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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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so heldenhaft daran, gegen zwei Trolle zu kämpfen? Ich habe doch zwanzig verlangt?«
    »Mir genügen zwei!« rief Victor.
    Silberfisch wandte sich an Schnapper. »Hör mal, ich weiß, daß du es gut meinst, aber die Kosten…«
    Ein Streit begann. Der Kurbeldreher Gaffer seufzte und öffnete eine Klappe des Bilderkastens, um die schnatternden Kobolde zu füttern.
    Victor stützte sich auf das Schwert.
    »Seid ihr schon lange im Geschäft?« fragte er die Trolle.
    »Ja«, antwortete Galenit. »Von Anfang an. In Geisel des Königs ich einen Troll spielen, der plötzlich erscheinen und Menschen schlagen. Und in Der Dunkle Wald ich einen Troll spielen, der plötzlich erscheinen und Menschen schlagen. Und in Berg der Geheimnisse ich einen Troll spielen, der plötzlich erscheinen und auf Menschen herumspringen. Zahlt sich nicht aus, auf bestimmte Rollen festgelegt zu sein.«
    »Und du?« Victor sah zu dem anderen Troll.
    »Oh, Moräne ist Charakterdarsteller«, sagte Galenit. »Der beste weit und breit.«
    »Und was für Rollen spielt er?«
    »Felsen.«
    Victor zog die Brauen hoch.
    »Wegen seines kantigen Gesichts«, erläuterte Galenit. »Nicht nur auf Felsen beschränkt. Du solltest sehen, wie er uralten Monolithen spielen. Bestimmt wären du sehr erstaunt. Zeig ihm deine Inschrift, Mory.«
    »Nein, lieber nicht«, erwiderte Moräne schüchtern.
    »Habe daran gedacht, mir anderen Namen für die beweglichen Bilder zuzulegen«, fuhr Galenit fort. »Etwas mit Klasse. Zum Beispiel Flint.« Er warf Victor einen besorgten Blick zu. Victor glaubte zumindest, so etwas wie Besorgnis zu erkennen, obwohl er das Mienenspiel des Trolls kaum zu deuten vermochte: Galenits Gesicht sah aus, als hätte man es mit einem Vorschlaghammer aus einer Felswand herausgehauen. »Was hältst du davon?«
    »Äh, hübsch.«
    »Klingt dynamischer an, nicht wahr?« fragte er zukünftigen Flint.
    Victor hörte seine eigene Stimme wie aus weiter Ferne. »Oder Rock. Ja, Rock ist ein guter Name.«
    Der Troll starrte ihn groß an, und seine Lippen bewegten sich lautlos, als er das Pseudonym ausprobierte.
    »Potzblitz«, sagte er. »Das mir nicht in den Sinn gekommen. Rock gefällt mir. Ich schätzen, mit solchem Namen kann man mehr als drei Dollar pro Tag verlangen.«
    »Können wir jetzt endlich anfangen?« rief Schnapper streng. »Vielleicht sind wir in der Lage, uns mehr Trolle zu leisten, wenn dieser Streifen Erfolg hat. Aber er kann gar keinen Erfolg haben, wenn wir unser Budget überziehen. Mit anderen Worten: Wir müssen ihn bis heute mittag im Kasten haben. Mory, Galenit…«
    »Rock«, sagte Rock.
    »Ach? Nun, wie dem auch sei: Ihr erscheint plötzlich und greift Victor an. Alles klar? Wir… drehen…«
    Der Kurbeldreher drehte die Kurbel des Bilderkastens. Es klickte, und die Kobolde quiekten leise. Victor versuchte, Hilfsbereitschaft und Wachsamkeit zu zeigen.
    »Wir drehen«, wiederholte Silberfisch die beiden letzten Worte Schnappers. »Für dich bedeutet das: Die Trolle springen hinter den Felsen hervor, und du setzt dich tapfer zur Wehr.«
    »Aber ich weiß doch gar nicht, wie man gegen Trolle kämpft!« jammerte Victor.
    »Kein Problem«, entgegnete Galenit, der neuerdings Rock hieß. »Du parieren zuerst, und wir versuchen, nicht dich zu treffen.«
    Dem jungen Mann ging ein Licht auf.
    »Soll das heißen, man tut nur so?« fragte er.
    Die Trolle wechselten einen kurzen Blick, der folgendermaßen übersetzt werden kann: Erstaunlich, daß solche Wesen die Welt regieren.
    »Super«, bestätigte Rock. »Du es erfaßt. Es finden kein echter Kampf statt.«
    »Wir dürfen nicht dich töten«, sagte Moräne in einem beruhigenden Tonfall.
    »Stimmt«, pflichtete ihm Rock bei. »Es uns streng verboten, andere Schauspieler umzubringen.«
    »Dann wir kriegen kein Geld mehr«, brummte Moräne verdrießlich.
     
    Hinter dem Spalt im Gefüge der Wirklichkeit hockten sie und starrten mit etwas, das hier in Ermangelung eines besseren Wortes als »Augen« bezeichnet werden soll, zu jener Welt, in der es Licht und Wärme gab. Inzwischen hatten sich ziemlich viele von ihnen versammelt.
    Einst war es möglich gewesen, zur anderen Seite zu wechseln. Es wäre falsch, darauf hinzuweisen, daß sie sich daran erinnerten, denn ihnen fehlte ein Gedächtnis. Sie konnten froh sein, überhaupt so etwas wie Köpfe zu haben. Aber sie hatten Instinkte und Gefühle.
    Sie suchten einen Weg.
    Und sie fanden einen.
     
    Beim sechsten Mal klappte es ganz gut. Das größte

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