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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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eine neue Fortsetzung seines
Dinosaurier-Thrillers zu drehen. Endlich entdeckte Morgenstern, wonach er
gesucht hatte: Auf einem großen Tisch lagen Steinplatten verschiedenster Größe
ausgebreitet, alle versehen mit Preisschildchen, und auch an den Wänden lehnten
größere Platten, auf denen die Fossilien bestens zu erkennen waren. Das war
Qualitätsware, gar kein Zweifel.
    Morgenstern schoss die Zornesröte ins Gesicht. »Dieser
Bernie!«, zischte er. »Und meine eigene Frau mittendrin in diesen dubiosen
Geschäften. Da kann sie ja genauso gut im Hinterzimmer einer Kneipe illegale
Fußballwetten entgegennehmen. Na warte!«
    In diesem Augenblick kam Fiona aus einem Nebenraum in
den Laden, sah ihren Mann buchstäblich an der Scheibe kleben und winkte ihn
fröhlich hinein. Doch Morgenstern schüttelte den Kopf. Das wollte er lieber zu
Hause klären. Eine lautstarke Auseinandersetzung vor Publikum war das Letzte,
was er jetzt brauchen konnte. Für ihn stand fest, dass Fiona sofort ihren Job
bei Bernie würde beenden müssen. Das gäbe zwar großen, großen Ärger, aber als
Polizeibeamter konnte er es sich einfach nicht leisten, dass seine Familie in
illegalen Machenschaften mitmischte. Nicht er, der wie kein anderer Einblick in
die dunklen Geschäfte auf dem Fossilienmarkt gewonnen hatte. Brummer und die
drei Studenten warteten mittlerweile in der Untersuchungshaft auf ihre Prozesse,
Mustafa Önemir und Carola Messmer waren tot – aber hier, mitten in Eichstätt,
hatte das anscheinend keinen Eindruck gemacht.
    Fiona winkte ihm noch immer zu, sodass sich
Morgenstern mürrisch einen Ruck gab und in den Laden ging. »Und?«, fragte er
unfreundlich.
    »Schau doch mal, Mike. Bernie hatte wirklich eine
super Idee! Seit heute haben wir Fossilien im Angebot, und ich konnte schon
jede Menge verkaufen. Für mindestens – lass mich nachsehen …« Fiona hatte sich
einen kleinen Notizblock neben die Kasse gelegt, auf den sie mit Bleistift
Zahlen geschrieben hatte, und fuhr jetzt die Ziffernkolonne mit dem Zeigefinger
nach. »Für fünfhundertzwanzig Euro, so viel haben wir heute schon umgesetzt,
gleich am ersten Tag. Die Touristen sind ganz verrückt nach den Steinen!« Morgenstern
jaulte innerlich auf, doch Fiona war nicht zu bremsen. »Bernie sagt, wenn das
ins Laufen kommt, bauen wir den Fossilienhandel richtig professionell aus. Hast
du schon unser neues Ladenschild gesehen? Toll, nicht? Und rate mal, wer den
Ammoniten gemalt hat?«
    »Keine Ahnung«, brummte Morgenstern.
    »Ich! Und als Vorlage habe ich einen von den Ammoniten
genommen, die du den Kindern aus Solnhofen mitgebracht hast. Ist mir doch toll
gelungen. Übrigens habe ich dir absichtlich nichts davon erzählt, weil ich dich
überraschen wollte. Ach, Mike, wenn du dich sehen könntest! Du bist ja völlig
perplex. Überraschung gelungen, würde ich mal sagen.«
    In der Tat hatte Fionas vergnügter Redeschwall
Morgenstern zum Verstummen gebracht. Beim besten Willen konnte er sich nicht
vorstellen, wie er seiner Frau seinen Entschluss mitteilen konnte, ohne dass zu
Hause das gute Aussteuerporzellan in Scherben ging. Vielleicht wäre es das
Beste, erst einmal mit Bernie ein ernstes Wort unter vier Augen zu reden? Ja,
in den nächsten Tagen, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergäbe, würde er das
in Angriff nehmen. Wahrscheinlich wäre das strategisch die beste Lösung.
    »Wo steckt Bernie eigentlich?«, fragte er.
    »Der holt mit dem Anhänger gerade ein paar Boote aus
Kipfenberg ab, von Leuten, die heute Morgen damit die Altmühl runtergepaddelt
sind«, sagte Fiona. »Ich halte hier die Stellung. Eigentlich hätte der Laden
schon zu, aber wir erwarten noch eine Fossilienlieferung. Die muss aber jeden
Augenblick kommen.«
    »Dann gehe ich wohl besser. Da will ich echt nicht
dabei sein. Sonst muss ich am Ende noch dienstlich werden.«
    »Jetzt mach dich doch nicht lächerlich, Mike«, sagte
Fiona. Sie sah über Morgenstern hinweg aus dem Fenster. »Ach, da kommt er ja
schon!«
    Auch Morgenstern sah durch die Scheibe und erstarrte:
Mit einer schwer beladenen hölzernen Obstkiste stand ein junger Türke vor der
Tür: Ali Akatoblu.
    Akatoblu grinste über beide Ohren. »Na, der Herr
Kommissar, was für eine schöne Überraschung! Was tun Sie denn hier, möchten Sie
Fossilien kaufen?«
    Fiona mischte sich ein: »Herr Akatoblu, das ist mein
Mann, er wollte mich von der Arbeit abholen, aber erst müssen wir beiden noch
rasch das Geschäftliche klären. Haben Sie die

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