Ihr blieb keine andere Wahl, als den Club zu verlassen, obgleich sie innerlich kochte. "Mr. Larsson" wünschte also nicht, sie zu sehen, war nicht einmal bereit, ihr eine knappe Audienz zu gewähren. Vielleicht war er einfach nur wieder einmal mit einem weiblichen Gast "beschäftigt", erzählte auch ihr, sie wäre die Erste, die seine heiligen Gemächer zu Gesicht bekam! Ihr war nicht klar, warum sie derart von Eifersucht zerfressen war, wo sie doch gar nicht sicher wusste, ob er wirklich mit einer anderen Frau dort oben war. Sicherlich wäre eine Absage wie diese noch viel schmerzhafter gewesen, hätte sie mit ihm geschlafen.
Zudem hatte sie kein Recht, irgendetwas zu erwarten. Sie hatte sich ihm zu Füßen geworfen und ihm einen One-Night-Stand versprochen, geradewegs darum gefleht. Nun musste sie die Konsequenzen tragen. Sie sollte sich nicht mehr selbst quälen und Alrik vergessen.
Wahrscheinlich ist es besser so, dachte sie. Zum Glück hatte sie nur ihren Stolz verloren, und dieser war leichter zu heilen als ein gebrochenes Herz.
"Caleb, ich bin's!"
Jade klopfte einige Male an die Tür, im gewohnten Rhythmus, um ihn wissen zu lassen, dass sie es war. Das tat sie immer, wenn sie ihren jüngeren Bruder besuchte, wusste sie doch, wie wichtig diese kleinen Rituale für ihn waren. Er war sechzehn und hatte die letzten zwei Jahre in einem speziellen Internat für Schüler mit Förderbedarf gewohnt. Nach der Scheidung ihrer Eltern hatten sie beide neue Partner gefunden, und so war ein jugendlicher Sohn mit Asperger Syndrom zu einem Hindernis geworden, das ihrem Liebesglück im Wege stand. Jade hasste sie dafür, ihren Bruder aus dem Zuhause weggeschickt zu haben, an das er von klein auf gewöhnt war. Sie wussten sehr gut, welchen Stress eine neue Umgebung für ihn bedeutete, ganz zu schweigen davon, allein unter Fremden zu leben, ohne eine Familie, die ihn liebte und am besten verstand.
Als sie das Zimmer betrat, saß Caleb an seinem Schreibtisch und tippte fieberhaft Zahlenreihen in seinen Laptop. Kurz wandte er den Kopf um und sah ihr ins Gesicht - direkt in die Augen, etwas, das er nur bei wenigen vertrauten Menschen tat. Nur den Hauch eines Lächelns ließ er durchschimmern, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zuwandte.
"Hi, Jade", sagte er und dachte gar nicht daran, zur Begrüßung aufzustehen. "Du bist jetzt zweiundzwanzig", fügte er noch hinzu. Also hatte er doch nicht ihren Geburtstag vergessen, auch wenn er sie nicht angerufen hatte. Caleb hatte schon immer eine Vorliebe für Zahlen gehabt.
Sie trat an ihn heran und legte von hinten vorsichtig die Arme um ihn. Zunächst erstarrte er, entspannte sich aber, als sie ihre Wange an seine legte und die endlosen Algorithmen
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