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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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was?«
    »War ...«, sagte der, der sie gepackt hatte, und krümmte sich dann hustend vornüber. »Baby«, fuhr er 289
    fort und richtete sich auf, dann zuckte er zusammen, hielt sich die Rippen und sah sie an. »Scheiße noch mal, du hast vielleicht 'nen Tritt am Leib.« Es klang amerikanisch, aber nicht nach Westküste. Er hatte eine billige Nylonjacke an, deren einer Ärmel an der Schulter halb abgerissen war; weißes, krauses Zeug hing heraus.
    »Wenn du Bewegung machst ...« Und die
    Plastikkanone zeigte direkt auf das Gesicht des Typs.
    »Warbaby, Warbaby«, sagte der Kerl, oder jedenfalls hörte es sich so an, »Warbaby hat mich hergeschickt, um sie zu holen. Er steht draußen hinter den Panzerfallendingern und wartet, daß ich sie mitbringe.«
    »Arkady ...« Das war der mit dem Plastikhut, der hinter dem Kerl, der sie gepackt hatte, die Treppe heraufkam. Er hatte eine Nachtsichtbrille auf, deren ulkig aussehendes Mittelrohr unter der Krempe seines Huts hervorragte. Er hielt etwas hoch, was wie eine Miniatursprühdose aussah, und sagte etwas in einer komischen Sprache. Russisch? Er machte eine Geste mit der kleinen Dose, nach hinten, die Treppe runter.
    »Wenn Sie in einem geschlossenen Raum wie da unten Peperonigas einsetzen«, sagte der, der sie gepackt hatte, »gibt's Verletzte. Davon kriegt man chronische Probleme mit den Nebenhöhlen.«
    Der Mann mit dem gestrafften Gesicht sah ihn an wie etwas, das unter einem Stein hervorgekrochen kam. »Du 290
    bist Fahrer, ja?« sagte er und gab dem Hutmann ein Zeichen, das Ding wegzustecken, was immer es war.
    »Wir haben zusammen Kaffee getrunken. Na ja, Sie hatten Tee. Swobodow, stimmt's?«
    Chevette fing den Blick auf, den der Straffgesichtige ihr zuwarf, als ob es ihm gar nicht lieb wäre, daß sie seinen Namen gehört hatte. Sie wollte ihm sagen, daß sie nur Schwubbelduff verstanden hatte, so wie dieser andere Kerl redete, und das konnte ja nun wirklich nicht stimmen, oder?
    »Warum du hast sie dir geschnappt?« fragte der Straffgesichtige, dieser Schwubbelduff.
    »Sie hätte im Dunkeln abhauen können, oder? Wußte ja nicht, daß Ihr Partner hier Nachtsicht hatte.
    Außerdem hat er mich hergeschickt, um sie zu holen.
    Von Ihnen hat er kein Wort gesagt. Die haben mir sogar erzählt, daß Sie hier nicht rauskommen.«
    Der mit dem Hut war jetzt hinter ihr und riß ihr mit einem Klammergriff den Arm hoch. »Laß mich losl«
    »He«, sagte der, der sie gepackt hatte, als ob damit alles in Ordnung wäre, »diese Männer sind Polizeibeamte. Von der Mordkommission des SEPD, richtig?«
    Schwubbelduff stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Mist kerl.«
    »Cops?« fragte sie.
    »Na klar.«
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    Was Schwubbelduff ein leises, erbittertes Schnauben entlockte.
    »Arkady, jetzt wir gehen. Diese Drecksäcke versuchen, uns von unten zu beobachten ...« Der Hutmann nahm seine Nachtsichtbrille ab und tänzelte, als ob er pissen müßte.
    »He«, sagte sie, »jemand hat Sammy umgebracht.
    Wenn ihr Cops seid, hört zu, er hat Sammy Sal umgebracht.«
    »Wer ist Sammy?« fragte der mit der zerrissenen Jacke.
    »Ich arbeite mit ihm zusammen! Bei Allied. Sammy DuPree. Sammy. Er ist erschossen worden.«
    »Wer hat ihn erschossen?«
    »Rydell! Schnauze, verdammt!«
    Schnauzäh,
    värredomt!
    »Sie erzählt uns, sie hat Informationen über einen möglichen Mord, und Sie sagen, ich soll die Schnauze halten?«
    »Ja, ich sage dir, Schnauze, verdammt! Warbaby. Er wird erklären.«
    Und ihr Arm wurde nach oben gedreht, so daß sie mitkommen mußte.
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Spontan getan
    Swobodow hatte darauf bestanden, Chevette
    Washington mit Handschellen an ihn zu fesseln. Es waren Beretta-Handschellen, wie Rydell sie auf Streife in Knoxville dabeigehabt hatte. Swobodow sagte, Orlowsky und er müßten die Hände frei haben, falls welche von den Brückenbewohnern mitbekämen, daß sie das Mädchen abführten.
    Aber wenn sie sie festnahmen, wieso hatten sie ihr dann weder ihre Rechte vorgelesen noch ihr zumindest gesagt, daß sie verhaftet war? Rydell hatte bereits entschieden, daß er auf keinen Fall einen Meineid leisten und sagen würde, er hätte gehört, wie sie über ihre Rechte belehrt worden sei, wenn die Sache vor Gericht kam und er als Zeuge geladen wurde. Diese Russen waren ausgeflippte Cowboys, soweit er sehen konnte, genau die Sorte Polizisten, die in Rydells Ausbildung auf der Akademie immer als absolute Antitypen hingestellt worden waren.
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    In gewisser Weise spiegelte sich in ihnen jedoch das,

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