voll im Einsatz
oberste Stockwerk gestapft bin. In der Absicht, sie zu fragen, ob sie mit mir auf ein Eis ins Bella Roma gehen will. Ich hätte sogar einen Euro von meinem Taschengeld für sie geopfert. Irgendwie hätte ich es heute einfach schön gefunden, nicht allein dorthin zu gehen. Sonst mache ich das gern. Im Bella Roma vorbeischauen, meine ich. Ist ein gutes Agententraining. Der Weg dahin, meine ich.
Sobald ich aus unserer Kastanienallee auf die Hauptstraße komme, suche ich mir irgendeinen Spaziergänger und beschatte ihn unauffällig. Wenn er merkt, dass ich ihn beschatte, erlaube ich mir nur eine Kugel Eis. Schlechte Arbeit darf ich mir nicht durchgehen lassen! Wenn ich aber richtig gut bin und sogar ein bisschen was über den Spaziergänger rausgefunden hab, belohne ich mich mit zwei Kugeln.
Das macht Spaß. Und wenn man später mal ernsthaft vorhat, Geheimagentin zu werden, dann muss man mit dem Training natürlich früh anfangen. Blöd nur, dass Iris und Cornelius nicht verstehen, dass ich für meine harte Arbeit deutlich mehr Taschengeld brauche! Ab Mitte des Monats habe ich nämlich meistens kein Geld mehr, um Leute zu beschatten. Oder jedenfalls nicht, um mich dafür angemessen zu bezahlen.
Aber egal. Heute wäre ich eben gerne – nur so zur Abwechslung – mal nicht allein zum Bella Roma gegangen. Und hätte sogar eine Extraportion Agentenlohn für Kenny hingelegt.
Als ich jedoch oben in Kennys Zimmer ankam, sah ich, wie sie gerade aus unserem Gartentor mit ihrem kleinen Puppenwagen und Aurora darin rausschob. Ich wollte sofort die Treppe runterstürzen, um ihr hinterherzulaufen, doch da stellte Iris sich mir blöderweise in den Weg.
»Malea!«, fing sie auch schon in Schäferhundlautstärke und mit Gewitterstirn an. »WAS habe ich dir gerade eben in deinem Zimmer gesagt?«
Ooooooh, neeeee! Iris hat heute nämlich die Filmhülle von Gefährliche Brandung im Wohnzimmer neben unserem DVD-Player gefunden und ist natürlich sofort wutentbrannt zu mir hochgestapft. Als ich sie auf der Treppe hörte, dachte ich noch, nur Tessa kriegt ne Abreibung, weil sie ihren Küchendienst mal wieder verschlafen hatte, aber – nee – direkt danach war ich dran. Zu blöd, dass ich gestern Abend keine andere Chance hatte, als den Film im Wohnzimmer zu gucken.
Den wunderbar praktischen Player von Tessa hatte ich nämlich leider in aller Eile noch am Dienstagmorgen vor der Schule in Tessas Zimmer verstecken müssen, weil Tessa ihn wie wild suchte und schon anfing, sogar uns beim Frühstück laut zu verdächtigen.
Ehrlich unfassbar, wie schnell sie Livi, mich oder Kenny bei jeder Kleinigkeit im Visier hat!
Na ja, jedenfalls ist alles prima gelaufen. Und nachdem Tessa dann endlich urplötzlich ihren DVD-Player neben ihrem Bett in einem Berg von Klamotten gefunden hatte (allzu schwer konnte ich’s nicht machen, Tessa ist ne lahme Ente beim Suchen), da hat Iris natürlich gerechterweise verlangt, dass Tessa sich bei uns allen dafür entschuldigt, dass sie uns zu Unrecht verdächtigt hatte. Selbstverständlich habe ich ihr sofort großmütig verziehen. Tessa war richtig zerknirscht. Sehr lustig!
Ja, und weil ich nun nicht mehr unter der Bettdecke gucken konnte, hab ich mir gestern Abend – während Iris mal wieder Liebesschmöker tippte und Cornelius am Schlagzeug beschäftigt war – ne Chipstüte geholt, mich auf unsere gemütliche Wohnzimmercouch geschmissen und genüsslich die DVD eingelegt.
Und blöderweise vergessen, sie danach wieder mit hoch in mein Zimmer zu nehmen! MIST! So ein dummer Fehler wäre James Bond nie passiert! Danke! Dafür hat mir Iris zur Strafe gleich eine Runde Extra-Küchendienst aufgebrummt. Und weil sie mich eben abgefangen hat, bevor ich Kenny hinterherlaufen konnte, hocke ich jetzt also tatsächlich hier und putze Silberbesteck und kriege immer schlechtere Laune.
Ja, wirklich! Eine Menge merkwürdiger Dinge passiert und ich poliere Silberzeug! Ich meine, das ist ja, als würde man James Bond zum Kloschrubben abkommandieren, während draußen gerade die Welt in die Hände von fiesen Haien und Erpressern fällt! (Ich wusste gar nicht, dass man Silber überhaupt putzen muss! Total unpraktisch! Warum essen wir nicht einfach mit Plastikgabeln?)
Etwas durchaus Merkwürdiges ist zum Beispiel auch mit Aua passiert. Der ist nämlich einfach verschwunden. Total weg. Ehrlich. Obwohl mich das eigentlich nicht so wahnsinnig interessiert.
Aber Frau Heinzig kam heute Morgen mit so nem komischen Blick zu uns
Weitere Kostenlose Bücher