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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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sieben Brücken musst du gehen. Und ein Spiel dauert neunzig Minuten.»
    Jetzt war Wimmer anzusehen, wie sehr er sich wünschte, in einem anderen Land zu sein. In einem, in dem die Gesetze nicht nur dazu da waren, die Exekutive daran zu hindern, wirklich Ordnung zu schaffen.
    «Haben Sie eigentlich irgendwann einmal auch etwas Erhellendes zu sagen, Herr Suchanek? Oder bleiben Sie lieber weiterhin bei sinnlosem Maulheldentum?»
    Das war ja das Komische. Eigentlich war der Suchanek natürlich überhaupt kein Maulheld. Aber Wimmer brachte irgendwie das Beste in ihm zum Vorschein. Grasel wäre stolz auf ihn gewesen.
    «Also gut, wenn Sie mich schon so nett bitten, dann sag ich halt was Sachdienliches: So wie ich das sehe, ist der Fall mit dem Willi völlig klar. Es kann eigentlich nur Greenpeace gewesen sein.»
    «Was?»
    «Der Willi war ein ganz schlimmer Umweltverschmutzer, müssen Sie wissen. Der hat ein ganzes Auto in der Lacke versenkt. Und das hat sicher manchen Leuten nicht gefallen. Sie wissen ja, wie diese militanten Grünen sind.»
    Wimmer verdrehte die Augen, hatte aber offenbar keine Lust, das Gespräch mit Suchanek fortzuführen.
    «Hab ich das richtig verstanden, dass Sie der René sind?», sagte er stattdessen zum René. «René Pfarrhofer?»
    Der doch schon ziemlich angesoffene Hüne lief röter an als der Wodka in seinem Glas. «Ich … Äh, ja?»
    «Sehr schön, sehr schön. Gut, dass ich Sie hier treffe. Ich muss Sie da nämlich was fragen. Sagen Sie einmal, Herr Pfarrhofer, in welchem Verhältnis standen Sie denn zu dem verstorbenen Herrn Bobek?»
    «Ich? Verhältnis? Wieso?»
    «Na, war der Herr Bobek ein Freund von Ihnen? Oder nicht?»
    «Freund, Freund. Freund wär jetzt zu viel gesagt.»
    «Aha. Also seid’s ihr alle miteinander keine Freunde in dieser Bürgerliste? Oder waren Sie halt nur kein Freund vom Herrn Bobek?»
    Der Pfarrhofer gehörte also auch zu den Wulzendorfer Separatisten. Das war Überraschung eins. Und die zweite: Der Wimmer arbeitete ja was!
    «Wir haben da ganz normal zusammengearbeitet. Politisch. Wie alle anderen dort auch.»
    «Und es hat keine Probleme gegeben.»
    «Nein. Wieso?»
    «Sehen Sie, Herr Pfarrhofer, und genau da hab ich was anderes gehört. Mir hat nämlich wer erzählt, Sie und der Herr Bobek hätten einen Streit gehabt.»
    «Ich? Mit dem Willi? Das stimmt nicht. Worüber hätten wir denn streiten sollen?»
    Der René schwitzte jetzt stark, und der ganze gute Schnaps kam ihm wieder aus allen Poren raus. Ewig schade drum eigentlich.
    «Nun ja», fuhr Wimmer fort, der eine große Freude damit hatte, den armen Landmaschinenschuster vor sich herzutreiben, «in der Politik ist man sich ja nicht immer einig, oder Herr Pfarrhofer? Und jetzt hab ich gehört, dass manche in der Bürgerliste einen ziemlichen Grant auf den Herrn Mantler gehabt haben sollen. Ist das richtig?»
    «Na ja … also, Grant», stotterte der René, «ich weiß nicht …»
    «Aber ich. Wegen dieser Thermengeschichte, nicht wahr?»
    Suchanek war jetzt doch einigermaßen erstaunt. Er hätte dem Kommissar an sich gar nichts zugetraut. Also auch nicht, das hier herauszukriegen.
    «Aber der Herr Bobek, der hat den Herrn Mantler offenbar verteidigt auf Mord und Brand.»
    Sehr schön, Wimmer! Unbedingt einreichen das, beim Formulierungsförderpreis des Landeslyrikamtes.
    «Und deswegen sollen dann wiederum Sie sich ganz fürchterlich mit dem Herrn Bobek in die Haare geraten sein.»
    Pfarrhofer schaute nun drein, als würde er jeden Moment in haltloses Schluchzen verfallen. Und dann brach es aus ihm heraus. «Das ist eine gemeine Lüge! Wer behauptet das? Natürlich hat mir das nicht gefallen, dass der Fünfer da mit den Bernhardsäuen gemeinsame Sache macht. Aber das hat keinem bei uns gefallen. Bis auf den Willi halt. Aber ich war in Wirklichkeit einer, der sich da noch zurückgehalten hat mit dem Willi! Mit mir soll er gestritten haben? Na, dann fragen Sie doch einmal herum, was er mit dem Siebzehner gemacht hat! Oder mit dem Heimeder Kurtl!»
    Wimmer nickte, musterte den dunstenden Pfarrhofer eingehend und sagte: «Das werde ich. Das werde ich.»
    Dann wandte er sich Suchanek zu. «Mit Ihnen normal zu reden, das wird mir wohl nicht mehr gelingen. Aber eines sag ich Ihnen, Herr Suchanek», zischte er, und sein ausgestreckter fetter Zeigefinger stach ein beeindruckendes Loch in die Luft. «Übertreiben Sie es lieber nicht. Man trifft sich im Leben immer zwei Mal.»
    Er nickte Pfarrhofer kurz zu und

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