Vivere Militare Est - Leben heißt zu kaempfen
Als sie gingen, hinterließen sie ein Gefühl der Leere in meinem Bauch.
»Sobald die Schule wieder anfängt«, flüsterte Elias mir ins Ohr, »und ihr euch wieder täglich seht, wird der Schmerz vergehen.«
»Er hat Recht«, sagte Ana nickend. »Sie wissen jetzt, was du wirklich bist und nun müssen sie verstehen, dass sich dadurch nichts zwischen euch verändert.«
Ich bekam gar nicht mit, wie die Tür aufging. »Ich will jetzt mit meinem Bruder reden«, maulte ich.
»Tja, da komme ich ja gerade richtig.« David schloss die Türe und steckte seine Hände in die Hosentasche. Verlegen sah er auf den Boden.
»Anastasija, ich finde, wir sollten uns mal um irgendetwas kümmern gehen«, sinnierte Elias und schlüpfte aus dem Bett.
»Ja, richtig. Irgendetwas«, stammelte die Vampirin und winkte mir grinsend zu, als sie mit ihrem Bruder das Zimmer verließ.
»David.« Ich öffnete meine Arme und streckte sie nach ihm aus.
»Hey Kleines.« Er schlurfte langsam auf mich zu. Seine Haare waren total verwuschelt und in seinem Gesicht spiegelte sich Müdigkeit wieder. Schlapp und kochend heiß lehnte er sich in meine Umarmung.
»David, was machst du nur? Du glühst ja, auf dir könnte ich mir ein paar Spiegeleier braten.« Er musste sich dringend mal wieder verwandeln.
»Ja, wie wäre es gleich mit meinen Eiern?«
Ich sah ihn einfach nur kopfschüttelnd an.
Ein kleines Grinsen schlich sich in sein Gesicht. »Verdient hätte ich es für meine Aktion gestern.«
»Ach, David!«, seufzte ich.
»Mein Ausraster gestern tut mir leid, dennoch … stell dir mal vor, Elias hätte auf mich gehört!«
»Hat er aber nicht.«
»Ich hätte es auch irgendwie ahnen müssen.«
»Du weißt schon, dass Elias über weite Entfernung hinweg in meinen Kopf schauen kann? Ich habe ihn noch nicht gefragt, aber er hat sicherlich mal einen Blick gewagt und ist misstrauisch geworden. David, du bist kein Telepath, wie solltest du also auf die Idee kommen, dass etwas nicht stimmt?«
»Ach, ich weiß doch auch nicht.« Er ließ den Kopf hängen und sah kränker aus als ich mit meinem geschundenen Gesicht.
»David.« Ich streichelte ihm über den Rücken. Sein T-Shirt klebte förmlich an ihm, aber das war mir egal. »Wer hat mich denn damals vor den Neuhaus Brüdern beschützt, hm?«
»Da warst du im Kindergarten.«
»Nein, da war ich in der ersten Klasse, du Doofi. Sonst hättest du das doch gar nicht mitbekommen. Das war auf dem Schulhof, wo du mich und mein Butterbrot verteidigt hast.«
Er lachte. »Ja, stimmt.«
»Mein Butterbrot, auch wenn es nicht mehr unter uns weilt, und ich waren dir sehr dankbar.«
»Ach Miriam, da waren wir kleine Kinder.«
»Ja und?« Ich drehte sein Gesicht zu mir. »David, immer wenn ich dich gebraucht habe, warst du für mich da. Wir zwei haben alles zusammen durchgestanden. Sogar die Windpocken.«
»Wir haben uns gegenseitig gekratzt wie die Affen.«
Ich lächelte ihn an. »Du hast mich durch meine Kindheit begleitet, nun ist Elias an der Reihe.«
David grummelte vor sich hin.
»Hey, spüre ich da Eifersucht?«
»Ein bisschen, immerhin habe ich nur die eine Schwester.«
»Aber du magst Elias doch?«
»Ja, er ist voll in Ordnung.«
»Aber …«
»Kein aber.«
»Bist du jetzt wieder lieb?«, fragte ich ihn mit Welpenblick.
Er erhob sich stöhnend und rutschte näher zu mir heran. »Ja, ja.« David lehnte sich gegen meine gesunde Seite.
»Weißt du was?«
»Was?«, wollte er wissen.
»Elias hat mir gesagt, wie er unseren Sohn nennen möchte.«
Davids Kopf schoss hoch. »Und? Immer noch Bagdad?«
»Nein«, lachte ich. »David.«
»Ja?«
»Nein, du Doofi. Unser Kind wird David heißen, wie du.«
Mein Bruder starrte mich eine ganze Zeit lang an.
»Auf diese Art will er dich für mich ein bisschen unsterblich machen«, erklärte ich und sah verlegen weg, weil meine Augen gefährlich feucht wurden.
»Wirklich?«, staunte mein Bruder.
»Ja. Cool, oder?«, stammelte ich und grinste. »Wenn ich dann irgendwo etwas Zerbrochenes finde, muss ich nur David schreien und habe eine Trefferquote von hundert Prozent.«
»Geil«, sinnierte mein Bruder. »Ich werde mir Klein-David nehmen und ihn zu meinem Mini-Me erziehen.«
»Das wirst du schön bleibenlassen oder ich sag ihm, dass er Onkel David beißen soll.«
»Autsch.« Mein Bruder rieb sich den Nacken und sah mich dann müde an. »Ach Gnomin«, seufzte er und zog mich in seine Arme. Zu Hause! Nirgendwo roch es so vertraut nach Heimat wie in
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