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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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einfach auseinanderfällt.
    Ein Durcheinander aus Augen in verschiedenen Größen wölbte sich aus diversen Teilen des Dings.
    Sie starrten zu Victor, und dünne rote Adern glühten in ihnen.
    Na schön, fuhr es ihm durch den Sinn. Ich habe jetzt seine Aufmerksamkeit. Und nun?
    Er stach nach einer Klaue und zog die Knie bis dicht unters Kinn, als ein weiterer Tentakel versuchte, ihm die Beine vom Rest seines Körpers zu trennen. Noch ein Tentakel schlich heran.
    Ein Pfeil traf ihn und erzielte die gleiche Wirkung wie eine Stahlkugel, die eine mit Vanillesoße gefüllte Socke durchschlug. Das Ding heulte.
    Ein Besen raste über den Turm hinweg, und hinter dem Quästor versuchte der Erzkanzler, erneut seine Armbrust zu laden.
    »Wenn’s blutet, können wir es töten!« hörte Victor, und dann: »Was meinst du mit wir ?«
    Victor trat vor und schlug auf alles ein, das ihm verwundbar erschien. Das Wesen wechselte die Gestalt und versuchte, sich dort ein dickes Fell oder einen Panzer wachsen zu lassen, wo es die Lanze spürte, aber es war nicht schnell genug. Die Zauberer auf dem Besen haben recht, dachte Victor. Es kann tatsächlich getötet werden. Vielleicht dauert es Stunden, um dieses Geschöpf umzubringen, aber es ist nicht unbesiegbar.
    Und dann stand Ginger vor ihm, zeigte ihm ein Gesicht, das Schmerz und Verzweiflung zum Ausdruck brachte.
    Tugelbend zögerte.
    Ein Pfeil bohrte sich in den Leib der vermeintlichen Frau.
    »Halali! Und noch einmal zum Sturzflug, Quästor!«
    Ginger floß auseinander. Das Ding kreischte, warf den Bibliothekar wie eine Puppe beiseite und wankte Victor entgegen, alle Tentakel voll ausgestreckt. Einer von ihnen warf ihn zu Boden, und drei andere zerrten ihm den Spieß aus der Hand. Das Etwas sah aus wie ein gewaltiger Blutegel, als es sich aufrichtete, die Lanze hob und damit nach dem Besen und seinen beiden Passagieren zielte.
    Victor blickte auf und konzentrierte sich.
    Lange genug, um einen Platz in der Wirklichkeit zu finden.
    Ein Blitz flackerte, zeigte die Konturen des Dings in blauweißem Licht. Nach dem lauten Donnern schwankte das Wesen benommen, während dünne Ranken aus Elektrizität knisternd über seinen Körper tasteten. Einige Gliedmaßen qualmten.
    Es versuchte, dem inneren Druck Widerstand zu leisten und eine stabile Gestalt zu wahren. Es torkelte über die Plattform, wimmerte und grunzte, starrte Victor aus einem wütend glänzenden Auge an – und kippte ins Leere.
    Tugelbend kroch auf Händen und Knien zum Rand.
    Das Ding gab, auch während es fiel, nicht auf. Es trachtete voller Verzweiflung danach, sich mit einer beschleunigten Evolution zu retten, Flügel, Schwingen und Membranen zu entwickeln, um den Sturz in die Tiefe zu überleben…
    Die Zeit verstrich langsamer. Purpurner Dunst erfüllte die Luft. Der Tod schwang seine Sense.
    DU GEHÖRST MIR, sagte er.
    Dann erklang ein Geräusch wie von nasser Wäsche, die jemand an die Wand schlug, und es stellte sich heraus: Diesen Sturz in die Tiefe konnte man nur als Leiche überleben.
     
    Die Menschenmenge drängte im strömenden Regen nach vorn.
    Das Ding hatte nun keine Möglichkeit mehr, irgendeine Art von Kontrolle auf die Beschaffenheit seines Körpers auszuüben. Der Leib zerfiel in seine molekularen Komponenten: Sie flossen durch den Rinnstein, erreichten den Fluß und schließlich die kalten Tiefen des Ozeans.
    »Es schmilzt«, sagte der Dozent für neue Runen.
    »Wußte gar nicht, daß es aus Schnee besteht«, erwiderte der Professor für unbestimmte Studien.
    Er stieß das Ding mit der Stiefelspitze an.
    »Sei vorsichtig«, mahnte der Dekan. »Vielleicht stellt es sich nur tot.«
    Der Professor sah genauer hin.
    »Kann nirgends eine Spur von Leben erkennen«, meinte er. »He, warte mal! Da bewegt sich was…«
    Ein Tentakel rutschte zur Seite.
    »Liegt etwas darunter?« fragte der Dekan.
    Das war tatsächlich der Fall. Die Zauberer zogen einen zuckenden und leise stöhnenden Ponder Stibbons aus der sich langsam auflösenden Masse. Mehr oder weniger (eher weniger) behutsam patschten sie ihm auf die Wangen, bis er die Augen öffnete.
    »Was ist passiert?« fragte er.
    »Ein fünfzehn Meter großes Ungeheuer landete auf dir«, erklärte der Dekan. »Wie, äh, fühlst du dich?«
    »Ich wollte nur ein Bier trinken«, ächzte Ponder. »Anschließend wäre ich sofort zurückgekommen. Ganz ehrlich.«
    »Wovon redest du da, Junge?«
    Ponder hörte überhaupt nicht zu. Er stand auf, schwankte, taumelte in Richtung

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