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Vogelwild

Vogelwild

Titel: Vogelwild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Auer
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dann
frühzeitig mit dem Brecheisen ausgelöst habe. Ging ganz leicht.«
    »Und sah aus wie ein Unfall«, sagte Morgenstern.
    »Die Idee war doch nicht schlecht?«, meinte Brummer,
ohne eine Andeutung von Mitleid zu zeigen. »Danach habe ich noch seine Hütte
durchsucht, aber nur ein paar uninteressante Fossilien gefunden. Die besten
Stücke hatte er anscheinend schon verkauft, und obwohl ich gründlich
nachgesehen habe, war von dem Archaeopteryx keine Spur.«
    »Denn der lag in Eichstätt in der Wohnung von Önemirs
Mitarbeiter Ali Akatoblu«, beendete Hecht den Gedankengang. »Sie haben es ja
gerade selbst gesagt: Önemir war ein schlauer Fuchs. Und als Sie den Urvogel
nicht finden konnten und realisiert haben, dass Sie einen Menschen umgebracht
haben, wurden Sie panisch und sind wie der Teufel nach Hause geradelt. Wenn Sie
nicht so irre schnell gefahren wären, hätte Ihnen vermutlich der Hund nichts
getan, aber so haben Sie seinen Jagdtrieb geweckt.«
    »Oder seinen Spieltrieb«, sagte Morgenstern trocken.
»Ich denke, das war’s dann auch. Halt, eine Frage hätte ich noch. In meinem
privaten Briefkasten in Eichstätt habe ich einen anonymen Brief gefunden, mit
dem uns jemand auf eine falsche Fährte locken wollte, ein Fossiliensammler aus
Ingolstadt wurde verdächtigt. Die Mitteilung war zwar in nicht astreinem
Deutsch geschrieben, als käme sie von einem Türken, aber das könnte auch
Absicht gewesen sein. Der Brief war von Ihnen, nicht wahr?«
    Brummer nickte. »Um den Krawinkel, diesen feinen
Pinkel mit seinem Sammlertick, wäre es nicht schade gewesen. Das ist einer der
Schlimmsten.«
    Morgenstern wandte sich an die Beamten in Uniform.
»Bringen Sie Herrn Brummer bitte ins Polizeipräsidium nach Ingolstadt«, wies er
sie an. Als die beiden Polizisten den Mann aus der Halle ins grelle Sonnenlicht
geleiteten, fiel Morgenstern nochmals die Wunde an seinem Bein auf. »Herr
Brummer, waren Sie nach dem Hundebiss schon beim Arzt?«
    »Nein, ich habe befürchtet, dass die Sache dann auffliegt.«
    »Dann lassen Sie sich drüben in Ingolstadt sofort
behandeln und vor allem gegen Wundstarrkrampf impfen. Mit so etwas ist nicht zu
spaßen.«
    »Nein, das ist alles tatsächlich kein Spaß«, waren
seine letzten gequälten Worte, bevor er ins Polizeiauto einstieg.

DREIZEHN
    Etwa drei Wochen später überquerte
Morgenstern wie jeden Abend vom Bahnhof herkommend auf der Fußgängerbrücke die
Altmühl in Richtung Eichstätter Innenstadt. Schon seit einiger Zeit hatte er es
aufgegeben, mit dem eigenen Wagen zur Arbeit zu fahren, er hatte regelmäßig in
endlosen Pendlerkolonnen im Stau gestanden. Dann nahm er doch lieber die Bahn,
auch wenn die ebenfalls nicht ganz unkompliziert war. Die Stadt Eichstätt war
nämlich einst beim Bau der Hauptlinie Nürnberg-Ingolstadt-München links liegen
gelassen worden, was dazu geführt hatte, dass der Eichstätter Hauptbahnhof fünf
Kilometer von der Innenstadt entfernt und ganz allein im Nirgendwo lag, nur
umgeben von rauschenden Wäldern. Zur Stadt hinunter gelangte der Reisende über
ein einspuriges Zubringergleis, auf dem ein roter Schienenbus endlos hin-und
herpendelte. Morgenstern musste also trotz der geringen Entfernung nach
Ingolstadt jeden Tag umsteigen.
    Als er nun über jene Brücke ging, über die er erst vor
wenigen Wochen die Sprayer gejagt hatte, konnte er schon von Weitem eine
Neuerung an »Bernies Boote-Bunker« erkennen. Auf die Tafel über seinem Laden
hatte Bernie riesengroß einen Ammoniten malen lassen, daneben prangte der
schriftliche Hinweis: »Kanuverleih – Fossilienverkauf«. Obwohl Fiona momentan
fast jeden Tag bei Bernie arbeitete, Boote schleppte, Telefondienst schob,
Reservierungen vornahm und ahnungslose Anfänger per Trockenübung in die Kunst des
Kanufahrens einweihte, hatte sie Morgenstern nichts davon erzählt. Jetzt also
auch noch Fossilienverkauf.
    Neugierig schaute der Oberkommissar ins Schaufenster.
Zuerst fiel ihm der große Kühlschrank mit den kalten Getränken ins Auge, dann
die Eichstätt-Postkarten, unter denen sich natürlich auch jenes völlig schwarze
Exemplar mit der humorig gemeinten Aufschrift »Eichstätt bei Nacht« befand, und
anschließend der Kleiderständer mit den T-Shirts, auf die das Skelett des
Archaeopteryx zusammen mit dem englischen Hinweis »Eichstätt – the real Jurassic Park « aufgedruckt worden war. Dennoch
war sich Morgenstern sicher, dass Steven Spielberg nicht so schnell ins
Altmühltal kommen würde, um dort

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