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Volksfest

Volksfest

Titel: Volksfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Nikowitz
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Stunde geben, dann weiß ich nicht nur, wo der Bertl ist, sondern überhaupt alles. Seinen Kontostand. Die Lieblingsstellung von der Neunerin. Alles!», sagte Stratzner düster.
    Leider war natürlich wieder einmal nicht zu erwarten, dass die Exekutive die Sinnhaftigkeit einer solchen Privatinitiative erkennen würde. Da hieß es immer Bürgerbeteiligung hin, Bürgerbeteiligung her, und wenn man sich dann tatsächlich einmal beteiligen wollte, stieß man auf taube Ohren.
    Grasel schaute skeptischer, als es selbst die Nähe zu so vielen Polizisten nötig erscheinen ließ. «Also, ich weiß nicht. Ist die Suppe nicht ein wenig dünn?»
    «Aber er hat doch gestanden», sagte Suchanek.
    «Na und? Die alte Geschichte? Also, ich kenn mich ja jetzt nicht so genau aus, aber ich wette, das ist sowieso schon verjährt.»
    «Und warum würden sie ihn dann festnehmen?»
    «Na, weil dein Freund, der Wimmer, irgendwas braucht, um die Schrotflinten-Sheriffs von der Straße zu bekommen. Das ist der einzige Grund.»
    «Und dass der Neuner jetzt seine Versicherung erhöht hat, was ist damit? Wahrscheinlich hätte er seinen eigenen Stadl auch bald wieder angezündet. Und dann noch die Fingerabdrücke beim Willi?»
    «Der Willi hat eine Werkstatt. Da gehen jeden Tag zehn Leute durch und greifen irgendwas an.»
    «Aber, überleg doch einmal: Der Neuner ist noch dazu der technische Offizier bei der Feuerwehr. Er hat die kaputte Pumpe vorher überprüft, hat er doch selber gesagt bei dir im Café.»
    «Ja, schon. Aber die Pumpe spielt doch bei der ganzen Geschichte in Wirklichkeit gar keine Rolle. Auch wenn sie funktioniert hätte, wäre alles ganz genau so passiert, wie es passiert ist.»
    «Und entschuldige, beim Match? Wie er kein Foul geben wollte, obwohl mich der Pfarrhofer fast zermalmt hätte? Der hat sich doch gefreut, wie ich dagelegen bin und keine Luft bekommen habe! Das ergibt alles zusammen schon ein komisches Bild, oder?»
    Das musste dann auch Grasel zugeben. Nicht gerne. Aber doch.
    «Trotzdem», maulte er dann. «Ich finde das irgendwie unbefriedigend. Sollten wir nicht noch überlegen, ob der Bertl vielleicht …»
    «Nein», unterbrach ihn Suchanek hart. «Ich überlege mir jetzt gar nichts mehr.»
    «Was soll das jetzt heißen?»
    «Mir reicht’s. Ich bin hundemüde, und ich will nur noch nach Hause. Noch dazu nach dieser unfassbar peinlichen Nummer beim Palenak. Ich bin ja echt froh, dass ich den und die Gerstmeierin jetzt wieder ein paar Jahrzehnte nicht sehe.»
    Grasel konnte seine Enttäuschung nicht verbergen. «Aber wir können deinen Bullenfreund doch nicht mit dieser Geschichte davonkommen lassen! Und der Bertl? Tut der dir jetzt auf einmal gar nicht mehr leid?»
    «Doch. Nur fällt mir jetzt echt nichts mehr ein, was ich für ihn tun könnte. Und außerdem: In drei Stunden sind Viertagebodenseeinselmainauschaffhausenrheinfall vorbei.»
    «Was?»
    «Meine Eltern kommen zurück. Bis dahin ziehe ich mir noch einen fetten Joint rein und freue mich des Lebens. Und dann bin ich eine Staubwolke.»
    «Na geh, komm! »
    Suchanek winkte ab. «Ehrlich, Grasel. Genug ist genug. Zum Detektiv bin ich offenbar auch nicht wirklich geboren. Und ich fürchte, du auch nicht.»
    Grasel lächelte. «Aber lustig war’s allemal. Was glaubst du, wie viele Erfolge wir allein mit der Wurmgeschichte noch feiern werden? Also gut – wann fährst du?»
    «Ich soll meine Eltern um halb sieben am Hauptplatz abholen. Dann bring ich sie heim, drücke ihnen den Schlüssel in die Hand und bin weg.»
    «Okay. Schau halt nachher noch einen Sprung bei mir im Café vorbei. Ist eine lange Fahrt. Da wirst du ein Lunchpaket brauchen.»
    Als Suchanek, der ja sein Auto am Vortag zu Hause gelassen hatte und deshalb diesen entsetzlich langen Weg zu Fuß überwinden musste, vor dem Gartentor seiner Eltern stand, zögerte er. Da gab es doch noch etwas, das er klären sollte, bevor er Wulzendorf wieder verließ. Er ging also weiter, um ein Haus, zwei, schließlich vier. Am Fuß der Treppe, die zu Susis Tür führte, blieb er noch einmal stehen und atmete tief durch. Dann ging er langsam hinauf und klopfte zögerlich an.
    Nichts rührte sich. Er probierte es noch einmal. Wieder nichts. Offenbar war niemand zu Hause. Sollte er vielleicht eine Nachricht schreiben, einen Zettel in die Tür stecken? Oder nein. Er rief sie besser an, später. Obwohl er sie jetzt doch noch gern gesehen hätte, um ihr zu sagen, dass ihm sein gestriger Auftritt leidtat. Und dass er

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