Virus
Schreibtisch.
Sie kehrte zu ihrem Auto zurück und begab sich auf den Rückweg nach Atlanta. Sie war froh, daß sie nun wieder ein Ziel vor Augen hatte, selbst wenn die Chancen, wirklich etwas Wesentliches herauszubekommen, nicht besonders gut standen.
Sie war sorgsam darum bemüht, die zulässige Höchstgeschwindigkeit nicht zu überschreiten. Das letzte, was sie sich wünschte, war, von einer Polizeistreife angehalten zu werden. Trotzdem kam sie gut vorwärts und traf in Atlanta schon gegen vier Uhr ein. Sie fuhr in ein Parkhaus und ging zum Regierungsgebäude.
Marissa fühlte sich äußerst unwohl bei dem Gedanken, hier sozusagen unmittelbar vor den Augen der hauptstädtischen Polizei zu sein, und der Angstschweiß brach ihr aus, als sie die Stufen zum Eingang hinauflief. Sie war fast sicher, daß sie hier erkannt werden würde.
»Frau Dr. Blumenthal«, ertönte plötzlich eine Stimme.
Für einen Sekundenbruchteil dachte Marissa daran, wegzulaufen. Statt dessen aber wandte sie sich um und sah eine der Sekretärinnen des Seuchenkontrollzentrums, eine nette junge Frau Anfang Zwanzig, die auf sie zutrat.
»Alice MacCabe aus Dr. Carbonaras Büro«, sagte sie. »Sie kennen mich doch?«
Marissa bestätigte ihr das und wurde für ein paar Minuten, die entsetzlich an ihren Nerven zerrten, in eine belanglose Unterhaltung verwickelt. Miß MacCabe war es sichtlich nicht im mindesten bewußt, daß sie sich gerade mit einer »gesuchten Person« unterhielt.
Sobald es ihr vertretbar schien, verabschiedete sich Marissa und betrat das Gebäude. Mehr als jemals zuvor hatte sie den Wunsch, soviel Informationen wie möglich zu erhalten und dann schleunigst wieder zu verschwinden. Leider stand aber vor dem Handelsregister eine lange Schlange. Mit mehr und mehr schwindender Geduld wartete Marissa, bis sie an die Reihe kam, wobei sie sich die Hand vor das Gesicht hielt in der irrigen Annahme, daß sie das vor dem Entdecktwerden schützen könne.
Schließlich war sie dran, und der weißhaarige Beamte fragte sie: »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich hätte gern ein paar Auskünfte über eine Gesellschaft namens ›Professional Labs‹!«
»Wo ist der Firmensitz?« fragte der Beamte. Er schob sich die Zweistärkenbrille zurecht und suchte auf einem Computerbildschirm nach dem Namen.
»In Grayson/Georgia«, antwortete Marissa.
»Ja, in Ordnung«, sagte der Beamte. »Hier haben wir sie. Eingetragen im vorigen Jahr. Was möchten Sie wissen?«
»Handelt es sich um eine öffentlich-rechtliche Gesellschaft oder ganz einfach um eine Firma?« fragte Marissa und versuchte sich an das zu erinnern, was Mr. Davis ihr gesagt hatte.
»Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Abteilung S.«
»Was bedeutet das?« fragte Marissa.
»Das bezieht sich auf die Steuern. Die Gesellschafter können allenfalls anfallende Verluste der Gesellschaft von ihrem Einkommen in Abzug bringen.«
»Sind die Gesellschafter eingetragen?« fragte Marissa, während die Begeisterung für einen Augenblick stärker war als ihre Angst.
»Na klar«, antwortete der Beamte. »Da haben wir Joshua Jackson, Rodd Becker …«
»Einen Augenblick bitte«, sagte Marissa. »Ich muß mir das aufschreiben.« Sie zog einen Stift heraus und begann sich Notizen zu machen.
»Also, schauen wir nochmals nach«, sagte der Beamte und blickte auf den Bildschirm. »Da waren Jackson und Becker; haben Sie die?«
»Ja!«
»Dann hätten wir da noch Sinclair Tieman, Jack Krause, Gustave Swenson, Duane Moody, Trent Goodridge und das ›Aktionskomitee der Ärzte‹.«
»Was war das letzte?« fragte Marissa, fieberhaft mitschreibend.
Der Beamte wiederholte die Angabe.
»Kann denn eine Organisation Teilhaber einer Firma mit beschränkter Haftung sein?« Der Name »Aktionskomitee der Ärzte« war ihr auf Markhams Spendenliste aufgefallen.
»Ich bin zwar kein Rechtsanwalt, meine Dame, aber ich glaube schon. Nun, es muß ganz einfach so sein, denn sonst stünde das ja nicht hier. Da ist übrigens noch jemand eingetragen: das Rechtsanwaltsbüro von Cooper, Hodges, McQuinlin und Hanks.«
»Die sind auch als Gesellschafter eingetragen?« fragte Marissa und schrieb eilig die neuen Namen nieder.
»Nein«, sagte der Beamte. »Sie fungieren als Treuhänder.«
»Das brauche ich dann nicht«, meinte Marissa. »Es geht mir schließlich nicht um irgendeinen Rechtsstreit mit der Gesellschaft.« Sie strich die Namen von Cooper und Hodges wieder aus. Marissa bedankte sich bei dem Beamten und trat
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