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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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hämmerten.
    Holy Wood schien durch Zellteilung zu wachsen. Man brauchte nur: einen jungen Burschen, dessen Hände nicht zitterten und der alchimistische Symbole verstand; einen Kurbeldreher; mindestens sechs Dämonen; und viel Sonnenschein. Oh, und einige Leute. Doch davon gab’s genug. Wenn man nicht imstande war, Kobolde zu züchten, Chemikalien zu mischen oder eine Kurbel zu drehen… Nun, dann konnte man die Zügel von Pferden halten oder auf Tischen tanzen und interessant dreinschauen, während man hoffte. Oder man hämmerte Nägel ins Holz. Immer mehr baufällig anmutende Gebäude säumten den uralten Hügel, und schon nach kurzer Zeit ließ die erbarmungslose Sonne den Lack von den Brettern platzen. Ständig herrschte ein hoher Bedarf an Hütten und Schuppen.
    Holy Woods Ruf hallte durch das Land. Jeden Tag trafen neue Leute ein. Sie kamen nicht, um Stallknechte, Kellnerinnen oder Wir-liefern-ein-schlüsselfertiges-Haus-in-zwei-Stunden-Tischler zu werden. Nein, sie kamen wegen der beweglichen Bilder.
    Was sie im Innersten trieb, blieb für sie selbst ein Rätsel.
    Tief in seinem Herzen wußte Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper allerdings etwas anderes: Wo sich zwei oder mehr Personen treffen, gibt es immer jemanden, der versucht, ihnen ein verdächtig wirkendes Würstchen zu verkaufen.
    Schnapper war jetzt in einem anderen Geschäft tätig, und dadurch entstand eine Marktlücke im gastronomischen Sektor. Andere Leute versuchten, sie zu füllen.
    Zu ihnen gehörte der Klatschianer Nodar Borgel. Sein großer und lauter Schuppen konnte nicht als »Restaurant« bezeichnet werden – es handelte sich vielmehr um eine Fütterungsanlage. Am einen Ende standen geradezu riesige Terrinen, und Tische beanspruchten den Rest des Platzes. An den Tischen saßen…
    Victor riß verblüfft die Augen auf.
    … Trolle, Menschen und Zwerge. Und mehrere Gnomen und auch einige Elfen. Und viele andere Geschöpfe, von denen Tugelbend hoffte, daß es verkleidete oder angemalte Trolle waren – wenn nicht, konnte das für alle ziemlichen Ärger bedeuten. Und jeder aß, niemand dachte auch nur daran, jemand anders zu fressen.
    »Man nimmt einen Teller, stellt sich an und bezahlt«, sagte Ginger. »Man nennt so etwas Selbstbediener.«
    »Man bezahlt, bevor man gegessen hat? Und wenn’s nicht schmeckt?«
    Ginger nickte ernst. »Genau deshalb muß man vorher bezahlen.«
    Victor zuckte mit den Schultern und beugte sich zum Zwerg hinterm Tresen hinab. »Ich möchte gern…«
    »Eintopf«, knurrte der Zwerg.
    »Und was für eine Art von Eintopf?«
    »Es gibt nur einen Eintopf, und deshalb heißt er Ein topf, klar?« schnappte der Zwerg.
    »Ich meine, was ist drin?« erkundigte sich Victor.
    »Wenn du danach fragst, bist du nicht hungrig genug«, antwortete Ginger. »Zweimal Eintopf, Fruntkin.«
    Victor beobachtete das graubraune Zeug, das auf seinen Teller strömte. Geheimnisvolle Strudel brachten seltsame Brocken an die Oberfläche, dort schwammen sie einige Sekunden lang, bevor sie wieder versanken, hoffentlich für immer.
    Borgel teilte Schnappers Einstellungen in Hinsicht auf die Kochkunst.
    »Eintopf oder nichts, Bursche.« Der Koch grinste höhnisch. »Kostet nur einen halben Dollar. Spottbillig.«
    Victor trennte sich widerstrebend von dem Geld und sah sich nach Ginger um.
    »Hier drüben.« Die junge Frau nahm an einem der langen Tische Platz. »Hallo, Donnerfuß. Hallo, Brekzie, wie geht’s? Das ist Vic. Neu hier. Hallo, Schleicher, hab dich glatt übersehen.«
    Victor zwängte sich zwischen Ginger und einen Troll, der in ein Kettenhemd gehüllt zu sein schien. Doch wie sich herausstellte, war es nur ein Holy-Wood-Kettenhemd: silbergrau bemalte und nicht besonders geschickt zusammengeknüpfte Schnüre.
    Ginger unterhielt sich mit einem zehn Zentimeter kleinen Gnom und einem Zwerg, der die Hälfte eines Bärenkostüms trug. Victor schwieg und fühlte sich ein wenig einsam.
    Schließlich nickte ihm der Troll zu, starrte auf seinen Teller und schnitt eine Grimasse.
    »Und fo waf foll Bimfftein fein«, lispelte er. »Fie machen fich keine Mühe, die Lava davon abzukratzen. Und den Fand man überhaupt fmecken nicht.«
    Victors Blick wanderte zum Teller des Trolls.
    »Ich wußte gar nicht, daß Trolle Stein essen«, sagte er bevor es ihm gelang, Lippen und Zunge unter Kontrolle zu bringen.
    »Warum dich daf wundern?«
    »Äh, du bestehst doch aus Stein, oder?«
    »Ja. Und du auf Fleiff. Und waf du effen?«
    Victor starrte auf

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