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Vogelfrei

Titel: Vogelfrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julianne Lee
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Vorführung Kniebundhosen tragen; er fühlte sich in Hosen erheblich wohler, und daher bestand ein geringeres Risiko, dass er Fehler machte.
    »Aha.« Ginny schwieg einen Moment, sah ihm zu und spielte dabei weiter mit den Bügeln der Sonnenbrille herum. Ausfall, Ausfall, Drehung, Abblocken ... Dann sagte sie zaghaft: »Dylan?«
    Diesen Tonfall kannte er, er besagte, dass das, was als Nächstes kam, ihm ganz und gar nicht gefallen würde. »Ja?«
    Klack, klack, klack. »Es ist aus zwischen uns.«
    Hoppla. Dylan blieb wie angewurzelt stehen. Damit hatte er nun nicht gerechnet. Mit einem Mal fiel ihm das Atmen schwer. Er klemmte sich den Spieß unter den rechten Arm und starrte auf den Boden, um sie nicht ansehen zu müssen. Obwohl er die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte, fragte er dennoch: »Warum?«
    »Na ja, weißt du ... du musst das verstehen...«
    Musste er? Er hoffte nur, dass sich hier keine längere Auseinandersetzung anbahnte. »Schon gut, spuck's einfach aus.«
    »Nun ... äh ... ich treffe mich mit Peter.«
    Hört, hört. »Mit wem?« Es kostete ihn einige Anstrengung, mit möglichst ruhiger Stimme zu sprechen.
    »Peter Donaldson. Du kennst ihn.«
    Allerdings. Peter war auf der High School drei Klassen unter ihm gewesen und besuchte dienstagabends den von Ronnie geleiteten Fechtkurs. Peter war ein netter Kerl; ein eifriger, aber unbegabter Fechter, der regelmäßig seine Gebühr zahlte. Dylan hätte dem Hundesohn am liebsten den Hals umgedreht, aber er beherrschte sich.
    »Du triffst dich also mit Peter.« Er wollte erst gar nicht wissen, was sie darunter verstand. »Wie lange denn schon?«
    »Seit ungefähr einem Monat. Weißt du, Dyl, ich find's echt cool, dass du das so gut aufnimmst.«
    Jetzt hob er doch den Kopf und sah sie entgeistert an, doch sie betrachtete angestrengt ihre Fingernägel, so gut das in dem dämmrigen Licht möglich war. Wahrscheinlich fürchtete sie, er könnte doch noch einen Tobsuchtsanfall bekommen. Seine Stimme klang aber nach wie vor ruhig, als er fragte: »Warum?«
    Sie überlegte lange, ehe sie antwortete. Schließlich sagte sie: »Deine Gedanken drehen sich nur noch um Schwerter, Kampftechniken und all dieses Zeug. Platz für irgendetwas oder irgendjemand anderen bleibt da nicht mehr.«
    »Das ist mein Job, davon lebe ich. Wenn ich das aufgebe, nage ich am Hungertuch.«
    »Niemand verlangt von dir, das aufzugeben. Aber ...« Ihr Blick wanderte über die Schaukästen und blieb schließlich an dem Waffenrock mit dem Wappen der Mathesons haften, der an der Bürotür hing. »Dylan, bei dir hört man nur noch Schottland hier, Schottland da. Du kommst mir langsam so vor, als wärst du gar kein Amerikaner mehr, sondern ein Schotte.«
    Der Hieb hatte gesessen. »Entschuldige bitte, dass auch ich ein Recht auf Wurzeln habe.«
    »Nach dreihundert Jahren in Amerika dürfte das Schottentum doch wohl aus deiner Familie verschwunden sein. Außerdem stammen ja nicht alle deine Vorfahren aus Schottland. Behauptet deine Mom nicht immer, du hättest sogar Cherokee-Blut in den Adern?«
    Dylan stützte sich auf seinen Spieß. »Mein Ur-Ur-Ur-großvater mütterlicherseits war ein Cherokee, demnach ist 1/128 von mir indianisch, was nichts anderes heißt, als dass ich schnell braun werde. Sollte ich mich jemals bei meinen indianischen Verwandten als Cherokee vorstellen, würden sie mich unter Hohngelächter aus dem Reservat jagen. Vermutlich hätte ich von meiner Cherokee-Abstammung niemals etwas erfahren, wenn meine Mutter nicht während ihrer Hippiezeit nach ihren indianischen Wurzeln gesucht hätte. Vermutlich fand sie es damals schick, Teil einer ethnischen Minderheit zu sein.«
    Er verlagerte sein Gewicht auf die andere Seite und fuhr betont gelassen fort: »Einige der Namen in meinem Stammbaum kommen aus dem Französischen, einer aus dem Deutschen und einer aus dem Englischen, aber die meisten meiner Vorfahren stammen aus Schottland oder Irland. Für mich ist der Kilt ein Stück meiner Identität, so wie der Kaftan für einen Afroamerikaner, Pasta für einen Italoamerikaner oder schlechtes Spanisch für einen Latino, und dabei ist es völlig egal, seit wie vielen Generationen die Familien schon in Amerika leben.« Seine Augen wurden schmal. Es ärgerte ihn, dass er gezwungen war, ihr all dies so ausführlich zu erklären, nichtsdestoweniger redete er weiter.
    »Aber hauptsächlich kommt es darauf an, dass mein Name Matheson lautet, und das ist nun einmal der Name eines schottischen

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