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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Harga…«
    »Uns noch mehr Geld bezahlen«, beendete Schnapper den Satz. »Um erneut für ihn zu werben, mit noch größeren Schildern.«
    Sie starrten ihn an.
    »Und du glaubst wirklich, daß das klappt?« vergewisserte sich Silberfisch.
    »Ja«, antwortete Schnapper schlicht. »Hast du noch nie einen Straßenhändler gehört? Der ruft nicht: ›Fast frische Orangen, kaum verfault.‹ Statt dessen ruft er: ›Erstklassige Orangen, besonders saftig.‹ So etwas nennt man guten Geschäftssinn.«
    Erneut beugte er sich über den Tisch.
    »Der euch offenbar fehlt«, sagte er.
    »Vielleicht hast du recht«, räumte Silberfisch ein.
    »Und mit dem Geld…« – Schnappers Stimme war nun wie ein Brecheisen in den Fugen der Realität –, »… könntest du deine Kunst weiterentwickeln.«
    Silberfischs Miene hellte sich auf. »Das stimmt. Vielleicht fänden wir eine Möglichkeit, den Bildern Ton hinzuzufügen…«
    Schnapper hörte ihm nicht zu, sondern deutete auf einige andere Schilder, die an der Wand lehnten.
    »Was ist das denn da?« fragte er.
    »Oh, das war meine Idee.« Silberfisch strahlte. »Wir hielten es für, äh, guten Geschäftssinn…« – er genoß dieses Wort wie eine Delikatesse –, »… das Publikum über die neuen beweglichen Bilder zu informieren, die wir demnächst zeigen.«
    Schnapper nahm eins der Schilder und betrachtete es kritisch. Die Aufschrift lautete:
     
    Und in der nächsten Woche:
    PELIAS UND MELISANDE
    Eine romantische Tragödie in zwei Rollen.
    Danke.
     
    »Oh«, kommentierte Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin tonlos.
    »Ist was nicht in Ordnung damit?« fragte ein überaus enttäuschter Silberfisch. »Ich meine, steht doch alles drauf, was der Zuschauer wissen muß?«
    »Laß mich mal!« Schnapper nahm ein Stück Kreide von Silberfischs Schreibtisch, kritzelte etwas auf die Rückseite des Schilds, das er dann umdrehte.
    Jetzt verkündete es:
     
    Götter und Mänschen waren dagegen, aber SIE
    schärten sich nicht darum!
    PELIAS UND MELISANDE
    Die Geschichte ainer verbohtenen Liebe!
    Eine Sage foller Leidenschaft, die Raum und Zeit überschpannt!
    Ein Schock für das Pupplikum!
    Mit tausend Elefanten!
     
    Victor und Silberfisch lasen das Schild so aufmerksam wie eine in fremder Sprache verfaßte Speisekarte. Es war tatsächlich eine fremde Sprache und – wodurch alles noch schlimmer wurde – gleichzeitig ihre eigene.
    »Nun«, sagte Silberfisch schließlich. »Nicht übel… Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es dabei um etwas Verbotenes geht. Äh. Es ist alles sehr historisch. Ich dachte, es würde lehrreich für die Leute sein, für Kinder und so. Wegen der Bildung. Weißt du, sie sind sich nie begegnet, und deshalb war alles so tragisch. Gewissermaßen, äh, traurig.« Er blickte auf die seltsamen Worte. »Obwohl, obwohl… Das klingt nicht schlecht. Äh.« Irgend etwas schien ihm Unbehagen zu bereiten. »Allerdings, an Elefanten kann ich mich gar nicht erinnern«, sagte er, und es hörte sich so an, als sei es seine eigene Schuld. »Wir haben einen ganzen Nachmittag gebraucht, um den Streifen zu drehen, und ich war die ganze Zeit dabei, aber Elefanten habe ich keine gesehen. Elefanten wären mir sicher aufgefallen.«
    In Schnappers Augen funkelte es. Er wußte nicht, woher die plötzlichen Ideen stammten, doch als er jetzt darüber nachdachte, hatte er eine ziemliche klare Vorstellung davon, was einen Streifen zu einem erfolgreichen Streifen macht. Tausend Elefanten waren ein guter Anfang.
    »Keine Elefanten?« fragte er.
    »Ich glaube nicht.«
    »Vielleicht tanzende junge Frauen?«
    »Äh, nein.«
    »Was ist mit wilden Verfolgungsjagden und Leuten, die sich mit den Fingerspitzen am Rand einer hohen Klippe festhalten?«
    Silberfisch lächelte unsicher. »In einer Szene gibt es einen Balkon.«
    »Und? Hält sich jemand mit den Fingerspitzen am Geländer fest?«
    »Nein, ich fürchte, das ist nicht der Fall«, antwortete Silberfisch. »Ich glaube, Melisande beugt sich darüber.«
    »Ja, aber wird das Publikum den Atem anhalten, weil sie herunterfallen könnte?«
    »Ich hoffe, daß die Zuschauer Pelias’ Rede lesen«, sagte Silberfisch trotzig. »Wir mußten fünf Schilder vollschreiben. In kleiner Schrift.«
    Schnapper seufzte.
    »Ich glaube, du verstehst nicht ganz, was die Leute wollen. Die haben bestimmt keine Lust, lange Monologe in kleiner Schrift zu lesen. Sie wollen Action!«
    »Warum denn?« warf Victor ein. »Ich dachte immer, die Leute sehnen sich nach Ruhe.«
    »Sie

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