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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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finden.«
    »Angeblich soll’s ganz anders sein«, sagte Schnapper. »Vorhin habe ich einem der Männer eine Riesenwurst Mit Extra Viel Senf verkauft, und er meinte: Es läuft alles darauf hinaus, Bilder schnell hintereinander zu zeigen. Man klebt sie zusammen und läßt sie schnell aufeinander folgen. Sehr, sehr schnell, meinte er.«
    »Aber nicht zu schnell«, wandte Victor ernst ein. »Wenn sie zu schnell aufeinander folgen, erkennt man die einzelnen Bilder gar nicht mehr.«
    »Genau darin besteht das Geheimnis, meinte er«, fuhr Schnapper fort. »Man sieht nicht die einzelnen Bilder, sondern alle zusammen. Oder so.«
    »Aber dann wäre alles verschwommen«, sagte Victor. »Hast du ihn nicht danach gefragt?«
    »Äh, nein«, gab Schnapper zu. »Ich bekam keine Gelegenheit dazu, weil der Mann fort mußte. Fühlte sich plötzlich seltsam.«
    Victor sah nachdenklich auf den Rest seines Würstchens, als er sich auf einmal angestarrt fühlte.
    Er senkte den Kopf. Ein Hund saß direkt vor ihm.
    Es war ein kleiner und krummbeiniger Hund mit drahtigem Fell, das überwiegend grau zu sein schien, jedoch auch braune, weiße und schwarze Flecken aufwies. Das Tier starrte ihn an.
    Nie zuvor hatte jemand einen so durchdringenden Blick auf Victor Tugelbend gerichtet. Darin kamen weder Drohungen noch stummes Flehen zum Ausdruck. Es war nur ein stummes Starren, geprägt von einer alles andere ausschließenden Aufmerksamkeit: Der Hund schien sich jedes Detail zu merken, um den Behörden später eine genaue Beschreibung zu geben.
    Als kein Zweifel mehr daran bestehen konnte, daß Victor den Hund bemerkt hatte, richtete das Tier den Blick aufs Würstchen.
    Profundes Mitleid erfaßte den Studenten, und er ließ das Würstchen fallen. Der Hund schnappte sofort danach und verschlang es.
    Mehr Leute strömten auf den Platz. Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper wanderte umher und gewann zahlreiche Kunden unter den Nachtschwärmern, die so betrunken waren, daß Optimismus über Erfahrung siegte. Nun, wer um ein Uhr nachts nach einer mehrstündigen Zechtour etwas zu essen kaufte, mußte ohnehin damit rechnen, am nächsten Morgen ausgiebig zu leiden. Allem Anschein nach vertraten viele von ihnen die Ansicht, daß sich die Mühe lohnen sollte.
    Aus dem kleinen Menschenauflauf wurde allmählich ein großer. Einige Meter entfernt erkannte Victor die massige, langgliedrige Gestalt des Trolls Detritus, den alle Studenten gut kannten – er arbeitete häufig dort, wo man Geld dafür bezahlte, irgendwelche Leute hinauszuwerfen. Der Troll sah ihn und versuchte zu zwinkern, indem er beide Augen schloß. Es mangelte Detritus an Begabung, wenn es um komplizierte Dinge ging. Man erzählte sich: Wenn Detritus gut genug schreiben und lesen lernen könnte, um einen Intelligenztest abzulegen, so stellte sich vermutlich heraus, daß der Stuhl, auf dem er saß, intelligenter wäre.
    Silberfisch griff nach einem Sprachrohr.
    »Meine Damen und Herren«, begann er. »Ihr erlebt jetzt einen Wendepunkt in der Geschichte dieses Jahrhunderts, das unter…« Er ließ das Sprachrohr wieder sinken, und Victor hörte, wie er einem Assistenten zuflüsterte: »Unter welchem Zeichen steht dieses Jahrhundert? Ach, tatsächlich?« Dann hob er den Trichter erneut an die Lippen und fuhr mit sonorer Begeisterung fort: »…das unter dem Zeichen des Flughunds steht! Werdet Zeugen der Geburt von beweglichen Bildern! Ja, genau: Bilder, die sich bewegen! Ohne Magie!«
    Er wartete auf Applaus, erntete jedoch nur Stille. Die Zuschauer beobachteten ihn. Beim Publikum von Ankh-Morpork braucht es mehr als ein Ausrufezeichen hinter einem Satz, um es zu Applaus zu veranlassen.
    »Sehen und glauben, so heißt es!« Silberfischs Stimme klang jetzt ein wenig entmutigt. »Aber meine Damen und Herren – ihr werdet euren Augen nicht trauen! Was ihr gleich beobachten könnt, ist ein Triumph der Naturwissenschaft! Ein Wunder! Eine Entdeckung, die unsere Welt – das ganze Universum! – verändert!«
    »Schlimmer als diese verdammten Würstchen wird’s schon nicht werden«, grummelte jemand vor Victors Knie.
    »… die Nutzbarmachung natürlicher Mechanismen, um Illusionen zu erzeugen! Illusionen, meine Damen und Herren, für die keine Magie notwendig ist!«
    Victors Blick glitt langsam nach unten und fiel auf den kleinen Hund, der sich hingebungsvoll kratzte. Das Tier sah auf und sagte: »Wuff?«
    »… enorme Möglichkeiten im Bereich der Bildung! Denkt nur an Kunst und Geschichte! Ich

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