Virus
Seuchenkontrollzentrum noch ins Berson-Krankenhaus konnte sie zurückkehren. Herauszufinden zu suchen, was sie bei »Professional Labs« mit einem hochentwickelten Filtersystem vom Typ HEPA3 machten, war sozusagen die letzte Rettung; aber die Chance, dort hineinzukommen, war äußerst gering: Der Platz war wie eine Festung. Vielleicht war es jetzt einfach an der Zeit, Ralph anzurufen und ihn zufragen, ob er einen Anwalt für sie gefunden hätte. Es sei denn …
Marissa nahm einen Bissen von ihrer Gewürzgurke. Vor ihrem geistigen Auge standen die beiden Fahrzeuge auf dem Parkplatz vor dem Laboratorium. Auf den Seiten des Lieferwagens hatte die Aufschrift gelautet »Professional Labs Inc.«. Das »Inc.« interessierte sie – wer mochten die Gesellschafter dieser Firma sein? Marissa beendete ihre Mahlzeit und ging dann die Straße hinunter zu einem Bürogebäude, an das sie sich vom Vorbeifahren her erinnerte. Auf der Milchglasscheibe der Eingangstür stand in goldenen Lettern: »Ronald Davis, Anwalt und Immobilienmakler«. Eine Türklingel ertönte, als sie eintrat. Sie sah einen überhäuften Schreibtisch vor sich, aber keine Sekretärin.
Ein Mann in einem weißen Hemd mit einer Fliege und roten Hosenträgern trat aus einem weiter hinten liegenden Raum. Obwohl er kaum älter als dreißig Jahre zu sein schien, trug er eine großväterlich wirkende Nickelbrille. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« fragte er mit schwerem Südstaatenakzent.
»Sind Sie Mr. Davis?« fragte Marissa.
»Genau.« Der Mann hakte seine Daumen in die Hosenträger.
»Ich habe nur ein paar einfache Fragen«, sagte Marissa. »Und zwar zum Gesellschaftsrecht. Meinen Sie, daß Sie sie mir beantworten können?«
»Vielleicht«, meinte Mr. Davis und forderte Marissa mit einer Handbewegung zum Nähertreten auf.
Das Szenarium wirkte wie für einen Film aus den dreißiger Jahren, einschließlich des Ventilators über dem Schreibtisch, der sich langsam hin und her bewegte und ein bißchen in die Papiere blies. Mr. Davis nahm Platz und lehnte sich, die Hände im Nacken verschränkend, gemütlich zurück. Schließlich sagte er: »Nun, was möchten Sie denn gerne wissen?«
»Ich möchte gern Näheres über eine bestimmte Firmaerfahren«, begann Marissa. »Wenn eine Firma als ›Incorporated‹ eingetragen ist, kann dann irgend jemand, so wie ich beispielsweise, die Namen der Gesellschafter erfahren?«
Mr. Davis beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf den Schreibtisch gestützt. »Kann sein, kann auch nicht sein«, sagte er lächelnd.
Marissa seufzte auf. Es schien, als ob eine Unterhaltung mit Mr. Davis ablief, als ob man in den Zähnen herumstochere. Aber noch bevor sie ihre Frage anders zu formulieren versuchte, fuhr er fort. »Wenn die fragliche Gesellschaft eine öffentlich-rechtliche Gesellschaft ist, dürfte es schwer sein, alle Gesellschafter zu ermitteln, insbesondere wenn zum Beispiel ein großer Teil der Anteile treuhändlerisch gehalten wird von Bevollmächtigten Dritter. Aber wenn die Gesellschaft auf einer Partnerschaft beruht, dann ist das nicht weiter schwierig. Auf alle Fälle kann man den Namen des jeweiligen Treuhänders herausbekommen, wenn es Ihnen um irgendeinen Rechtsstreit geht. Haben Sie etwas Derartiges im Sinn?«
»Nein«, sagte Marissa. »Es geht mir lediglich um eine Information. Wie muß ich vorgehen, um feststellen zu können, ob irgendeine Gesellschaft auf reiner Partnerschaft beruht oder eine öffentlich-rechtliche Gesellschaft ist?«
»Das ist nicht weiter schwierig«, antwortete Mr. Davis und lehnte sich erneut gemütlich zurück. »Alles, was Sie tun müssen, ist folgendes: Sie gehen in Atlanta ins Regierungsgebäude, fragen dort nach dem staatlichen Innenministerium und dann dort wieder nach der Abteilung für Gesellschaften. Dann nennen Sie dem dortigen Beamten den Namen der Gesellschaft, und Sie können nachschauen. Derartige Gesellschaften sind im Handelsregister eingetragen, und da kann jedermann Einblick nehmen. Wenn die Gesellschaft in Georgia angemeldet ist, muß sie dort eingetragen sein.«
»Herzlichen Dank«, sagte Marissa und sah einen schwachen Lichtschimmer am Ende des dunklen Tunnels. »Was schulde ich Ihnen?« fragte sie.
Mr. Davis zog die Augenbrauen etwas hoch und studierte Marissas Gesicht. »Na, ich denke, zwanzig Dollar wären angemessen, es sei denn …«
»Aber mit Vergnügen«, sagte Marissa, zog einen Zwanzig-Dollar-Schein aus ihrer Tasche und reichte ihn über den
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