Vogelfrei
ständig auf dem glitschigen Untergrund auszugleiten. Einen entsetzlichen Moment lang wurde ihm klar, dass das Blut, das an dem Stein zu seinen Füßen klebte, sein eigenes war, doch er schüttelte diesen Gedanken rasch ab und wandte sich dem nächsten Dragoner zu, der ihn mit gezücktem Säbel angriff.
Die Jakobiten waren noch immer im Rückzug begriffen; die Männer waren hoffnungslos inmitten der niedrigen Hügel verstreut. Dylan wich bis zum Fluss zurück, verteidigte sich gegen näher rückende Gegner, erreichte aber ansonsten nichts. Als er einen Moment zu Atem kam, sah er, dass die Reihen der Jakobiten vollständig auseinandergesprengt worden waren; Mars Truppen waren endgültig besiegt.
Dylan, der noch an den Folgen der Operation litt, presste sich keuchend eine Hand gegen die schmerzende Seite. Er musste Mar finden, hatte aber keine Ahnung, wo sich der Truppenkommandant aufhielt. Doch plötzlich tauchte er oben am Mooresrand auf; die Männer im Gefolge, die von den Einheiten getrennt worden waren, die jetzt am Ufer des Flusses kämpften. Die Hannoveraner, die sahen, dass die Jakobiten nachrückten, wandten sich gegen die Truppen auf dem Hügel. Die jakobitischen Soldaten unten warteten voll atemloser Spannung ab; sie rechneten damit, dass Mar zum Angriff blasen werde, sodass die Reste ihrer Truppe von hinten vorrücken und den Gegner in die Zange nehmen konnten. Doch dieser Befehl blieb aus, und somit hatten die Hannoveraner genug Zeit, sich neu zu formieren und den Jakobiten geschlossen entgegenzutreten.
Jetzt erkannte Dylan, dass dies Mars fataler Fehler gewesen war. Hätte er Argyll just in diesem Moment angegriffen, hätte er eine Chance gehabt, einen Sieg zu erringen, der dem Aufstand vielleicht sogar zum Erfolg verholfen hätte. Wenn Dylan dies auffiel, mussten auch viele der heute hier Kämpfenden zu demselben Schluss gekommen sein. Aber für Dylan gab es keine Möglichkeit, diesen Angriff irgendwie in die Wege zu leiten, selbst wenn Mar auf ihn gehört hätte. Argylls Truppen standen zwischen ihm und den Männern, die er von der Richtigkeit seines Vorhabens hätte überzeugen müssen, wenn er den Ausgang der Schlacht hätte ändern wollen. Er stand da und starrte den perückenbewehrten Aristokraten Mar an, als könne er ihn kraft seiner Gedanken dazu bringen, seinen Irrtum einzusehen, wusste aber, dass es keinen Sinn hatte. Er konnte hier gar nichts ausrichten, denn auch seine Anwesenheit auf dem Schlachtfeld war vorherbestimmt. Er war schon immer ein Teil dieser Geschichte gewesen.
Die geschlagene jakobitische Truppe sammelte sich unten am Fluss, während Mars noch ziemlich ausgeruhte Männer versuchten, den Hügel zu halten. Dylan verfolgte das Gefecht, wobei er Mar im Stillen verwünschte. Als die Dunkelheit hereinbrach, gab Mar den Hügel auf, rückte vom Moor ab und überließ Argyll das Feld. Um die er- schöpften Männer unten am Fluss kümmerte er sich nicht weiter, sie mochten sehen, wie sie sich in Sicherheit brachten.
Der Kampf war vorüber, der Aufstand so gut wie niedergeschlagen. Auf dem Schlachtfeld plünderten Argylls Leute die toten und verwundeten Jakobiten aus. Dylan spie angewidert aus. Er wusste, dass es an der Zeit war, von hier zu verschwinden und sich nach Edinburgh zu begeben. Viele der Männer um ihn herum schienen ähnlich zu denken; sie begannen, den Fluss zu überqueren und sich Richtung Norden davonzumachen. Dylan entdeckte ganz in seiner Nähe ein friedlich grasendes englisches Kavalleriepferd. Er rannte darauf zu, schwang sich in den Sattel, packte die Zügel und jagte auf die Hügel zu, wo Argylls Männer die Kilts und sporrans der Highlander durchsuchten.
Aus den Reihen der MacGregors hinter ihm ertönte plötzlich eine vertraute Stimme: »A Dhilein Dubh nan Chlaidheimh!«
Dylan zügelte sein Pferd und wendete es. Black Dylan! Er war nicht sonderlich überrascht, hatte er doch immer gewusst, dass man ihn eines Tages nach seinen dunklen Farben benennen würde. Jetzt erkannte er auch die Stimme. »Seamus!« Er spähte in die Dämmerung, konnte die Gestalt, die über eine niedrige Anhöhe auf ihn zukam, aber nur undeutlich erkennen.
»Wo willst du denn hin?« Seamus Glas tauchte als langer, dunkler Schatten vor ihm auf. Die MacGregor-Verstärkung war eingetroffen, allerdings viel zu spät.
»A Chaitrionagh!«, rief Dylan laut, riss sein Pferd herum und galoppierte auf das Moor zu, das ihn von dem von den Hannoveranern besetzten Edinburgh trennte. Sinann
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