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Voll im Bilde

Voll im Bilde

Titel: Voll im Bilde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kumpel«, sagte er. »Wird Zeit, daß du was lernst. Lektion Eins: Wie bekommt man in Kneipen was zu trinken, ohne dafür bezahlen zu müssen?« Gaspode lächelte ein breites Hundelächeln. »Kannst froh sein, daß du mir begegnet bist.«
     
    Zwei Hunde taumelten über die mitternächtliche Straße.
    »Wir schind zwei kleine Lämmer«, heulte Gaspode. »Und wir haben unsch verirrt…«
    »Wuff! Wuff! Wuff!«
    »Wir sind zwei kleine verirrte Lä-ämah, und wir… und wir…« Gaspode sank auf den Boden und kratzte sich am Ohr. Besser gesagt: Er kratzte sich dort, wo er das Ohr vermutete. Das Bein wackelte unsicher in der Luft. Laddie warf ihm einen mitfühlenden Blick zu.
    Ein erstaunlich erfolgreicher Abend lag hinter ihnen. Gaspode hat eine eigene Methode, um Leute zu veranlassen, ihm einen Drink zu spendieren: Er starrte sie so lange an, bis sie seinen durchdringenden Blick nicht mehr ertrugen und ihm Bier in einen Napf schütteten. Diese Taktik erforderte viel Zeit, aber früher oder später führte sie zum gewünschten Ergebnis. Laddie hingegen…
    Laddie rückte sich mit Kunststücken in den Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit. Er trank aus Flaschen. Er bellte die richtige Anzahl von Fingern, die man ihm zeigte. Nun, dazu war auch Gaspode imstande, aber er hatte nie in Erwägung gezogen, daß man eine Belohnung dafür einstreichen konnte.
    Laddie erspähte junge Frauen, die von hoffenden Verehrern ausgeführt wurden. Er legte ihnen den Kopf auf den Schoß und blickte so seelenvoll zu ihnen auf, daß ihm der Verehrer Bier und goldfischförmige Kekse besorgte, um seine Begleiterin zu beeindrucken. Gaspode hatte so etwas nie fertiggebracht, und dafür gab es zwei Gründe. Erstens: Er war zu klein, um den Kopf auf einen normal hohen Schoß zu legen. Zweitens: Wenn er es trotzdem versuchte, war die Folge immer ein entsetzter Schrei.
    Er hatte unter einem Tisch gesessen und das Geschehen mit verwirrter Mißbilligung beobachtet. Nach einer Weile beobachtete er es mit angetrunkener verwirrter Mißbilligung, denn Laddie war immer sehr großzügig, wenn es darum ging, sein Bier mit ihm zu teilen.
    Schließlich setzte man sie beide auf die Straße, und Gaspode traf eine Entscheidung: Er wollte Laddie erklären, was es mit Hundewürde auf sich hatte.
    »Man darf nich’ dauernd mit dem Schwanz wl… wehll… wedeln, wenn man esch mit Menschen zu tun hat«, sagte er mühsam. »Damit verrätscht du die, die, die ganze Hundeheit. Wir können nie die Fescheln der Abhängigkeit vom Menschen abschtreifen, scholange Hunde wie du froh schind, irgendwelche Leute zu schehen. Esch hat mich mit Abscheu erfüllt schu beobachten, wie du dich auf den Rücken gelegt und toter Hund geschpielt hascht, jawohl.«
    »Wuff.«
    »Du bischt ein Diener der menschlichen Imperialischten«, sagte Gaspode streng.
    Laddie preßte sich die Pfoten aufs Maul.
    Gaspode versuchte aufzustehen, stolperte über seine eigenen Beine und nahm wieder Platz. Schließlich rollten ihm zwei große Tränen übers Fell.
    »Ich hatte natürlich nie eine Schankse«, fuhr er fort und erhob sich erneut. Diesmal gelang es ihm stehenzubleiben. »Ich meine, denk nur daran, welchen Schtart ich im Leben hatte. Man hat mich in den Flusch geworfen, in ‘nem Sack. Ja, in einem Sack. Der kleine schüsche Welpe öffnet die Augen, um die Wunder der Welt zu beschtaunen, und wasch schieht er? Er schieht dasch Innere eines verdammten Schacks.« Die Tränen tropften ihm von der Schnauze. »Zwei Wochen lang habe ich den Ziegelschtein für meine Mutter gehalten.«
    »Wuff«, kommentierte Laddie mit verständnislosem Mitleid.
    »Habe Glück gehabt, weil man mich in den Ankh warf«, meinte Gaspode. Das Sprechen fiel ihm jetzt etwas leichter. »In jedem anderen Fluß wäre ich ertrunken und hätte mich im Hundehimmel wiedergefunden. Nach der Begegnung mit dem großen schwarzen Hund, der im Augenblick desch, des Todes erscheint und sagt: He, deine Zeit ist abgelfn. Abgelaufen.«
    Gaspode starrte ins Nichts. »Aber im Ankh geht nichts unter«, brummte er nachdenklich. »Is’ ein sehr zäher Fluß, der Ankh.«
    »Wuff.«
    »Ein Hundeleben«, sagte Gaspode. »Das meine ich natürlich im übertragenen Sinne.«
    »Wuff.«
    Müde blickte er in das ebenso wachsame wie dumme Gesicht seines Artgenossen.
    »Du hast kein verdammtes Wort verschtanden, oder?« knurrte er.
    »Wuff!« antwortete Laddie und jaulte leise.
    »Mann, hast du ein Schwein«, seufzte Gaspode.
    Am anderen Ende der Gasse

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