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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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würde es ihnen allen zeigen! Gipspyramiden und Paläste aus Pappe – ha! Dies hier stellte alles in den Schatten. Wenn die Geschichte von Holy Wood geschrieben wurde, so sollte kein Zweifel bestehen. T.M.S.I.D.R. Schnapper hatte den besten Streifen aller Zeiten gedreht.
    Trolle! Kämpfe! Romantik! Männer mit dünnen Schnurrbärten! Söldner! Und eine Frau, die sich verzweifelt bemüht… Schnapper zögerte kurz. Irgend etwas zu bewahren, das sie liebt, diesen Punkt klären wir später. In einer verrückt gewordenen Welt!
    Der Stift eilte weiter, kritzelte mit unermüdlichem Eifer.
    Bruder gegen Bruder! Frauen in Reifröcken verteilen Ohrfeigen! Eine mächtige Dynastie, nun dem Untergang geweiht!
    Eine große Stadt in Flammen! Am Rand notierte Schnapper: Nicht in Flammen der Leidenschaft. Echtes Feuer!
    Und…
    Er biß sich auf die Lippe.
    Ja. Darauf hatte er gewartet! Ja!
    Tausend Elefanten!
    (Später meinte Soll Schnapper: »Hör mal, Onkel, der Bürgerkrieg von Ankh-Morpork – eine großartige Idee. Kein Problem. Ein bedeutendes historisches Ereignis. Überhaupt kein Problem. Allerdings haben die Historiker nie von irgendwelchen Elefanten berichtet.«
    »Damals ging’s drunter und drüber«, verteidigte sich Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin. »Bei solchen Gelegenheiten wird das eine oder andere übersehen.«
    »Bei tausend Elefanten scheint mir das kaum möglich zu sein.«
    »Wer leitet dieses Studio?«
    »Ich meine nur…«
    »Jetzt hör mal«, sagte Schnapper. »Vielleicht gab es damals keine tausend Elefanten. Aber wir zeigen tausend Elefanten, weil durch tausend Elefanten alles viel echter aussieht, klar?«)
    Das Laken füllte sich allmählich mit aufgeregter Handschrift. Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin erreichte das Ende und fuhr am hölzernen Rahmen des Bettes fort.
    Bei den Göttern – das war es! Keine banalen Schwertduelle. Keine Rettungen vor irgendwelchen Ungeheuern. Keine identischen Kamele, die hintereinander ritten. Diesmal benötigten sie alle Kurbeldreher Holy Woods!
    Schnapper lehnte sich zurück und schnaufte in erschöpfter Ekstase.
    Er sah es ganz deutlich. Der Streifen war praktisch schon im Kasten.
    Jetzt mußte er sich nur noch den Titel einfallen lassen. Etwas mit einem guten Klang. Ein Titel – er kratzte sich mit dem Stift am Kinn –, der sofort darauf hinwies, daß die Angelegenheiten von gewöhnlichen Menschen Spreu in den wilden Stürmen der Geschichte gleichkamen. Stürme, ja. Gute Metaphorik. Donner. Blitze. Regen. Wind.
    Wind. Genau!
    Schnapper nahm den oberen Teil des Lakens und schrieb mit großer Sorgfalt:
    VOM WINDE WEGGEWEHT.
     
    Victor lag in seinem schmalen Bett und wälzte sich immer wieder von einer Seite auf die andere. Er konnte nicht schlafen. Durch sein dösendes Bewußtsein wanderten Bilder und zeigten ihm Streitwagenrennen, Piratenschiffe und Dinge, die er nicht kannte. Und mitten in diesem Durcheinander sah er ein Geschöpf, ein riesiges Wesen, das einen hohen Turm erkletterte und der Welt mit einem herausfordernden Grinsen trotzte. Ein Schrei erklang…
    Tugelbend richtete sich in Schweiß gebadet auf.
    Nach einigen Sekunden schwang er die Beine aus dem Bett und trat zum Fenster.
    Über den Lichtern der Stadt ragte der Hügel von Holy Wood ins erste matte Licht der Morgendämmerung hinauf. Ein weiterer sonniger Tag kündigte sich an.
     
    Holy-Wood-Träume strömten in unsichtbaren, goldenen Wellen durch die Straßen.
    Etwas begleitete sie.
    Etwas, das nie träumte. Etwas, das nie schlief.
    Ginger stand auf und blickte ebenfalls zum Hügel. Es muß allerdings bezweifelt werden, ob sie ihn überhaupt sah. Die junge Frau bewegte sich wie eine Blinde in dem ihr vertrauten Zimmer, ging zur Tür und die Treppe hinunter, schritt durch die sterbende Nacht.
    Ein kleiner Hund, eine Katze und eine Maus beobachteten Ginger, als sie stumm durch die Gasse eilte. Offenbar wollte sie zum Hügel.
    »Habt ihr die Augen gesehen?« fragte Gaspode.
    »Fie glühen«, erwiderte der Kater. »Meine Güte!«
    »Sie geht zum Hügel«, sagte Gaspode. »Das gefällt mir nicht.«
    »Und wenn schon«, erwiderte Quieki. »Sie ist dauernd dort. Jede Nacht stapft sie hin, streicht ziellos herum und wirkt dabei überaus dramatisch.«
    »Was?«
    »Jede Nacht. Wir dachten, es hängt mit der Romantik und so zusammen.«
    »Aber wenn man beobachtet, wie sie sich bewegt…«, stieß Gaspode verzweifelt hervor. »Dann weiß man sofort, daß etwas nicht stimmt. Sie taumelt und erweckt den Anschein, von

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