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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Interesse verloren hätten, so daß er den Job bei IntenSecure annehmen und mit Gunhead rumfahren mußte. Er erzählte ihr von Sublett und der 335
    Wohngemeinschaft mit Kevin Tarkowsky in dem Haus
    in Mar Vista, überging jedoch die Republik des
    Schicksals und die Nacht, als er mit Gunhead in das Haus der Schonbrunns im Benedict Canyon gefahren war. Er erwähnte Hernandez und dessen Besuch neulich morgen — Jahre schien das her zu sein —, bei dem er ihm gesagt hatte, er könne hierherkommen und diesen Mr. Warbaby fahren. Dann wollte sie wissen, was Spürhunde machten, deshalb erklärte er ihr, was ihre eigentliche Aufgabe war und was sie seiner Meinung nach wohl in Wirklichkeit taten, und sie sagte, daß sie unangenehme Typen zu sein schienen.
    Als er fertig war, sah sie ihn nur an. »Das ist alles?
    Das ist der Grund, weshalb du hergekommen bist und all das tust?«
    »Ja«, sagte er, »ich glaub schon.«
    »Meine Güte«, meinte sie kopfschüttelnd. Sie sahen beide zu, wie ein paar Ganzkörpertätowierungen durchliefen; eine davon bestand nur aus Schaltbildern, wie man sie per Schablone auf altmodische Schaltkarten aufgetragen hatte.
    »Deine Augen sehn aus wie zwei Pißlöcher im
    Schnee«, sagte sie und gähnte mittendrin.
    Es klopfte an der Tür. Sie ging einen Spaltbreit auf, und jemand — nicht der Mann, der beim Gehen klingelte — fragte: »Na, schon was gefunden? Henry ist nach Hause gegangen ...«
    336
    »Tja, ist wirklich schwer, sich zu entscheiden«,
    antwortete Chevette Washington. »Es sind so viele Bilder, und wir wollen genau das richtige finden ...«
    »Das ist schon okay«, sagte die Stimme gelangweilt,
    »macht ruhig weiter.« Die Tür ging zu.
    »Laß mich mal die Brille sehen«, bat Rydell.
    Sie langte hinüber und nahm ihre Jacke, holte das Etui mit der Brille und das Telefon heraus und gab ihm die Brille. Das Etui war aus einem dunklen Material, dünn wie eine Eierschale, aber hart wie Stahl. Er machte es auf. Die Brille sah genau wie die von Warbaby aus.
    Ein dicker schwarzer Rahmen, und die Gläser waren jetzt schwarz. Das Ding hatte ein komisches Gewicht; es wog mehr, als man glaubte.
    Chevette hatte das Tastenfeld des Telefons
    aufgeklappt.
    »He«, Rydell berührte ihre Hand, »die haben
    garantiert deine Nummer. Wenn du mit dem Ding
    jemand anrufst oder auch nur einen Anruf
    entgegennimmst, sind sie in ungefähr zehn Minuten hier.«
    »Die Nummer haben sie nicht«, erklärte sie. »Das ist eins von Codes' Telefonen. Ich hab's vom Tisch genommen, als das Licht ausging.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, du würdest nicht
    einfach irgendwelche Sachen klauen.«
    »Wenn Codes es hatte«, sagte sie, »dann ist es schon geklaut. Codes beschafft sich die Dinger von Leuten in der Stadt, dann setzt Lowell jemand dran, der sie 337
    verwürfelt und die Nummer ändert.« Sie tippte auf dem Tastenfeld rum und hielt sich das kleine Telefon ans Ohr.
    »Tot«, sagte sie achselzuckend.
    »Gib mal her.« Rydell legte die Brille in seinen Schoß und nahm das Telefon. »Vielleicht ist es naß geworden, oder die Batterie hat sich gelöst. Was gibt der alte Codes denen überhaupt dafür?« Er fuhr mit dem Daumennagel über die Rückseite des Telefons und suchte die Stelle, wo man es aufmachen konnte.
    »Na«, sagte sie, »Stoff.«
    Er ließ das Gehäuse aufschnappen und sah eine fest zusammengerollte kleine Tüte, die dort drin neben der Batterie klemmte. Sie hatte die Kontakte auseinandergedrückt. Er nahm sie heraus und entrollte sie. »Stoff?«
    »Mhm.«
    »Stoff wie den hier.«
    »Mhm.«
    Er sah sie an. »Wenn das 4-Thiobuskalin ist, ist es eine kontrollierte Substanz.«
    Sie sah die Tüte mit dem gräulichen Pulver und dann ihn an. »Aber du bist kein Cop mehr.«
    »Du nimmst dieses Zeug doch nicht, oder?«
    »Nein. Na ja, ein-oder zweimal. Lowell nimmt's
    manchmal.«
    »Dann laß es jedenfalls bleiben, solange du mit mir zusammen bist. Ich hab nämlich gesehen, was es anrichtet. Nette, normale Leute, die das Zeug paarmal 338
    einwerfen, rasten total aus.« Er tippte auf die Tüte. »Hier ist genug drin, um ein halbes Dutzend dermaßen von der Rolle zu bringen, daß du's nicht glauben würdest.« Er gab ihr die Tüte, nahm das Telefon und versuchte, die Batterie wieder dorthin zu schieben, wohin sie gehörte.
    »Doch, würde ich«, sagte sie. »Ich hab gesehen, was es mit Lowell gemacht hat ...«
    »Das Freizeichen«, sagte er. »Wen willst du
    anrufen?«
    Sie überlegte, dann nahm sie das Telefon

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