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Visite bei Vollmond

Visite bei Vollmond

Titel: Visite bei Vollmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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den
Türknauf.
    Ich brauchte einen Moment, bis
ich verstand. »Ah! Opponierbare Daumen stehen wahrscheinlich ganz oben auf
deinem Wunschzettel.«
    Gideon nickte.
    Â»Während ich weg bin, darfst du
niemandem außer mir die Tür aufmachen, verstanden?«
    Gideon nickte wieder. Ich warf
einen letzten prüfenden Blick auf meinen Dienstausweis und öffnete die
Wohnungstür.

Kapitel 30
    Â 
    Das
Einzige, wovor ich mich auf dem Weg zum Auto fürchten musste, war Eis. Das
Wetter wurde einfach nicht besser – die lawinenartigen Schneefälle hatten zwar
nachgelassen, aber nun wurde es gerade warm genug, um alles mit einer fiesen
Eisschicht zu überziehen, wenn es wieder gefror. Ich stieg ins Auto, das auch
sofort ansprang. Einer Eingebung folgend suchte ich das Ibuprofen aus meiner
Handtasche und verstaute es im Handschuhfach – ich wollte nicht in zwei Wochen,
wenn ich meine Tage bekam, feststellen müssen, dass Jake es hatte mitgehen
lassen.
    Er wartete auf dem Bürgersteig
vor dem Depot auf mich. Als er meinen Wagen entdeckte, streckte er wie ein
Anhalter den Daumen raus, was ich mit einer Lichthupe quittierte.
    Â»Hey, Sissi!« Er stieg eilig
ein.
    Â»Womit habe ich diese Ehre
verdient?«, fragte ich und fuhr los.
    Â»Das Übliche: Wegen deines
hervorragenden Geschmacks was Geschwister angeht und der Tatsache, dass wir
dieselbe Mutter haben.« Er grinste. »Und, wie geht’s?«
    Â»Ã„h … Ich bin müde.«
    Â»Wenn du Nachtschichten
schiebst, bist du ständig müde.«
    Â»Stimmt.«
    Â»Aber ich habe eine
Überraschung für dich.«
    Â»Wirklich? Was denn?«
    Â»Das Essen heute geht auf mich.«
    Ich setzte den Blinker.
    Â»Was ist?«, fragte er.
    Â»Ich fahre zum nächsten Burger
King.«
    Er lachte humorlos. »Fahr
geradeaus bis zur übernächsten Ampel, dann links.«
    Ich gehorchte, und von da an
lotste er mich weiter. Schließlich erreichten wir ein Lokal in einer gerade
noch respektablen Gegend. Ich war früher öfter hier gewesen, immer wenn Mom
Jake und mich an einer Videospielhalle abgesetzt hatte, damit wir uns mithilfe
von ein paar Münzen den Nachmittag vertreiben konnten. Die Spielhalle gab es
nicht mehr, das Lokal schon noch.
    Â»Tja, wenn das mal nicht
nostalgisch ist«, meinte ich, als wir auf einen Parkplatz in der Nähe einbogen.
    Â»Ich dachte, das könnte dir
gefallen.«
    Â»Danke, ich glaube, das tut es
auch.« Als wir das Lokal betraten, hielt er mir die Tür auf.
    Im Vorbeigehen bemerkte ich,
dass er richtig anständig angezogen war; auch seine Haltung hatte sich
geändert. Irgendwie fiel es mir schwer, mich an diese Version von Jake zu
gewöhnen, den sauberen, höflichen, liebenswerten Jake. Die Kellnerin führte uns
zu einer Sitzecke.
    Â»Wie in alten Zeiten. Wie wäre
es mit einem Schokomilchshake?«, fragte Jake, als die Kellnerin unsere
Getränkebestellung aufnehmen wollte.
    Â»Vielleicht besser eine heiße
Schokolade. Und einen Burger.«
    Â»Für mich das Gleiche, aber
einen Doppelten, bitte.«
    Die Kellnerin notierte es sich
und ging.
    Â»Also?« Ich schaute Jake
auffordernd an.
    Â»Alsoooo?«
    Â»Echt jetzt, Jake, was ist
los?« Ich nahm meine Mütze ab und legte sie neben mich. Wenigstens war es hier
drin schön warm. Und es gab keine augenlosen Cyborgs.
    Â»Muss denn immer irgendetwas
sein?«
    Â»Wenn es um dich geht, ja.«
    Â»Ich wünschte, du würdest mir
wieder vertrauen.«
    Â»Wie oft hast du mich schon
beklaut, Jake?«
    Â»Lass uns nicht in der
Vergangenheit wühlen.«
    Â»Wie praktisch.«
    Â»Müssen wir jedes Mal, wenn wir
uns sehen, dieselbe Diskussion anfangen?«
    Ich musterte ihn mit
zusammengekniffenen Augen. »Ja, es sei denn, wir reden dann nicht miteinander.«
    Er verschränkte die Arme vor
der Brust und streckte mir die Zunge raus. Ich konnte mir das Lachen nicht
verkneifen. Die Kellnerin brachte die heiße Schokolade, und wir widmeten uns
der Kunst, die Marshmallows unterzurühren.
    Â»Ich nehme es dir nicht übel«,
begann Jake schließlich, und sofort rechnete ich mit einer der Kehrtwenden, die
sonst bisher immer an dieser Stelle gekommen waren. Ich nehme es dir nicht übel, dass du Probleme
hast – etwa damit, mir zu vertrauen, könnte zum Beispiel folgen, ohne dass er auch nur im Geringsten auf seine
eigenen Fehler einging. Doch stattdessen sagte er:

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