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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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ging ab. Suchanek überlegte gerade, ob er ihm jetzt nachrufen solle, dass das eben eh schon ihr zweites Mal gewesen war, als sich Wimmer noch einmal umdrehte.
    «Aber wissen Sie was? Sie haben jetzt immerhin tatsächlich einmal eine Aussage gemacht, die Hand und Fuß hat. Weil nach dem, was ich von unseren Tauchern gehört habe, liegt in dem Teich ja wirklich ein Auto. War nicht zu übersehen. Jetzt erzählen Sie mir beim nächsten Mal etwas, das auch noch für den Fall relevant ist – und Sie machen einen glücklichen Mann aus mir!»
    Und dann verschwand er endgültig im Gewühl.
    Der René war so fertig von dieser Unterhaltung, dass er gleich noch einmal zwei Doppelte bestellte. Und das keine Sekunde zu früh, feuerte doch der Heimeder Kurtl gerade seine in den Dreivierteltakt hinübergeprügelte Spezialversion von «La Cucaracha» in die tobende Menge. Gelernt war halt gelernt.
    «La cucaracha, la cucaracha,
    Ya no puede caminar,
    Porque no tiene, porque le falta
    Marihuana que fumar.»
    Zu diesen goldenen Worten schwangen sich die Nidetzky und die Zwölferin auf in den Himmel der Walzerseligkeit. Alles drehte sich, alles bewegte sich. Und die nächste Runde ging auf den Suchanek. Und dann war es beim Pfarrhofer ja so, dass die vier doppelten roten Wodkas, die er allein schon mit dem Suchanek getrunken hatte, in seinem Magen auf eine bereits dort befindliche Großfamilie von roten Wodkas getroffen waren. Das gab natürlich ein Riesenhallo. Und dieses Hallo veranlasste den René, nunmehr aufzustehen und dem Suchanek höflich, aber bestimmt mitzuteilen, dass er ihn jetzt leider verlassen musste:
    «Ich geh jetzt speiben!»
    Suchanek schaute sich eingehend um, ob er vielleicht jetzt den Grasel irgendwo entdecken würde, sei es, dass er irgendwo unter einem Tisch lag oder gerade bei der Zwölferin die Nidetzky abklatschte. Er fand ihn nicht und wollte gerade aufstehen, um ihn draußen zu suchen, als die Urli zwei weitere rote Wodkas auf die Theke stellte und ihn mit ihrem erwartungsvollsten Blick ansah. Oder vielleicht hatte sie auch gerade Blähungen, wer wusste das schon. Suchanek lächelte peinlich berührt und nahm sein Stamperl.
    «Haben wir eigentlich schon Bruderschaft getrunken?», röhrte die Urli wie einer der tiefer gelegten Boliden vom Willi und winkelte ihren Arm empfängnisbereit ab. Suchanek hakte seinen Arm ein, weil, wie hätte er denn ablehnen können, ohne die arme Frau in eine tiefe Lebenskrise zu stürzen? Sie tranken. Dann zog ihn die Urli ein Stück über die Budel zu sich, verkündete hauchend eine große Neuigkeit («Ich bin die Ursula!») und steckte Suchanek anschließend die Zunge in den Mund.
    Zwei weitere Doppelte später stand der Grasel vor ihm. «Was ist denn mit dir passiert?», sagte er und zeigte auf Suchaneks Gesicht. «Kaum lässt man dich ein paar Stunden allein, hast du schon wieder neue Verletzungen. Hast du in einer eisernen Jungfrau geschlafen?»
    «Das war so ein Stachelstrauch bei der Gerstmeierin im Garten.»
    «Du hast einen Stachelstrauch von der Gerstmeierin im Gesicht gehabt?»
    «Jaja. Wobei eine eiserne Jungfrau natürlich viel cooler wäre. Da wäre vor allem der Keller Gerry mit seinem Folterwerkzeugvogel ziemlich begeistert. Oder die Susi. Wenn ich ihr verspreche, dass ich nie wieder rauskomme.»
    «Suchanek, zwei Fragen. Erstens: Wie viel hast du schon getrunken? Zweitens: Was um Himmels willen ist seit unserem letzten Telefongespräch alles passiert?»
    Die Burli-Urli stellte die nächsten zwei Doppelten hin. «Die gehen auf mich», brummte sie mit einem Augenaufschlag, der in der Zwischenzeit langsamer geworden war als ein übervorsichtiges elektrisches Garagentor. «Damit ihr mich nicht ganz vergesst’s.»
    Und bis Suchanek fertig war mit Erzählen, waren es noch mal drei.
    «Also gut, noch einmal zum Mitschreiben», sagte der Grasel. «Die Gerstmeierin und der Palenak haben die Johanna und den Willi um die Ecke gebracht, weil sie christliche Fundamentalistenspinner sind, die die Versicherung betrügen wollen?»
    «So, wie du das zusammenfasst, hört es sich jetzt nicht mehr so zwingend an. Aber die Idee mit der Buße für die Sünden ist doch von dir. Und immerhin reden wir hier von einem Kinderschänder.»
    «Und sie hat echt gesagt: ‹Und den Rest erledigen die Würmer.›? Das ist ja spooky.»
    «Hätte ich das dem Wimmer sagen sollen?»
    «Nein. Der kommt ja offenbar eh auch allein auf Sachen drauf. Das ist ja eine wirklich interessante Geschichte mit

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