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Virtuelles Licht

Virtuelles Licht

Titel: Virtuelles Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Skinner?«
    Yamasaki zögerte; er erinnerte sich an Loveless.
    Wenn Skinner oder das Mädchen Feinde hatten, wie sollte er sie erkennen?
    »Ich bin Fontaine«, sagte der Mann. »Chevette hat mich angerufen und mich gebeten, mal rüberzukommen und nachzuschauen, ob Skinner das Unwetter heil überstanden hat. Ich kümmere mich um die
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    Stromleitungen hier oben und sorge dafür, daß sein Lift funktioniert und so.«
    »Er badet gerade«, sagte Yamasaki. »Das Gewitter hat ihn ... verwirrt. Er scheint sich nicht zu erinnern.«
    »Ungefähr in 'ner halben Stunde hab ich wieder Strom für euch«, sagte der Mann. »Wünschte, ich könnte das gleiche für meine Seite drüben sagen. Haben vier Transformatoren verloren. Fünf Tote und zwanzig Verletzte, soweit ich weiß. Hat Skinner schon Kaffee aufgesetzt?«
    »Ja«, sagte Yamasaki.
    »Könnte jetzt 'ne Tasse vertragen.«
    »Ja, bitte«, sagte Yamasaki und verbeugte sich. Der Schwarze lächelte. Yamasaki kletterte durch die Luke nach unten. »Skinner-san! Ein Mann namens Fontaine.
    Er ist Dir Freund?«
    Skinner zwängte sich gerade in vergilbte Thermo—Unterwäsche. »Dieser Blindgänger. Hab immer noch keinen Strom ...«
    Yamasaki entriegelte die Klappe im Fußboden und zog sie auf. Schließlich erschien Fontaine am Fuß der Leiter, in jeder Hand eine ziemlich ramponierte Segeltuch-Werkzeugtasche. Er stellte eine ab, schlang sich die andere über die Schulter und begann heraufzuklettern.
    Yamasaki goß den restlichen Kaffee in den
    saubersten Becher.
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    »Die Treibstoffzelle ist im Arsch«, sagte Skinner, als Fontaine zunächst einmal seine Tasche durch die Öffnung schob. Er steckte jetzt in mindestens drei Schichten fadenscheiniger Flanellhemden, deren Schöße ungleichmäßig in den Bund einer uralten wollenen Uniformhose gestopft waren.
    »Schon in Arbeit, Boss«, erwiderte Fontaine, während er aufstand und seinen Mantel glattstrich. »Wir hatten 'n sattes Unwetter hier.«
    »Sagt Scooter auch«, nickte Skinner.
    »Tja, da hat er dir keinen Scheiß erzählt, Skinner.
    Danke.« Fontaine nahm die dampfende Tasse mit schwarzem Kaffee entgegen und pustete darauf. Er sah Yamasaki an. »Chevette hat gesagt, sie würde vielleicht 'ne Weile wegbleiben. Wißt ihr was darüber?«
    Yamasaki sah Skinner an. »Ist egal«, sagte Skinner.
    »Die ist wieder mit diesem Sackgesicht abgehauen.«
    »Davon hat sie nichts gesagt«, meinte Fontaine. »Hat überhaupt nicht viel gesagt. Aber wenn sie nicht zurückkommt, brauchst du jemand, der sich um dich kümmert.«
    »Ich komm schon allein zurecht«, erklärte Skinner.
    »Weiß ich doch, Boss«, versicherte ihm Fontaine, »aber wir haben ein paar durchgebrannte Servos in deinem Lift da unten. Wird 'n paar Tage dauern, den wieder zum Laufen zu bringen, bei dem Berg von Arbeit, den wir vor uns haben. Brauchst jemand, der die Leiter rauf-und runtersteigt. Der dir was zu essen holt und so.«
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    »Kann Scooter ja machen«, sagte Skinner.
    Yamasaki machte ein erstauntes Gesicht.
    »Stimmt das?« Fontaine sah Yamasaki mit
    hochgezogenen Augenbrauen an. »Du bleibst hier oben und kümmerst dich um Mr. Skinner?«
    Yamasaki dachte an seine geliehene Wohnung in dem hohen viktorianischen Haus, deren Bad aus schwarzem Marmor größer war als sein Junggesellenapartment in Osaka. Er schaute von Fontaine zu Skinner und wieder zurück. »Es wäre mir Ehre, bei Skinner-san zu bleiben, wenn er wünscht.«
    »Mach, was du willst«, sagte Skinner und begann, umständlich die Laken von seiner Matratze abzuziehen.
    »Chevette hat mir erzählt, daß du vielleicht hier oben wärst«, sagte Fontaine. »So 'n Typ von der Universität ...« Er stellte seinen Becher auf den Tisch und bückte sich, um seine Werkzeugtasche aufzuheben und danebenzustellen. »Sagte, ihr macht euch vielleicht Sorgen, daß ihr ungebetenen Besuch bekommt.« Er öffnete die beiden Schnallen an der Tasche und klappte sie auf. Werkzeug schimmerte dort, und Rollen von Isolierdraht. Er holte etwas heraus, was in einen öligen Lappen gewickelt war, schaute zu Skinner hinüber, um sich zu vergewissern, daß der ihn nicht beobachtete, und steckte das Ding hinter die Glasgefäße auf dem Bord über dem Tisch.
    »Wir können weitgehend sicherstellen, daß in den nächsten paar Tagen niemand hier raufkommt, den ihr 346
    nicht kennt«, sagte er mit gesenkter Stimme zu Yamasaki. »Aber das ist eine 38er Special, sechs Patronen mit Hohlspitzgeschossen. Wenn du ihn benutzt, dann tu mir einen

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