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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Suchanek mit ähnlicher Gewalt, wie er wenige Stunden zuvor den ganzen Suchanek gerammt hatte, kippte sich das rote Zeug in den Schlund und schaute dann Suchanek erwartungsvoll an. Suchanek hasste es, Erwartungen zu enttäuschen, das war er von seiner Mutter so gewöhnt. Also stürzte auch er den Schnaps hinunter.
    «Noch zwei», entschied Pfarrhofer und rückte dann ganz nahe an Suchanek heran. «Ich muss dir was gestehen», raunte er.
    Ein Satz, der in den momentanen Wulzendorfer Zeiten so so gut wie alles einleiten konnte.
    «Ja?»
    «Ja. Und ich wollte mich noch einmal entschuldigen. Das mit dem Match heute tut mir echt leid.»
    «Ist schon okay. Ich krieg eh schon wieder ganz gut Luft. Und du hast es ja nicht mit Absicht gemacht.»
    Pfarrhofer verzog das Gesicht und sagte: «Doch.»
    Suchanek strich das mit dem Streichen von der Verdächtigenliste wieder. Der Wimmer würde schön schauen.
    «Der Alex hat recht gehabt. Der Neuner hätte mich ausschließen sollen. Ich bin so ein Trottel. Aber ich bin einfach ausgezuckt. Weil ich euch doch gesehen hab, gestern.»
    Suchanek verstand überhaupt nichts. «Wen hast du gesehen?»
    Der René rückte noch ein Stück näher als zu nahe und ließ Suchanek großherzig an seiner feuchten Aussprache teilhaben.
    «Du musst mir versprechen, dass das unter uns bleibt. Und ich erzähl dir das auch nur, weil du eine Erklärung dafür verdient hast, warum ich so deppert war: Ich hätte ja eigentlich gar nicht mehr so wirklich bei den Verheirateten spielen dürfen.»
    «Warum nicht?»
    «Na, weil ich von der Meinigen praktisch schon geschieden bin. Ist schon eingereicht, einvernehmlich und alles. Aber es weiß noch keiner. Und außerdem wollte ich gewinnen.»
    «Ich hab mir gedacht, sonst gewinnen immer die Ledigen?»
    «Sonst schon. Aber bei der Truppe, die ihr da heuer gehabt habt?»
    Da konnte man wenig dagegen sagen.
    «Na ja, und gestern nach dem Einsatz wollte ich gschwind was einkaufen gehen», fuhr Pfarrhofer fort. «Und da hab ich euch gesehen. Dich und die Susi. Wie sie dich umarmt hat. Und nicht mehr losgelassen hat sie. Und da hab ich so einen Zorn gekriegt. Und wie ich im Match auf dich zugekommen bin, da … na ja. Es tut mir leid, ehrlich.»
    «Heißt das, du warst nur eifersüchtig?»
    Pfarrhofer schaute betreten zu Boden. «Ja. Aber wird nicht mehr vorkommen, das verspreche ich. Ich werde mich da nicht mehr einmischen. Wenn die Susi dich will, dann akzeptiere ich das natürlich.»
    «Aber … die Susi hat mir gar nichts gesagt, dass ihr was habt miteinander.»
    Jetzt wurde es dem René noch peinlicher. «Haben wir ja auch nicht. Ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll.»
    Er stand also auf die Susi und traute sich nicht, es ihr zu sagen. Suchanek hätte nie gedacht, dass er ausgerechnet mit dem Pfarrhofer so viel gemeinsam hatte.
    «Mach dir keine Gedanken, René. Ich bin morgen Abend wieder weg aus Wulzendorf. Also, wegen mir ist es nicht.»
    Das Volksfest hatte jetzt eindeutig seinen Kulminationspunkt erreicht. Der Heimeder Kurtl drang mit seiner Vierton- und Zweifingerversion von «La Isla Bonita» in völlig unerforschte Sphären der Popkultur vor: Madonna wäre von Kurtls Interpretation vermutlich dermaßen enthusiasmiert gewesen, dass sie sich ihre nächste Botox-Spritze gleich ins Auge gerammt hätte.
    Zwischen dem zweiten und dritten Tisch vom Suchanek aus gesehen tanzte ein wunderschönes Paar miteinander: die Nidetzky und die Zwölferin. Die Männer waren halt immer so faul. Überhaupt, wenn sie nicht mehr stehen konnten. Und wenn man sich hier so umsah, waren da bis zum Horizont Männer, die nicht mehr wirklich stehen konnten. Eigentlich nahezu alle. Bis auf einen. Und der kam jetzt leider auf Suchanek zu.
    «Herr Suchanek!», rief Kommissar Wimmer gespielt freundlich. «Wie geht’s? Gibt es irgendetwas Neues?»
    «Das fragen Sie mich, Herr Kommissar?», fragte Suchanek zurück. «Daraus muss ich schließen, dass Sie nichts Neues wissen. Und das ist nach Lage der Dinge ja eher nicht so gut.»
    Die durch den Alkohol ohnehin schon aufgequollenen Augen vom René traten noch einen Schritt weiter hervor.
    «Es … kommen laufend neue Erkenntnisse dazu», sagte Wimmer und ließ das mit dem Freundlichspielen wieder bleiben. «Aber so eine Mordermittlung ist am Anfang halt immer ein Puzzle mit 1000  Teilen. Und ohne Vorlage.»
    Suchanek war sehr beeindruckt von diesem Bild. Also drehte er sich zum Pfarrhofer und sagte: «Und merk dir außerdem, René: Über

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