voll im Einsatz
die beiden zur Vernunft zu bringen.
Was anscheinend weder Daniel noch Gregory besonders zu schätzen wissen.
»Du mieses Dreckschwein!«, beschimpft Gregory Daniel.
»Dämliche Kakerlake! Kümmere dich um deinen eigenen Mist!«, tönt Daniel zurück und strampelt wie wild – zum Glück erfolglos –, um wieder frei zu kommen.
Wenn die beiden Zirkusleute nicht so muskelbepackt wären, wären Daniel und Gregory garantiert sofort wieder aufeinander losgegangen.
»Was soll das Ganze eigentlich?«, fragt jetzt der Clown und sieht mich an.
»Oh …«, mache ich ziemlich hilflos. Und versuche dann, wenigstens ein paar erklärende Sätze von mir zu geben. »Die beiden … die … die können sich einfach nicht so gut leiden, ähm … Wir gehen alle in die gleiche Klasse.«
Der Zirkusmann, der Gregory im Griff hat, schüttelt grimmig den Kopf. »Klassenkameraden, hä? Habt ihr nichts Besseres zu tun als euch an die Kehle zu gehen?«
Und das finde ich aber ehrlich auch. Ich kann überhaupt nicht glauben, was in Gregory gefahren ist. Er ist doch sonst nicht so, dass er sich gleich mit jedem kloppt, bloß weil er ihn ein bisschen doof findet?
Ich gucke Gregory bitterböse an. Hätte er nicht wenigstens mir zuliebe Daniel in Ruhe lassen können?
Ja, ich gucke so vorwurfsvoll, wie ich nur kann. Am liebsten würde ich Gregory ins Gesicht brüllen, dass ich ihn nie wieder sehen will. So enttäuscht bin ich! Und ich fürchte … ja, ich schätze, das brauche ich gar nicht zu sagen, denn Gregory scheint es mir von den Augen abzulesen.
Zuerst sieht er sprachlos aus. Dann verhärtet sich sein Gesicht. Und dann presst er die Lippen zusammen, bis sie schneeweiß werden, und guckt mich nur noch eisig an.
Die beiden Männer scheinen allerdings allmählich das Gefühl zu haben, ihren Griff ein wenig lockern zu können. Und Daniel und Gregory bleiben tatsächlich stehen. Schwer keuchend. Aus Daniels Nase tropft Blut. Oh, Daniel!
»Bist du okay?« Ich gehe ein paar Schritte zu Daniel hin und begutachte besorgt seine Nase. Die Lippe schwillt auch bereits an.
Daniel macht ein paar beschwichtigende Handbewegungen. »Ja, ja.« (Ach, er ist so ein Held!) »Alles halb so wild! Aber dein Kumpel da, der hat sie echt nicht mehr alle!«
Ich gucke mich zu Gregory um. Jetzt könnte er ja wohl wenigstens mal irgendwas Entschuldigendes sagen. Doch Gregory bleibt stumm. Seine Lippen sind so schmal wie Bleistiftstriche. Und seine Augen … seine Augen …
Pah! Ich will Gregory überhaupt nicht angucken! Ich muss mich jetzt natürlich um Daniel kümmern.
»Komm!«, sage ich zu Daniel. »Ich bring dich nach Hause!«
Als wir losmarschieren, kann ich sehen, dass Gregory uns ungläubig und fassungslos nachstarrt. Ja, starr du nur!, denke ich und das sagt wohl auch mein Blick. Das hättest du dir früher überlegen müssen!
Sind Mädchen so?
I ch hab das Gefühl, ich bin in einem schlechten Traum. Wie dämlich ist Livi eigentlich?
Mein Kinn brennt, meine beiden Schienbeine sehen – dank Daniels miesen Fußtritten – garantiert grün und blau aus, und meine Rippen fühlen sich an wie zerkleinerte Salzstangen.
Dieses miese Schwein!
Und Livi?
Die blöde Kuh hat nichts anderes zu tun, als den Drecksack zu bemitleiden und mich anzugucken, als hätte ich ein friedlich grasendes Rehkitz ermordet. Vielen Dank!
Ich glaube, ich hab mich noch nie so horrormäßig gefühlt. Sich tagelang anhören zu müssen, wie seeeehr sie in diesen Mistkerl verliebt ist, ist eine Sache. Schlimm genug – aber was tut man nicht alles für jemanden, der einen unbedingt als beste Freundin haben will!
Doch sich so behandeln zu lassen wie eben und dann noch mit ansehen zu müssen, wie sie diese Ratte auch noch krankenschwestermitleidig nach Hause begleitet, das ist echt zu viel! Kommt sie denn gar nicht auf die Idee, mal nachzufragen , was überhaupt passiert ist?
Nee, kommt sie nicht.
Au! Scheiße! Jeder Schritt tut mir weh. MANN! Ich hab so die Schnauze voll von diesem ganzen Mist!
Oh, nee, und jetzt, wo ich gerade in die Kastanienallee einbiege, kommt mir da vorne auch noch Malea entgegen.
»Hi Malea!«
»Hallo Gregory«, grüßt Malea zurück, als sie nur noch ein paar Schritte entfernt ist.
Ich fühle mich alles andere als in Plauderlaune, aber Malea bleibt abrupt stehen, also muss ich das wohl höflicherweise auch tun.
Sie glotzt mich an, als wäre ich Frankenstein. »Was ist denn mit deinem Gesicht los?«
»Wieso?« Mein Gesicht ist mein geringstes
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