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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sich an, und ihr folgte ein recht leises »UUUGH«.
    Die Lanze klapperte durch tiefe Dunkelheit. Der Bibliothekar streckte alle viere von sich, klebte wie ein Seestern an der Wand, preßte Zehen und Finger in winzige Risse.
    Vielleicht wäre er in der Lage gewesen, bis ganz nach unten zu klettern, aber diese Möglichkeit stellte sich ihm nicht zur Auswahl. Das Ding streckte eine flackernde Hand aus und pflückte ihn von der Mauer. Es klang wie eine Saugglocke, die einen Schmutzpfropfen aus einem verstopften Abflußrohr zieht.
     
    Die Menge strömte auf den Platz vor der Unsichtbaren Universität. Onkel und Neffe Schnapper standen ganz vorn.
    »Sieh nur.« Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin seufzte. »Es müssen Tausende sein, und niemand versucht, ihnen was zu verkaufen.«
    Der Rollstuhl hielt in einem Funkenregen.
    Victor hatte auf ihn gewartet, und das weiße Roß flimmerte unter ihm. Nein, es war kein einzelnes Pferd, sondern viele Pferde, die schnell hintereinander einen Platz in der Wirklichkeit fanden. Es bewegte sich nicht, sondern wechselte von Bild zu Bild.
    Erneut zuckten Blitze.
    »Was macht er da?« fragte der Professor.
    »Er versucht, es daran zu hindern, die Bibliothek zu erreichen«, antwortete der Dekan und spähte durch den Regen, der aufs Kopfsteinpflaster zu prasseln begann. »Wenn die Dinge in der Wirklichkeit überleben wollen, brauchen sie Magie, um sich zusammenzuhalten. Sie haben kein natürliches morphogenes Feld, und deshalb…«
    »Unternimm etwas!« rief Ginger. »Bring es mit Magie um! Oh, der arme Affe!«
    »Wir dürfen keine Magie einsetzen!« erwiderte der Dekan scharf. »Ebensogut könnte man Öl ins Feuer gießen. Außerdem… Ich weiß nicht, wie man eine fünfzehn Meter große Frau umbringt. Ich hatte noch nie Gelegenheit, diesbezügliche Erfahrungen zu sammeln.«
    »Das ist keine Frau, sondern ein… ein Geschöpf aus den beweglichen Bildern, du Idiot!« schrillte Ginger. »Hältst du mich etwa für so groß? Das Ungeheuer benutzt Holy-Wood-Magie! Es ist ein verdammtes Holy-Wood-Monster! Aus dem Reich der beweglichen Bilder.«
     
    »Steuern! Du sollst steuern, verdammt!«
    »Wie denn?«
    »Indem du dein Gewicht verlagerst!«
    Der Quästor schloß die Hände nervös um den Besenstiel. Für dich ist das leicht gesagt, dachte er. Du bist an so was gewöhnt.
    Er erinnerte sich…
    Als sie aus dem Großen Saal traten, kam eine riesige Frau am Tor vorbei, mit einem schnatternden Affen in der Hand.
    Jetzt bemühte sich der Quästor, einen uralten Besen aus dem Museum der Universität zu fliegen, während der Irre hinter ihm fieberhaft danach trachtete, eine Armbrust zu laden.
    In die Luft, hatte der Erzkanzler gesagt. Wir müssen unbedingt in die Luft.
    »Kannst du den Besen nicht ruhig halten?« fragte Ridcully.
    »Er ist nur für einen Passagier bestimmt, Erzkanzler!«
    »Wie soll ich zielen, wenn du dauernd Schleifen am Himmel fliegst, Mann?«
    Der ansteckende Geist von Holy Wood zuckte wie eine durchtrennte Stahltrosse durch Ankh-Morpork und kratzte erneut an Ridcullys Bewußtsein.
    »Wir lassen unsere Jungs nicht im Stich«, brummte er.
    »Unsere Affen, Erzkanzler«, sagte der Quästor automatisch.
     
    Das Ding wankte heran, torkelte und taumelte, stemmte sich den an ihm zerrenden Kräften der Wirklichkeit entgegen. Es flackerte und versuchte, die Form zu behalten, mit der es in die Wirklichkeit gekommen war. Zwischen den Bildern von Ginger erhaschte Tugelbend dann und wann einen Blick auf etwas, das zitterte, sich hin und her wand.
    Das Etwas gierte nach Magie.
    Es starrte auf Victor und sein Schwert hinab. Wenn es imstande war, Erkenntnisse zu sammeln und sich etwas zu merken, so begriff es nun, daß Unverwundbarkeit nicht zu seinen Fähigkeiten gehörte.
    Es drehte sich um, näherte sich Ginger. Und den Zauberern, die in Flammen aufgingen.
     
    Der Dekan brannte in einem prächtigen Blau.
    »Keine Sorge, junge Dame«, klang die Stimme des Professors aus dem Feuer. »Es ist nur ein Trugbild. Wir brennen nicht wirklich.«
    »Darauf braucht ihr mich nicht extra hinzuweisen«, erwiderte Ginger. »Also los!«
    Die Zauberer traten vor.
    Ginger hörte Schritte, drehte sich um und sah die beiden Schnappers.
    »Warum fürchtet es sich vor den Flammen?« fragte Soll, als das Ding zurückwich. »Sie sind doch gar nicht echt. Es müßte doch spüren, daß keine Hitze davon ausgeht.«
    Ginger schüttelte den Kopf. Sie wirkte wie jemand, der auf den Wellen der Hysterie reitet. Nun, es geschah

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