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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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umständlich unter dem Traktor hervor und lief gebückt zum Misthaufen, der ziemlich genau die Mitte des Hofes bildete. Die Hühner links von ihm gackerten kurzfristig etwas aufgeregter. Aber das würde ihn schon nicht verraten. Dann drückte er sich am Schweinestall entlang, aus dem vereinzeltes Grunzen drang, zog dann die grün gestrichene Holztür zum ehemaligen Kuhstall auf und schlüpfte hinein.
    Wo früher die Kühe gestanden waren, lagerte jetzt in großen Säcken das Kraftfutter für die Schweine. Hier drin war der Bertl schon einmal nicht. Suchanek schaute in den Futtergraben, an dem früher die Kühe angebunden gewesen waren. Nichts. Vielleicht oben, auf dem alten Heuboden? Ganz links hinten lehnte eine Leiter an einer Luke. Suchanek kletterte hinauf. Dort oben war es finsterer als in seinem Liebesleben. Er machte ein paar unsichere Schritte und gerade, als sich die Einsicht durchsetzte, dass der Mörder den Bertl wahrscheinlich eher nicht mühselig da die Leiter hinaufbugsiert hatte, stieß er mit dem Knie an irgendwas, das dann mit einem metallenen Scheppern von irgendwo runterfiel.
    Suchanek blieb regungslos stehen. Ungefähr vier Stunden lang. Gefühlt waren es sogar sechs. Es war nichts zu hören. Erleichtert tappte er zu der Luke zurück und kletterte wieder herunter.
    Bei den Schweinen drüben vielleicht? Die würden aber sicher Lärm machen. Das wusste er noch von früher. Wenn man in den Schweinestall ging, glaubten die gefräßigen Viecher immer, man würde sie jetzt füttern, und fingen sofort an aufgeregt zu …
    «Ja, da schau her! Der Suchanek! Dass du mich wieder einmal besuchen kommst.»
    Es hätte eine lange Reihe von mehr oder minder drastischen Ausdrücken gegeben, um die Unerfreulichkeit der gerade eingetretenen Situation zu umschreiben. Vorsichtig ausgedrückt war das jetzt jedenfalls einmal ziemlich schlecht.
    «Kommst du am Ende die Milch holen?»
    Suchaneks sämtliches Blut suchte sich fluchtartig einen Platz in seinem Körper, der nicht das Hirn war. Er drehte sich langsam um und lächelte hilflos.
    «Na ja, weißt du, ich hab in der Stadt wirklich alle Marken durchprobiert», sagte er. «Aber an deine Milch kommt einfach keine andere heran.»
    Der Achter-Hiefler nickte versonnen, nahm dann seine vor Jahren sicherlich einmal dunkelblau gewesene und von einem Delta alter Schweißränder durchzogene Kappe ab, bürstete sich mit gespreizten Fingern die grauen, aber immer noch juvenil dichten Haare ein paar Mal nach hinten und setzte die Kappe dann wieder auf.
    «Ich glaube ja, es war vor allem die Auwiese. Weißt eh, die da unten beim Schutzdamm, Richtung Haindorf», sagte er dann bedächtig. «Da sind Pflanzen gewachsen, die hab ich sonst nirgends gesehen in der Gegend. So ganz eigene Wildkräuter waren das. Mit dem Heu von dort hab ich meine Kühe immer gefüttert.»
    Suchanek würde an ihm nicht vorbeikommen, so viel war klar. Der Achter stand in all seiner beeindruckenden Fülle in der Tür. In der einzigen Tür. Und wenn Suchanek es doch irgendwie schaffen sollte, musste er noch aus dem Hof raus. Nach vorne zur Straße war sicher abgesperrt. Es blieb also nur der Weg, auf dem er gekommen war. Und bis er das Tor wieder aufgeschoben hatte, hatte der Achter den Rückstand, den er sich beim Laufen vielleicht eingehandelt hätte, längst wieder wettgemacht.
    «Aber ich muss dich leider enttäuschen: Hier ist nichts mehr wie früher. Du kannst bei uns leider keine Milch mehr holen», fuhr Hiefler fort. «Also muss ich dich jetzt schon eins fragen: Was suchst du in meinem Stall? Und wie bist du überhaupt hier hereingekommen?»
    In Suchaneks Mund war Speichel nicht einmal mehr in Spurenelementform vorhanden. Er konnte kaum sprechen, so inbrünstig klebte seine Zunge am Gaumen.
    «Ich weiß, dass der Bertl hier irgendwo ist. Und die Polizei weiß es auch. Sie wird jeden Augenblick kommen.»
    Hieflers Augenbrauen wanderten bis fast zu seinem Haaransatz hoch. «Der Gärtner Bertl? Bei mir?» Er lachte schallend. «Was du alles weißt!»
    Suchaneks Blick zuckte hektisch durch den Stall. Eine Mistgabel, eine Sense … Irgendwas musste doch hier herumstehen. So ein Bauernhof war doch normalerweise quasi ein Selbstbedienungsladen voller potenzieller Tötungswerkzeuge.
    «Ich weiß noch viel mehr», antwortete er klebrig. «Ich weiß zum Beispiel, dass du mich umbringen wolltest. Obwohl ich dir nichts getan habe.»
    Der Achter seufzte tief und fuhr sich mit der Hand zweimal über das ganze

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