voll im Einsatz
in die Klasse und sagte: »Kinder, ich möchte mit euch über Au – ähm, über Sascha Auermann reden.«
Ein paar kicherten, weil sich Frau Heinzig beinahe verplappert und Aua nicht bei seinem richtigen Namen genannt hätte. Ich kicherte allerdings nicht, weil ich sah, wie komisch Frau Heinzig aussah. (Als Geheimagentin muss man Leute immer sehr genau beobachten.) Außerdem hatte sie nicht mal »Guten Morgen« gesagt. Und ihr Lottofee-Dauerlächeln fehlte ebenfalls.
»Hat jemand von euch Sascha seit Montag gesehen?«, fragte sie laut in die Klasse, noch bevor sie sich richtig auf ihren Stuhl gesetzt hatte.
Ich dachte nach, wie alle anderen auch. Nach gründlichem Nachdenken schüttelten wir die Köpfe. Nein, Auas Platz neben mir war ja bereits am Dienstag leer gewesen. Und – so weit ich mich erinnere – war er das auch am Mittwoch, also gestern. Und natürlich fiel mir in diesem Moment sofort auf, dass er auch heute leer war. (Und stinken tat es auch schon seit Tagen nirgends. Großartig!)
Frau Heinzig seufzte. (Immer noch kein Lottofeelächeln.) »Sascha ist nämlich verschwunden. Er ist am Dienstagmorgen aus dem Haus gegangen, aber offenbar nie in der Schule angekommen.«
»Das stimmt nicht«, meldete sich die blöde Nuss Tanja zu Wort. »Ich habe Aua am Dienstag zwischen den Mülltonnen vor der Schule gesehen.«
Frau Heinzig riss ihre Augen auf. »Wirklich? Wann genau war das?«
»Bevor die Schule anfing«, meinte Tanja.
Einige andere nickten. Anscheinend fiel jetzt noch mehr Leuten ein, dass sie Aua dort gesehen hatten. (Ob er immer vor der Schule in Mülltonnen hockt und deswegen so stinkt?)
»Malea«, sprach Frau Heinzig dann mich an, »du sitzt neben Sascha. Ist dir am Montag vielleicht irgendetwas aufgefallen? Ich meine, hat er sich ungewöhnlich verhalten? Hat er etwas Ungewöhnliches gesagt?«
Aufgefallen? An Aua? Nur das Normale. Sein Gestank eben. Und seine Blödheit. Aber wahrscheinlich wollte Frau Heinzig das jetzt nicht hören. Deswegen schüttelte ich sicherheitshalber lieber den Kopf.
»Ist er krank?«, fragte Lasse.
Lasse ist total nett und hat mit allen immer gleich Mitleid.
»Nein«, antwortete Frau Heinzig, »er ist einfach verschwunden. Wie ich schon sagte, ist er seit Dienstagmorgen nicht mehr gesehen worden. Gestern Abend hat sein Vater die Polizei eingeschaltet.«
»Erst gestern?«, fragte Lasse erstaunt. »Wenn ich am Dienstagabend nicht zu Hause wäre, dann würde meine Mama aber nicht bis Mittwochabend warten, um die Polizei zu rufen.«
Frau Heinzigs Stirn runzelte sich. »Nun ja … das ist – ähm – das geht uns vermutlich nichts an.«
Dann fragte sie noch mal eindringlich in der Klasse herum, ob irgendjemandem irgendetwas aufgefallen war. Doch da niemand etwas Ungewöhnliches bemerkt hatte, holte sie schließlich das Geschichtsbuch aus ihrer Tasche heraus, strich die Falten von ihrer Stirn und sagte: »Also gut, dann machen wir weiter auf Seite siebenundsechzig. Wer war dran mit Vorlesen?«
Als ich mit Lasse und Miri nach der Stunde in die Pausenhalle schlenderte, quatschten die beiden noch die ganze Zeit über Aua rum. Wie geheimnisvoll das alles sei! Und ob er vielleicht entführt worden sein könnte! Und all so einen Spinnkram!
Die haben wohl zu viel Fernsehen geglotzt. Ich meine, wer sollte denn wohl einen Sascha Auermann entführen? Und warum? Nee, die beiden haben echt nicht das kleinste bisschen Geheimagenten-Fingerspitzengefühl.
Dann sah Miri zum Glück diesen bunten Kasten neben dem Eingang zur Pausenhalle und vergaß den doofen Aua. Wir alle lasen, was auf dem Kasten stand.
MADAME DIAMANT GIBT ANTWORT!
»Was’n das?«, fragte Lasse und schob sich ein Kaugummi in den Mund.
»Hihihi!«, kicherte Miriam. »Guckt mal! Da gibt jemand Antwort auf Liebesfragen! Hihihi!«
Die konnte sich gar nicht mehr einkriegen. Als ob irgendwer mit normalem Hirn Interesse an Liebesquatsch hat!
»Die Box stand gestern schon da«, mischte sich hinter uns Sophie ein. »Ich glaube, Tanja hat schon was reingeworfen.«
»Tanja? Hihihi!« Miri giggelte immer mehr.
»Wetten, dass Tessa da auch sofort eine Frage reinsteckt?«, kicherte nun auch Lasse.
»Quark mit Fischsülze!«, grunzte ich. »Die und ihre Dodo haben auf jede Frage selbst eine Antwort, das kannst du aber glauben. Die brauchen keine Kummerkastentante!«
Und damit zog ich Miri und Lasse weiter. Mit so was Dämlichem will ich mich echt nicht aufhalten.
Aber jetzt, wo ich mich an den blöden Kasten erinnere
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