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Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe

Titel: Visionen Der Nacht: Die Dunkle Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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seufzend nickte.
    Sie holten Kaitlyns Gepäck ab und luden es in Joyce’ giftgrünes Cabrio. Kait wäre während der Fahrt am
liebsten auf ihrem Sitz auf und ab gehüpft. Zu Hause war es eiskalt, es lagen fast zehn Zentimeter Schnee. Hier fuhren sie mit offenem Verdeck, und Joyce’ blondes Haar wurde vom Wind zerzaust.
    »Wie geht es dem kleinen Mädchen von dem Verkehrsunfall? «, fragte Joyce.
    Kaitlyns Hochgefühl verpuffte.
    »Sie ist noch im Krankenhaus. Es ist noch nicht raus, ob sie wieder ganz gesund wird.«
    Kaitlyn presste die Lippen aufeinander. Sie hatte nicht die Absicht, weitere Fragen über Lindy zu beantworten.
    Aber Joyce fragte auch nicht weiter nach. Stattdessen sagte sie: »Zwei deiner Mitbewohner sind schon im Institut, Lewis und Anna. Ich glaube, du wirst sie mögen.«
    Lewis – ein Junge. »Wie viele von uns fünf sind denn Jungs?«, fragte Kaitlyn misstrauisch.
    »Drei, fürchte ich«, erwiderte Joyce bierernst. Dann warf sie Kait von der Seite einen belustigten Blick zu.
    Kaitlyn fand das alles andere als lustig. Drei Jungs und zwei Mädchen. Drei schmuddelige, hormongesteuerte, unkontrollierte Power Rangers mit klobigen Händen.
    Kaitlyn hatte es schon einmal mit einem Freund probiert. Das war vor zwei Jahren gewesen, als sie noch in der Mittelstufe war. Der Typ hatte sie jeden
Freitag- und Samstagabend zum Eriesee gefahren. Sie hatte sich auf fast alles eingelassen, was er so von ihr wollte, und ihm höflich zugehört, wenn er über Metallica, die Browns, Football und seinen apfelroten Sportwagen geredet hatte. Das alles hatte Kate nicht die Bohne interessiert. Nach dem ersten Date war sie zu dem Schluss gekommen, dass Jungs einer außerirdischen Spezies angehörten. Später hatte sie probiert, mit ihm klarzukommen, ohne ihm zuzuhören. Die ganze Zeit hatte sie gehofft, dass er sie auf die nächste Party mitnehmen würde.
    Sie hatte sich alles genau ausgemalt. Sie würde mit ihm in eins der großen Häuser auf dem Hügel gehen, in die sie nie eingeladen wurde. Sie würde etwas Schickes, aber nichts Extravagantes tragen, um die Gastgeberin nicht auszustechen. Am Arm ihres Freundes würde sie bescheiden und zurückhaltend auftreten und alles loben, was ihr unter die Augen kam. Bald würde die ganze Sippschaft merken, dass sie kein Monster war, und sie in ihre Mitte aufnehmen – vielleicht nicht sofort, aber mit der Zeit, wenn man sich an sie gewöhnt hatte.
    Fehlanzeige.
    Als sie die Party ansprach, reagierte ihr naturliebender Freund aufbrausend. Und schließlich kam die Wahrheit ans Licht. Er wollte nicht mit ihr gesehen werden. Sie war gut genug, ihm im Verborgenen
Gesellschaft zu leisten. Aber fürs Licht der Öffentlichkeit war sie nicht geeignet.
    Das war eine der Gelegenheiten gewesen, an denen es ihr schwerfiel, nicht zu weinen. Mit zusammengekniffenen Lippen hatte sie ihm befohlen, sie nach Hause zu bringen. Während der Fahrt steigerte er sich in seine Wut hinein. Als sie die Autotür öffnete, um auszusteigen, sagte er noch: »Ich wollte dir sowieso den Laufpass geben. Du bist kein normales Mädchen. Du bist so kalt.«
    Kait hatte dem Auto hinterhergestarrt. Sie war also nicht normal. Na gut, das war ja nichts Neues. Sie war also kalt. Und so, wie er das gesagt hatte, hatte er damit nicht nur ihre Persönlichkeit gemeint.
    Auch gut. Lieber wollte sie ihr Leben lang kalt sein, als für so einen Kerl etwas zu empfinden. Bei der Erinnerung an seine feuchten Hände hätte Kait ihre Arme am liebsten jetzt noch an ihrem roten Kleid abgewischt. Sie rutschte auf dem Beifahrersitz von Joyce’ Cabrio hin und her. Na und? Es gibt anderes im Leben.
    Eigentlich war es ihr auch völlig egal, wie viele Jungs am Institut waren. Sie würde sie einfach ignorieren und sich an Anna halten. Sie hoffte nur, dass Anna nicht verrückt auf Jungs war.
    Und dass sie dich mag, fügte eine leise, aber nervtötende Stimme in ihrem Hinterkopf hinzu. Kaitlyn schob den Gedanken beiseite, drehte den Kopf, sodass
der Fahrtwind ihr das Haar aus dem Gesicht wehte, und genoss die Geschwindigkeit und den Sonnenschein.
    »Ist es noch weit?«, fragte sie. »Ich kann es gar nicht erwarten.«
    Joyce lachte. »Nein, ist es nicht mehr weit.«
    Sie fuhren jetzt durch eine Wohngegend. Kaitlyn blickte sich neugierig um, spürte jedoch ein Kribbeln im Magen. Was war, wenn das Institut riesengroß war, steril, Furcht einflößend? Sie hatte sich einen kantigen Backsteinbau vorgestellt, der etwa so aussah wie ihre alte

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