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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Stelle getan hättest.
    «Wenn du jetzt mich und den Bertl auch noch umbringst, nur, damit du deine Rache kriegst … Was glaubst du, würde der Andi dazu sagen? Ich hab mit ihm früher immer Verstecken gespielt. Genau hier. Ich wäre überhaupt nicht in deinen Hof hineingekommen, wenn er mir nicht gezeigt hätte, wie ich mit dem Spaten das hintere Tor ausheben kann.»
    «Das hat er dir gezeigt?» Ein seliges Lächeln huschte über das fahle Gesicht vom Hiefler. «Dieser Bub! So ein Pülcher, was der war … Aber wie kommst du darauf, dass ich den Bertl umbringen möchte?»
    «Na ja, ich könnte mir vorstellen, dass ihm das alles zu viel geworden ist. Dass er nicht an noch mehr Toten schuld sein wollte. Und dass er deshalb zu dir gegangen ist, um dir ins Gewissen zu reden, dass du damit aufhören sollst. Oder vielleicht hat er dir sogar gedroht, er geht zur Polizei.»
    Wieder nahm der Achter seine Kappe ab, kratzte sich am Kopf und schaute dabei angestrengt nach oben.
    «Ja …», sagte er dann gedehnt, «das ist natürlich kein blöder Gedanke. Klingt logisch.»
    Ans Gewissen appellieren!
    «Also komm, Achter. Es ist genug. Der Bertl und ich, wir haben dir den Andi nicht zusammengeführt. Und jetzt, wo die Polizei weiß, dass da in der Lacke ein Auto liegt, ist es nur mehr eine Frage der Zeit, bis sie draufkommen, was das für ein Auto ist. Jetzt lass uns zwei halt gehen. Bitte.»
    Hiefler lächelte wieder. «Ich hab gedacht, die Polizei steht sowieso jeden Moment vor meiner Tür, weil sie weiß, dass ich den Bertl entführt hab?»
    Suchanek, kann es eigentlich auf dieser großen, weiten Welt, vielleicht auf dieser einen Molukken-Insel oder im Villenbezirk von Kinshasa oder vielleicht auf Feuerland, irgendwo einen größeren Trottel geben als dich?
    «Und was jetzt noch blöd ist», fuhr der Achter immer noch lächelnd und das nicht einmal unfreundlich oder gar sardonisch fort, «du überschätzt offenbar das schlechte Gewissen vom Bertl. Der war nicht bei mir. Der wollte mir gar nichts ausreden oder zur Polizei gehen. Der hat einfach den Kopf eingezogen und auf seinen neuen Hof gewartet. Und darum habe ich auch überhaupt keinen Grund, ihn umzubringen. Und darum ist er auch nicht bei mir.»
    Nein, Suchanek, jetzt ist es endgültig verbrieft. Es kann unter Garantie nirgendwo einen größeren Trottel geben als dich.
    «Aber», fügte Hiefler hinzu, «aber im Gegensatz zu dir kann ich mir ganz gut vorstellen, wo er ist.»
    Suchanek versuchte mühsam, irgendwie die Fassung zu bewahren.
    «Wo denn?»
    «Na, denk doch einmal nach, du Superdetektiv. Du bist draufgekommen, dass der Bertl das Auto gefunden haben muss. Wer könnte denn noch draufgekommen sein?»
    Jetzt musste selbst Suchanek nicht mehr lange nachdenken. Na klar. Natürlich. Er schaute den Achter skeptisch an.
    «Und? Was machen wir jetzt?», fragte er mit leicht zittriger Stimme.
    «Ja», sagte Hiefler. «Das ist eine wirklich gute Frage. Was machen wir jetzt?»

[zur Inhaltsübersicht]
21
    Ob der Gärtner Bertl jetzt gerade bei Bewusstsein war oder lieber doch nicht, war leicht zu beantworten: beides.
    Sein Kopf kippte vornüber, und die kleine Pfütze, die sich auf dem oberen Plateau des knöchernen Quaders gesammelt hatte, schwappte ihm übers Gesicht, vermischte sich mit dem Speichel und dem Blut, das ihm immer noch in einem dünnen Faden unaufhörlich aus dem Mundwinkel quoll, zu einem zähen blassroten Saft, tropfte dann auf Bertls bestes weißes Sonntagshemd und baute die Umrisse des dort befindlichen roten Flecks langsam von einem mit einiger Phantasie erkennbaren Frankreich mehr in Richtung Kanada aus.
    Es dauerte eine Weile, bis das Wasser, das man ihm ins Gesicht geschüttet hatte, so weit wirkte, dass er nicht nur wieder einigermaßen wach war, sondern auch wieder wusste, wo er war. Und warum. Und wie es kam, dass ihm nicht nur das Gesicht, sondern vor allem Daumen und Zeigefinger der linken Hand so weh taten.
    «Bitte!», wimmerte er und warf dabei eine blutige Schaumblase auf seinen Lippen. «Hör auf! Nicht noch einen Finger. Ich sag die Wahrheit, ich schwör’s.»
    Man musste allerdings einräumen, dass der ORF   2 anfänglich keineswegs die Wahrheit gesagt hatte. Also, nicht ganz anfänglich, denn die ersten paar Stunden seiner Gefangenschaft war er zu seinem Glück ohnehin bewusstlos gewesen. Nachdem er eine SMS bekommen hatte, in der dringestanden war «müssen reden wegen mantlers. pappelwald. sofort.» und von der er natürlich

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