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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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gewöhnliche Faulheit ist nur das Fehlen von Anstrengung. Dieses Stadium hatte Victor längst hinter sich. Schon vor Jahren hatte er den Pfad normalen Müßiggangs beschritten und sein Ende erreicht: Er wandte mehr Mühe für das Vermeiden von Arbeit auf als andere Leute für schweißtreibendes Schuften.
    Es war nie sein Wunsch gewesen, Zauberer oder irgend etwas anderes zu werden. Er hatte sich immer nur gewünscht, bis mittags zu schlafen und anschließend auszuruhen. Damals, als er anderen Leuten höchstens bis zur Gürtellinie reichte, stellte man ihm Fragen wie: »Und was möchtest du sein, wenn du groß bist?« Woraufhin er antwortete: »Keine Ahnung. Was schlägst du vor?«
    Leider fanden sich die Erwachsenen nur für kurze Zeit mit so etwas ab. Es genügte nicht, daß Victor einfach nur Victor war – sie hielten es für erforderlich, daß er etwas anderes wurde.
    Er versuchte es. Eine Zeitlang bemühte er sich, Schmied sein zu wollen, weil ihm das interessant und romantisch erschien. Aber die Tätigkeit des Schmieds brachte harte Arbeit und unnachgiebiges Metall mit sich. Daraufhin versuchte er, sich eine Zukunft als Assassine vorzustellen, was ihm verwegen und romantisch erschien. Doch auch dabei ließ sich harte Arbeit kaum vermeiden, und außerdem mußte man ab und zu jemanden umbringen. Der Beruf des Schauspielers lockte mit dramatischer Romantik. Allerdings: Schauspieler mußten staubige Strumpfhosen tragen, in kleinen, muffigen Zimmern übernachten und – zu Victors großem Erstaunen – hart arbeiten.
    Er hatte es zugelassen, zur Universität geschickt zu werden – weil die Ablehnung mühsamer gewesen wäre.
    Er schmunzelte viel, und oft deutete sein Lächeln auf vage Verwirrung hin. Was in anderen Leuten den Verdacht weckte, daß er etwas intelligenter war als sie. Nun, meistens versuchte er gerade zu verstehen, was sie gesagt hatten.
    Ein dünner Schnurrbart zierte seine Oberlippe. Dadurch wirkte er flott – oder so, als hätte er gerade eine Tasse Kakao getrunken. Es hing von der jeweiligen Perspektive ab.
    Victor war stolz auf seinen Schnurrbart. Von Zauberern erwartete man, daß sie sich Bärte wachsen ließen, die einen Vergleich mit Stechginstersträuchern nicht zu scheuen brauchten. Die alten Magier schienen imstande zu sein, mit ihren langen Bärten Nährstoffe aus der Luft zu filtern, so wie Wale.
    Es war jetzt halb zwei. Victor verließ die Geflickte Trommel , eine Schenke, die großen Wert auf ihren Ruf als schlechteste Taverne in der ganzen Stadt legte. Er schlenderte durch die Nacht. Es hatte immer den Anschein, daß Victor Tugelbend schlenderte – selbst dann, wenn er rannte.
    Er war nüchtern und deshalb ziemlich überrascht, als er sich plötzlich auf dem Platz der Gebrochenen Monde wiederfand. Er hatte zur kleinen Gasse hinter der Universität zurückkehren wollen, zu der Mauer, wo einige bewegliche Ziegelsteine den thaumaturgischen Studenten seit Jahrhunderten die Möglichkeit gaben, das abendliche Ausgehverbot zu umgehen beziehungsweise darüber hinwegzuklettern.
    Der Weg dorthin führte nicht an diesem Platz vorbei.
    Victor drehte sich um, schlenderte einige Schritte in die Richtung, aus der er kam – und blieb erneut stehen. Etwas Ungewöhnliches war hier im Gange.
    Normalerweise traf man auf dem Platz der Gebrochenen Monde Geschichtenerzähler, Musikanten oder Makler, die versuchten, Käufer für einige der überschüssigen Wahrzeichen von Ankh-Morpork zu finden, zum Beispiel für den Kunstturm oder die Messingbrücke.
    Jetzt waren einige Leute damit beschäftigt, eine Art großes Laken zwischen zwei Pfosten zu spannen.
    Victor schlurfte zu ihnen. »Was macht ihr hier?« fragte er freundlich.
    »Hier findet bald eine Vorstellung statt.«
    »Oh, Theater«, sagte Tugelbend ohne großes Interesse.
    Er wandte sich ab und latschte durch die feuchte Dunkelheit. Kurz darauf verharrte er noch einmal, als er in der Finsternis zwischen zwei Gebäuden eine Stimme hörte.
    »Hilfe«, sagte sie leise.
    Und eine andere Stimme, etwas lauter: »Rück’s endlich raus!«
    Victor trat näher und spähte in die Schatten.
    »Hallo?« fragte er. »Alles in Ordnung?«
    Einige Sekunden lang blieb es still, und dann knurrte jemand: »Willst dir unbedingt Ärger einhandeln, Bürschchen, wie?«
    Er hat ein Messer, dachte Victor. Er greift mich mit einem Messer an. Das bedeutet: Wenn ich nicht erstochen werden möchte, muß ich weglaufen, wodurch ich viel Kraft verschwende.
    Vielleicht hat der Leser

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