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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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sie zu erkennen versuchte. Hilflos wie eine Fliege in einem Bernsteintropfen und das Schicksal ebenso in der Hand wie eine Seifenblase das ihre während eines Orkans, beugte er sich zu der jungen Frau hinab und küßte sie.
    Jenseits des Rauschens in seinen Ohren ertönten andere Worte.
    »Was macht er da? Habe ich ihn aufgefordert, das Opfer zu küssen? Niemand hat ihn aufgefordert, das Opfer zu küssen!«
    »…und anschließend muß ich den Kasten ausmisten, und glaubt mir, das ist nicht gerade ein Vergnü…«
    »Dreh die Kurbel!« donnerte Schnapper. »Dreh die Kurbel!«
    »Warum sieht er sie jetzt so an?«
    »Donnerwetter!«
    »Wenn du aufhörst, die Kurbel zu drehen, findest du in dieser Stadt nie wieder einen Job!«
    »He, zufälligerweise gehöre ich zur Kurbeldrehergilde…«
    »Dreh weiter, dreh weiter!«
    Victor kehrte in die Wirklichkeit zurück. Das Flüstern und Raunen verklang, wich dem Grollen der Brandung. Die wirkliche Welt umgab ihn, heiß und hell. Am Himmel hing die Sonne wie im glänzenden Orden für eine Heldentat.
    Das Opfer atmete tief durch.
    »Äh, oh, es tut mir schrecklich leid«, stammelte Tugelbend und taumelte. »Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist…«
    Schnapper sprang begeistert umher.
    »Das ist es, das ist es!« heulte er. Und zu Gaffer: »Wie lange brauchst du, um den Film zu kleben?«
    »Nun, zuerst muß ich die Kobolde füttern und den Kasten ausmisten und…«
    »Na schön, na schön«, keuchte Schnapper. »Dann bleibt mir genug Zeit, um Plakate vorzubereiten.«
    »Ich habe bereits welche in Auftrag gegeben«, sagte Silberfisch kühl.
    »Oh, natürlich, selbstverständlich«, erwiderte Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin aufgeregt. »Kein Zweifel. Wahrscheinlich so was wie: ›Vielleicht interessiert ihr euch für diese neuen beweglichen Bilder.‹«
    »Was soll verkehrt daran sein?« fragte Silberfisch. »Das ist immer noch besser als heiße Würstchen!«
    »Meine Güte, wenn man Würstchen verkauft, wartet man nicht ab, bis die Leute Würstchen wollen. Man geht zu ihnen und sorgt dafür, daß sie hungrig werden. Und man macht ordentlich Senf drauf. Genau das hat Victor gerade getan.«
    Er legte Silberfisch die eine Hand auf die Schulter und winkte mit der anderen.
    »Ich sehe es deutlich vor mir…« Schnapper zögerte. Sonderbare Ideen wirbelten schneller in seinem Kopf herum, als er denken konnte. Endlose Möglichkeiten kamen ihm in den Sinn, und die Aufregung ließ ihn schwindeln.

»Schwert der Leidenschaft«, sagte er. »So nennen wir den Film, nicht nach irgendeinem alten Narren, der wahrscheinlich längst das Zeitliche gesegnet hat. Schwert der Leidenschaft. Ja. Eine stürmische Saga des, des Begehrens und puren, puren, puren Dingsbums, in der ursprünglichen, sengenden Hitze eines gequälten Kontinents! Romantik! Pracht! In drei glühenden Rollen! Zittert beim tödlichen Kampf gegen alptraumhafte Ungeheuer! Schreit beim Anblick von tausend Elefanten…«
    »Es ist nur eine Rolle«, brummte Silberfisch verärgert.
    »Heute nachmittag drehen wir noch zwei weitere!« juchzte Schnapper. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen. »Mit mehr Kämpfen und mehr Ungeheuern!«
    »Und wir haben keine Elefanten«, schnappte Silberfisch.
    Rock hob einen zerklüfteten Arm.
    »Ja?« fragte der Alchimist.
    »Wenn du graue Farbe hast, außerdem auch noch Dinge für Ohren und Rüssel – Mory und ich könnten bestimmt…«
    »Noch nie hat jemand einen drei Rollen langen Streifen gedreht«, murmelte Gaffer. »Eine schwierige Sache. Ich meine, er wäre fast zehn Minuten lang.« Er wurde noch etwas nachdenklicher. »Nun, wenn wir größere Spulen nehmen…«
    Silberfisch fühlte sich in die Enge getrieben.
    »Jetzt hört mal…«, begann er.
    Victor musterte die junge Frau. Niemand beachtete die beiden Schauspieler.
    »Äh«, sagte er. »Ich glaube, wir haben uns noch nicht vorgestellt, nicht?«
    »Das scheint dich eben kaum gestört zu haben.«
    »Normalerweise hätte ich so etwas nie gewagt. Ich muß, äh, verrückt geworden sein. Oder so.«
    »Oh, gut. Erwartest du, daß es mir jetzt besser geht?«
    »Was hältst du davon, wenn wir uns in den Schatten setzen? Hier ist es ziemlich heißt.«
    »In deinen Augen… war Feuer.«
    »Tatsächlich?«
    »Es sah sehr seltsam aus.«
    »Ich habe mich auch sehr seltsam gefühlt.«
    »Ja, ich weiß. Es liegt an diesem Ort. Er beeinflußt uns.« Sie ließen sich auf den Sand sinken. »Weißt du«, fuhr die junge Frau fort, »es gibt hier

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