Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
die zierliche Magd an, die wie ein Hochseeschlepper neben ihr wartete.
    »Sag es Seiner Exzellenz, Ksandra«, befahl sie.
    Ksandra erweckte den Eindruck, alles zutiefst zu bedauern.
    »Nun, Herr, bitte, Herr, ich habe Staub gewischt, als…«
    »Sie hat Hstaub gewischt«, betonte Frau Allesweiß. Wenn Frau Allesweiß an einem akuten Anfall von Klassenbewußtsein litt, fügte sie dort Hs hinzu, wo Grammatik und Rechtschreibung eigentlich keine Hs vorsahen.
    »… und dann gab es plötzlich ein Geräusch von sich…«
    »Hes hgab hein Hgeräusch von sich«, sagte Frau Allesweiß. »Deshalb kam Ksandra zu mir, um Bericht zu erstatten. Hbraves Hmädchen.«
    »Was für ein Geräusch?« fragte der Quästor möglichst freundlich.
    »Bitte, Herr, es klang ungefähr so…« Ksandra verdrehte die Augen. »Wumm… wumm… wumm… wumm… wummwumm- wummWUMMWUMM – plib, Herr.«
    »Plib«, wiederholte der Quästor ernst.
    »Ja, Herr.«
    »Hplib«, sagte Frau Allesweiß.
    »Und dann hat es nach mir gespuckt, Herr«, fügte Ksandra hinzu.
    »Hes hat gespien«, korrigierte Frau Allesweiß.
    »Offenbar hat einer der Elefanten eine kleine Bleikugel ausgespuckt, Herr«, erklärte der Quästor. »Wobei es, äh, ›plib‹ machte.«
    »Beidengöttern«, entgegnete Ridcully. »Unerhört. Ich kann nicht erlauben, daß hier irgendwelche Töpfe Leute anrotzen.«
    Frau Allesweiß verzog andeutungsweise das Gesicht.
    »Warum hat das Ding eine Bleikugel ausgespuckt?« fragte der Erzkanzler.
    »Ich habe keine Ahnung, Herr. Ich dachte, du wüßtest vielleicht einen Grund. Wenn ich mich nicht sehr irre, hat Riktor hier gelehrt, als du Student warst, Herr. Frau Allesweiß ist sehr besorgt.« Bei diesen Worten wies der Tonfall des Quästors auf folgendes hin: Wenn Frau Allesweiß über irgend etwas besorgt war, so wagte es nur ein sehr dummer Erzkanzler, ihr keine Beachtung zu schenken. »Sie möchte nicht, daß ihre Mitarbeiter von, äh, Magie gestört werden.«
    Ridcully pochte mit den Fingerknöcheln an die Vorrichtung. »Meinst du etwa den alten ›Numeri‹ Riktor?«
    »Ja, Erzkanzler.«
    »War total bekloppt. Dachte immer, man könnte alles messen. Nicht nur Längen und Gewichte und so, sondern alles. ›Wenn es existiert‹, sagte er, ›so kann man es messen.‹« Ridcullys Augen glitten erinnerungsvoll in die Ferne. »Baute dauernd komische Dinge. Hielt es für möglich, selbst Wahrheit, Träume, Schönheit und was weiß ich zu messen. Dies ist also eins von Riktors Spielzeugen, wie? Frage mich, was es mißt…«
    »Hich glaube…«, begann Frau Allesweiß. »Hich glaube, man sollte es an einem sicheren Ort lagern, falls du nichts hdagegen hast.«
    »Ja, ja, ja, natürlich«, pflichtete ihr der Quästor hastig bei. Das Personal der Unsichtbaren Universität neigte dazu, bei jeder Kleinigkeit zu kündigen.
    »Wirf das Dingsbums weg«, sagte Ridcully.
    Entsetzen zeigte sich in den Zügen des Quästors. »O nein, Herr. Wir werfen nie etwas weg. Außerdem: Wahrscheinlich ist der Apparat sehr wertvoll.«
    »Hm«, antwortete der Erzkanzler. »Wertvoll?«
    »Vermutlich handelt es sich um ein historisches Artefakt, Herr.«
    »Dann bringt es in mein Arbeitszimmer. Habe ja schon darauf hingewiesen, daß hier die eine oder andere Dekoration notwendig ist, nicht wahr? So, ich bin jetzt mit einem Mann verabredet, der Greife dressiert. Schönen Tag noch, meine Damen…«
    »Äh, Erzkanzler, wenn du eben diese Papiere unterzeichnen könntest…«, begann der Quästor, doch die Tür schloß sich bereits hinter Ridcully.
    Niemand fragte Ksandra, welcher Elefant die Bleikugel gespuckt hatte. Niemand erkundigte sich danach, in welche Richtung sie gespuckt worden war. Mit solchen Auskünften hätten Ridcully und der Quästor ohnehin nichts anfangen können.
    Am Nachmittag trugen zwei Diener den einzigen funktionierenden Resographen 5 des Multiversums ins Arbeitszimmer des Erzkanzlers.
     
    In Holy Wood gab es ein charakteristisches Geräusch. Es wurde von Nägeln verursacht, die man in Bretter hämmerte.
    Für die Stadt begann eine kritische Phase. Über Nacht entstanden neue Häuser, neue Straßen und neue Viertel. Und gelegentlich verschwanden sie auch wieder, in jenen Bereichen, wo hastig angelernte alchimistische Lehrlinge vergeblich versuchten, die ebenso komplizierte wie gefährliche Produktion von Okto-Zellulose zu meistern. Es spielte kaum eine Rolle. Meistens hatte sich der Rauch noch nicht ganz verzogen, als die Hämmer schon wieder

Weitere Kostenlose Bücher