Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
bekleidet heraus zu meinem Bruder. Neugierig flogen seine Augen über die Zeilen. Ich sah im Augenwinkel, wie Ana den kleinen Zettel in ihrer Hose verschwinden ließ. Alles was Elias zu dem Artikel einfiel war ein abwertendes Grunzen, damit legte er die Sache ad acta.
»Hey, Obermikrobe und heiß geliebter Lieblingsschwager?«
»Ja?« Mich wunderte, dass Elias reagierte.
»Wir sollten hinfahren und dem Autor einen auf die Zwölf geben.«
»Damit der zukünftige König der Vampire als Schläger Schlagzeilen macht?«
»Ey, die haben meine Schwester beleidigt. Die is’ heilig!«
Am liebsten hätte ich meinen Bruder geknutscht.
»Sie haben ihre Liebe angezweifelt«, korrigierte mein Mann ihn. »Sollen sie doch, so lange ich das nicht tue, sehe ich keinen Grund zur Sorge.«
David hob spielerisch seine Faust. »Und das tust du doch nicht etwa, oder?«
»Nein, Miriam ist mein kleiner Schwan. Diese Tiere verlieben sich genau wie Vampire nur einmal in ihrem Leben und sind ihren Partnern treu ergeben.«
»Ja«, lachte David. »Wie der olle Schwan, der sich in das Boot verknallt hat.«
»Die Schwanenfrau ist auch schwarz«, triumphierte ich.
»Ja, Paula aus Münster ist ein Trauerschwan«, fügte Elias hinzu. Dieser Klugscheißer! »Mal abgesehen davon ist Miri einer der wenigen verlässlichen Faktoren in meinem Leben ohne die ich sicher schon Amok laufen würde.« Elias atmete tief durch und sah kurz zu mir herüber. »Ärger dich nicht über den Schund, Kätzchen.« Er deutete auf die Zeitung. »Wir werden noch viel Schlimmeres ertragen müssen, also sollten wir erst gar nicht anfangen uns damit zu beschäftigen.«
»Das kann ich gut - Dinge ausblenden«, sagte ich.
»Ja«, lachte mein Bruder. »Du bist halt auch ein Kind von Angela und Friedrich Michels. Im Verdrängen von unangenehmen Dingen sind wir gut.«
»Manchmal ist das gar nicht so verkehrt«, seufzte Elias.
»Was dagegen, wenn ich meine Schwester zum Frühstücken entführe?«
»Nein«, sagte Elias grinsend. »Ich muss sowieso meine Schwester schimpfen, weil sie ihren Mund nicht halten kann. Oder sollte ich sagen ihren Stift?« Oh, oh! Elias hatte es mitbekommen. Anastasija biss die Zähne zusammen und lächelte ihren Bruder entschuldigend an. Da er ihr wohl kaum den Kopf abreißen würde, nahm ich die Verfolgung meines Bruders auf.
In der Küche suchten wir uns ein paar Cornflakes, Milch, Schüsseln und Löffel zusammen und setzten uns an den kleinen Tisch.
»Ich habe ein Attentat auf dich vor«, sagte David.
Ich zeigte mit fragend aufgerissenen Augen auf mich.
»Ja, ich würde gerne morgen mit dir alleine zu Oma und Opa fahren. Einfach total unangekündigt einfallen.«
»Bin dabei.«
»Kann doch nicht angehen, dass man das nicht regeln kann. Wir sind doch erwachsene Menschen. Unsere Erzeuger sind total in die Defensive gegangen, wird Zeit, dass mal jemand zum Angriff bläst.«
Ich salutierte vor ihm. »Jawohl, Herr Kommandant.«
»Na, was fresst ihr da aus?«, sagte Papa, der im Schlafanzug und müdem Gang hereintrottete.
»Wir versuchen die Weltherrschaft an uns zu reißen«, erklärte David nüchtern. »Wenn das nicht klappt, gehen wir schaukeln.«
»Ich frage mich, von wem ihr das habt. Weder eure Mama noch ich leiden an akutem Wahnsinn«, seufzte Papa und setzte sich mit einer Tasse Kaffee zu uns. »Wo ist meine Zeitung?«
»Ups«, gluckste David.
»Die liegt noch oben in meinem Zimmer. David wollte mir das Foto von Elias und mir zeigen«, erklärte ich. »Soll ich sie dir schnell holen?«
»Nein, nein. Wenn ich schon mal die Ehre habe mit meinen beiden Kindern am Tisch zu sitzen, dann könnt ihr mir auch erzählen was es Neues gibt.«
»Lernen, lernen, lernen«, seufzte mein Bruder und wirkte dabei etwas genervt. Ich erinnerte Papa daran, dass er nun drei Kinder hatte und berichtete dann vom gestrigen Abend und unserem plötzlichen Aufbruch. Als ich zu letzterem kam, sah David interessiert von seiner Schüssel auf.
»Weiß man schon, wer der Vampir war?«, wollte er wissen und Papa durchbohrte mich mit seinem Blick.
»Nein, leider nicht.«
Wir drei versanken für einen Augenblick in unseren eigenen Gedanken.
»Wo ist Mama?«, unterbrach ich die Stille.
»Mit Michael und Emilia spazieren. Der Kleine war schon richtig früh wach.« Papa sah zu mir herüber. »Darauf kannst du dich auch schon freuen.«
»Noch ist es ja nicht so weit.«
»Wann ist es denn so weit?«, quengelte David. »Ich will endlich meinen Mini-Me
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