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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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den
ersten Blutbeutel auf, bevor er in dem Metallbecken aufschlagen konnte. »Das
kann ich nicht zulassen.«
    Â»Hast du die ganzen
Pseudo-Werwölfe da draußen nicht gesehen? Die haben sich wochenlang Wasser aus
dem Pfotenabdruck eines Werwolfs reingezogen, und sie stehen unter der
Kontrolle von Kabinett Grey. Die haben es auf das hier abgesehen!« Ich hielt
ihr einen Blutbeutel unter die Nase. Draußen schabte quietschend Metall über den
Betonboden, dann prallte mit einem dumpfen Schlag etwas – oder jemand – gegen
die Drahtglasscheiben. Und noch einmal. Wenn diese Scheiben größer oder die
Wände nicht aus Beton wären … »Sie wollen das Blut, Sike. Wir müssen es
loswerden. Alles! Das ist unsere einzige Chance.«
    Zweifelnd musterte sie die
Konserve, die sie aufgefangen hatte. »Woher weißt du, dass Kabinett Grey
dahintersteckt?«
    Â»Ich habe einen von ihnen
getötet.«
    Sike schnaubte abfällig. »Der
hat sich dann aber nicht besonders clever angestellt, oder?« Sie grub ihre
Finger in den Plastikbeutel, bis ihre Nägel ihn aufschlitzten wie reifes Obst,
dann wrang sie ihn über dem Waschbecken aus, sodass alles Blut heraustropfte.
Bis zu diesem Moment hatte ich befürchtet, dass sie mich aufhalten könnte. Ich
atmete erleichtert auf, bis draußen wieder ein Werwolf gegen die Scheibe
knallte und ich erschrocken zusammenzuckte. Hastig warf ich Sike die nächste
Blutkonserve zu. »Ich fürchte, uns bleibt nicht mehr viel Zeit.«

Kapitel 50
    Â 
    Dieses
Waschbecken war nicht mit einem Müllzerkleinerer ausgestattet. Aber unter jedem
Klinikwaschbecken fand man industrielle Reinigungsmittel und
Desinfektionsmittel.
    Die Werwölfe sprangen
inzwischen gegen die Scheiben wie Grashüpfer im Sommer. Nachdem ich den
Kühlschrank leer gemacht hatte, wühlte ich in den Schreibtischen des Labors,
bis ich eine Schere fand. Dann zog ich mir Handschuhe an und begann damit, die
Blutbeutel aufzuschneiden, während Sike die Plastikkappen abriss und den Inhalt
in das Becken kippte. Anschließend ließ ich heißes Wasser darüberlaufen, um die
Proteine zu zersetzen, und schüttete Bodenreiniger hinein.
    Â»Diese verdammten Greys – was
für eine schreckliche Verschwendung.« Sike beobachtete mit starrem Blick, wie
das Blut im Ausguss verschwand.
    Â»Kann man nichts machen.« Ich
reichte ihr den nächsten Beutel. »Das ist der letzte.« Sie drehte ihn um und
las das Etikett. »Hier hätten wir Werwolfblut.« Seufzend riss sie ihn auf und
presste den Inhalt heraus.
    Ich zog die Latexhandschuhe aus
und warf sie weg. Sike wusch sich mit dem Putzmittel die Hände. Das
Bombardement von draußen ließ die Scheiben beben. Ich konnte nicht hinsehen,
wie sie geifernd vor den Fenstern herumtobten und sie mit ihrem Speichel und
Blut verschmierten.
    Â»Hier können wir nicht
bleiben«, sagte Sike. »Hast du einen Plan, wie’s weitergeht?«
    Â»In der Buchhaltung gibt es
einen Fluchtweg zu den Laderampen.«
    Sike atmete tief durch. »Dann
mal los.«
    Gideon schloss uns die
Hintertür auf und wir rannten – beziehungsweise humpelten – den Gang hinunter.
    Plötzlich hörte ich Krallen auf
den Fliesen, doch Sike hatte sie schon vor mir bemerkt. Sie streckte den Arm
aus, um mich zu stoppen.
    Ein Wolf bog um die Ecke und
preschte auf uns zu. Als er stehen blieb, erkannte ich das grau-gelbliche Fell:
Helen.
    Â»Helen … Viktor hat irgendwie …« Aber es war nicht Viktor, es war nie Viktor gewesen. Viktor hatte lediglich
versucht, mich zu warnen. Und an mir klebte Jorgens Blut – Jorgen, der Winter
überfahren hatte. Und irgendwo musste Kabinett Grey das Werwolfwasser ja
herbekommen haben. Irgendjemand musste es ihnen gegeben haben.
    Ich trat einen Schritt vor. »Es
ist noch nicht zu spät, Helen. Sie können das alles noch stoppen. Pfeifen Sie
diese Werwölfe zurück.« Sie legte den Kopf schief und sah mich mitleidig an,
dann trottete sie wieder auf mich zu. Sike zog mich ein Stück zurück. »Kannst
du auch einen anderen Weg nehmen?«, fragte sie mich, ohne Helen aus den Augen
zu lassen.
    Â»Sie wird dich umbringen,
Sike.« Das Model war nur ein Tageslichtagent, während Helen eine führende
Wölfin bei Vollmond war.
    Â»Du bist nur ein Mensch, Edie.
Ich habe eine Chance gegen sie. Nimm den Krüppel und verschwinde von

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