Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
sein konnte.
»Spricht er schon?«, wollte David wissen, der Michael wie eine Laborratte beobachtete.
»Ja, aber mit uns noch nicht«, sagte Papa.
»Er braucht noch ein bisschen Zeit, stimmt’s Michael?« Unsere Mutter strich dem Kleinen durchs Haar.
Anastasija erhob sich und hockte sich vor das Baby. »Hallo Michael, ich bin Ana«, stellte sie sich vor, aber der Kleine guckte auch sie nur mit großen Augen an. Die Vampirin lächelte und sah hinüber zu ihrem Bruder.
»Dann bin wohl ich an der Reihe«, sagte Elias.
Jetzt war ich es, die meinen neuen Bruder und Elias anstarrte, als seien sie Laborratten. Elias kniete sich hin und sah Michael in die Augen. »Hi Michael, ich bin Elias.«
Der Babyvampir nahm seinen Daumen aus dem Mund und streckte ihn meinem Freund entgegen.
»Oh«, sagte dieser überrascht, »danke, aber ich habe meinen eigenen.« Er zeigte dem Kleinen seinen Daumen und Michael lächelte ihn kurz an, als Elias den Finger in den Mund steckte.
Dieses kleine Lachen hatte ja so süß geklungen! Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, nicht laut los zu quietschen.
Quengelnd drehte sich mein kleiner Bruder zu unserer Mutter und hob die Ärmchen. Mama hob ihn stöhnend hoch.
»Daran muss ich mich wieder gewöhnen«, sagte sie lachend und setzte sich auf den Stuhl, auf dem David eben noch lachend gelegen hatte.
»Er ist wirklich total süß«, versicherte ich meinen Eltern noch einmal.
»Darf ich aus ihm meinen bösen Mini-Me machen?«, fragte David.
»NEIN!«, schimpfte ich.
»Och Menno«, maulte mein Bruder und kickte einen imaginären Stein.
»Habt ihr überhaupt schon ein Kinderzimmer für ihn?«, fragte ich.
»Nein, aber Papa macht sich gleich morgen daran«, erklärte Mama und ich sah Elias an, welcher mir lächelnd zunickte.
»So lange kann er in Calimeros Bettchen schlafen.«
»Danke, Miriam.«
»Kein Problem«, sagte ich und winkte die Sache ab. In mir machte sich der Wunsch breit, mit meinem Vampir alleine zu sein und einfach nur fernzusehen. Ich glaube, mein Körper wollte mir sagen, dass es genug für heute war. Heinrichs Besuch musste ich aber noch überstehen, denn ich wollte unbedingt wissen, was mit den Ältesten los war und die Termine mit den Wandlern noch vor dem Ende der Sommerferien über die Bühne bringen. Danach hieß es, mich auf das Abitur zu konzentrieren!
»Müde!«, protestierte Michael und riss uns alle aus den Gedanken. Er rieb sich die Augen und kuschelte sich an seine neue Mutter. Ich fragte mich, ob er bereits verstand, was passiert war.
»Nach Hause zu Papa fahren.«
Mein Herz zerbrach in tausend Scherben und ich fasste mir instinktiv an den Bauch. Herrje, ich hatte schon Reaktionen wie eine richtige Schwangere.
»Wir fahren besser heim und legen ihn etwas hin. Jetzt ist ja auch eigentlich Mittagsschlafzeit«, sagte meine Mutter.
Ich konnte mich noch ganz schwach daran erinnern, wie David und ich im Bett unserer Eltern Mittagsschlaf gehalten haben. Die meiste Zeit haben wir uns gegenseitig Witze erzählt.
»Ja, tut das. Ich muss gestehen, dass ich auch ziemlich fertig bin.«
Elias half mir auf und stützte mich, während ich mich von allen verabschiedete. David drückte mir noch die Kekse in die Hand und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er verschwand.
»Ich würde gerne noch warten, bis Heinrich da ist«, sagte Anastasija und sah mich voller Hoffnung an.
»Klaro, kein Problem.« Ich tapste Richtung Bett und legte mich hin. »Wäre es okay, wenn wir einfach nur ein bisschen fernsehen?«
Elias legte sich neben mich auf die Bettdecke und Anastasija schob sich einen Stuhl dazu.
»Oh ja, jetzt kommen bestimmt massig Talkshows, in denen man sich über uns Vampire aufregt«, sagte sie mit bitterem Unterton.
In der Tat stellten wir beim Durchzappen fest, dass ungefähr ein Drittel der Mittagsshows das Wort Vampir im heutigen Thema hatten. Das wollte ich mir jetzt nicht antun und ließ stattdessen eine Heimwerkersendung laufen. Elias spielte mit meinen Locken während er gelangweilt auf den Fernseher starrte.
Es klopfte an der Tür.
»Herein!«, rief ich.
Das konnte nur Heinrich sein. Die Tür ging auf und mein neuer, königlicher Berater kam mit einem riesigen Blumenstrauß und einer Schachtel Pralinen, die für eine ganze Armee gereicht hätte, herein.
»Majestäten, Anastasija.« Er verneigte sich.
»Hi Heinrich, altes Haus«, begrüßte ich ihn und starrte ganz gebannt auf die Blumen.
»Hallo Heinrich«, sagte Elias und erhob sich,
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