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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Rest …»
    «… den Rest erledigen die Würmer!», sagte die Gerstmeierin und schickte diesem Satz noch ein kokettes Lachen hinterher.
    Ansgar verabschiedete sich und ging die paar Stufen vom Eingang auf den Kiesweg hinunter. Wenn er sich jetzt umdrehte, vielleicht um seiner Eleonore noch eine Kusshand zuzuwerfen, dann war Suchanek mindestens geliefert. Und möglicherweise tot.
    Aber der Palenak strebte forschen Schritts Richtung Straße. Die Gerstmeierin schaute ihm nicht lange nach und schloss die Tür. Ein zweimaliges Scharren verriet Suchanek, dass sie abgesperrt hatte. Die Dämmerung war in der Zwischenzeit in Nacht übergegangen. Suchanek wartete noch eine Minute, bis er sicher war, dass der Palenak auch wirklich nicht zurückkam. Dann arbeitete er sich mühsam aus seiner Ganzkörperdornenkrone heraus und machte, dass er wegkam.

[zur Inhaltsübersicht]
14
    Die Polizisten aus Bernhardsau waren ja für die Mörderjagd schon allein aufgrund ihrer Herkunft nicht zu gebrauchen. Und auch wenn sie eigentlich Langegger waren oder Haindorfer oder von noch weiter weg, nützte ihnen das auf lange Sicht gar nichts. Denn Bernhardsau war leider ansteckend auch noch.
    Selbst wenn einer in jungen Jahren eigentlich ganz proper gewesen sein sollte, ein aufgewecktes Kerlchen voller Tatendrang – nach ein paar Dienstjahren konnte man ihn abhaken. Denn spätestens dann fehlte es so ziemlich an dem gesamten Rüstzeug für die kriminalistische Feinmechanik. Ob es nun Spürsinn, Hartnäckigkeit, Kombinationsgabe oder die allgemein verständliche Beherrschung der deutschen Sprache war, egal. Also taten die Bernhardsauer Bullen eben das Einzige, was mit ihren kümmerlichen Fähigkeiten gerade noch im Bereich des Möglichen lag: Sie setzten die Straßenverkehrsordnung durch. Und das heute Nacht in Wulzendorf wenigstens ganz massiv.
    Die Rechnung vom Spakowitsch Edi war nämlich voll aufgegangen. Einen derartigen Ansturm hatte das Volksfest noch nie erlebt. Sogar auf der Gstettenstraße war ein Stau. Unter Garantie der erste, den sie jemals gesehen hatte. Aus allen Richtungen strömten Autos nach Wulzendorf. Voll mit aufgeweckten jungen Menschen, die heute sogar die neueste spannende Folge dieser ungemein erfolgreichen Reality-Soap im Fernsehen sausen ließen, in der man aufgeweckten jungen Menschen dabei zusehen durfte, wie sie sich am Samstagabend in irgendeiner Disco oder vielleicht sogar auf einem Volksfest volllaufen ließen und dann fickten oder kotzten. Oder zuerst das eine und dann das andere. Oder, im regietechnischen Idealfall, beides gleichzeitig.
    Aber das hier, das war ja bitte noch viel besser. Man konnte schließlich nie wissen. Vielleicht würde sich der Mörder in Geberlaune zeigen, angefeuert von den heißen Rhythmen, die die Hammondorgel vom Heimeder Kurtl schon jetzt ausspuckte, und am Ende erneut zuschlagen. Suchanek hoffte, dass sich der Kurtl mit «Hossahossahossaolé», oder wie das hieß, zu so einem frühen Zeitpunkt des Festes nicht zu sehr verausgabte. Man brauchte schließlich immer noch eine Steigerungsmöglichkeit, und der Kurtl musste schon aufpassen, dass er sich da nicht verbrannte, denn natürlich war er vollkommen durch den Wind. Ein Gig vor so vielen Leuten! Die alle einzig und allein gekommen waren, weil sie ihn bei der brutalen Vergewaltigung von Liedgut erleben wollten, das er irgendwie für lateinamerikanisch hielt! Natürlich hätte er sich in den Arsch beißen können, dass er eine Fixgage ausgemacht hatte und keine Einnahmenbeteiligung. Und dieser nagende Gedanke wirkte sich doch ein wenig auf die Konzentration von Kurtl aus.
    An der Kassa beim Eingang saß der Urban Ernstl. Das war eine interessante Wahl. Weil der Ernstl und die Grundrechnungsarten, das war keine Kombination, die einem gleich auf Anhieb eingefallen wäre.
    Suchanek ging ungerührt an der langen Schlange von Menschen vorbei, die bereit waren, für die vage Hoffnung auf eine Live-Enthauptung und, wenn sie laut genug nach Zugabe schrien, wozu sie rückhaltlos bereit waren, möglicherweise auch noch Ausweidung eines Wulzendorfers schon einmal auf Verdacht zehn Euro zu bezahlen – von den zusätzlichen Kosten für verdorrte Grillhühner und mit Abwaschwasser gestrecktem Bier einmal abgesehen. Unter dem empörten Getuschel von einigen Überholten nickte er sodann freundlich lächelnd dem Ernstl zu. Der machte eine ausladende einladende Armbewegung und ließ den Suchanek klarerweise gratis rein. Schließlich war der ja

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