Volle Deckung Mr. Bush
einem
bestimmten Zeitpunkt glaubte auch fast die Hälfte, daß die USA Massenvernichtungswaffen im Irak gefunden hätten, obwohl nie welche entdeckt worden waren. Außerdem war ein Viertel der
Befragten der Ansicht, daß Saddam einen chemischen oder
biologischen Angriff gegen die Streitkräfte der »Koalition«
unternommen hatte, was ebenfalls nie geschehen war.
Diese weitverbreiteten Irrtümer waren verständlich. Im
amerikanischen Fernsehen kamen praktisch keine Kritiker oder Gegner der Argumente zu Wort, mit denen die Regierung Bush
so entschlossen auf den Krieg zusteuerte.
Die medienkritische Organisation FAIR analysierte die
Abendnachrichten von sechs US-amerikanischen
Fernsehsendern und Nachrichtenkanälen für die drei Wochen ab dem 20. März 2003, dem Vortag der Bombardierung des Irak. In der Studie wurden die politischen Bindungen und die Ansichten von mehr als 6000 Interviewpartnern untersucht, die in den
Berichten über den Irak vor der Kamera erschienen. Die
Ergebnisse waren keine große Überraschung:
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• Es war 25 mal wahrscheinlicher, daß die Fernsehzuscha uer
einen US-amerikanischen Kriegsbefürworter zu sehen bekamen
als einen Kriegsgegner.
• Militärische Interviewpartner kamen doppelt so oft zu Wort wie zivile.
• Nur vier Prozent der Personen, die in den drei Wochen im
Fernsehen befragt wurden, waren Angehörige einer Universität, eines privaten Forschungsinstituts oder einer
Nichtregierungsorganisation.
• Von insgesamt 840 Interviewpartnern, die Angehörige der
Regierung oder des Militärs waren oder gewesen waren,
konnten nur vier eindeutig als Kriegsgegner identifiziert werden.
• Die wenigen Auftritte von Personen, die gegen den Krieg
waren, wurden konsequent auf einzelne Satzbrocken beschränkt, wobei es sich in der Regel um Straßeninterviews mit anonymen Passanten handelte. Nicht ein einziger der sechs untersuchten Sender brachte ein ausführliches Interview mit einem
Kriegsgegner.
In einigen Fällen bekannten sich Journalisten ganz offen zu
einem verblüffenden Mangel an Objektivität. So zitiert die
Studie von FAIR, was Dan Rather, der Moderator von CBS
News, bei einem Auftritt in der Talkshow von Larry King sagte:
»Wissen Sie, ich bin Amerikaner. Ich habe nie versucht, den
Eindruck zu erwecken, ich sei Internationalist oder so was
ähnliches. Und wenn mein Land Krieg führt, will ich, daß mein Land gewinnt, ega l wie ›gewinnen‹ definiert ist. Ich kann und will nicht behaupten, das sei unparteiische Berichterstattung. In dieser Sache bin ich parteiisch.«
In dem dreiwöchigen Untersuchungszeitraum registrierte
FAIR in den von Rather moderierten Abendnachrichten auf
CBS nur eine einzige Äußerung gegen den Krieg. Sie stammte
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von… äh… mir, als ich bei der Oscarverleihung von dem
»fiktiven Krieg« eines »fiktiven Präsidenten« sprach.
Nebenan bei Fox News beantwortete Neu Cavuto eine
kritische Frage in seiner Sendung wie folgt: »Es ist keineswegs falsch, wenn man in dieser Sache Partei ergreift… Sie sehen
keinen Unterschied zwischen einer Regierung, die die Menschen unterdrückt, und einer, die das nicht tut, aber ich sehe diesen Unterschied.«
MSNBC demonstrierte seinen Patriotismus mit »America's
Bravest« - einer Art Schwarzem Brett mit Bildern von im Irak kämpfenden Soldaten, die deren Freunde und Angehörige an
den Sender geschickt hatten. Und Brian Williams von NBC und
MSNBC sagte über das Töten irakischer Zivilisten: »Zivilisten wurden früher vorsätzlich zu militärischen Zielen. Die
Brandbomben von Dresden und Tokio im Zweiten Weltkrieg
sollten Zivilisten töten und die Überlebenden in Angst und
Schrecken versetzen. Heute werden wir Zeuge, wie das
Gegenteil passiert.«
(Die US-Armee vergab kürzlich einen Auftrag in Höhe von
470 Millionen Dollar an Microsoft, das MSNBC gemeinsam mit
NBC besitzt. NBC wiederum gehört General Electric, einem der größten Rüstungskonzerne des Landes. GE bekommt
milliardenschwere Regierungsaufträge für die Produktion von Antrieben für Militärflugzeuge. Trotzdem erbrachte die
Untersuchung von FAlR das Ergebnis, daß NBC mehr kritische
Ansichten über den Krieg brachte als jeder andere US-
amerikanische Sender ein ganzes sensationelles Prozent mehr.) Hier noch ein paar weitere Whopper, die amerikanische
Fernsehsender und Zeitungen über den Irakkrieg brachten:
ABC berichtete am 26. April 2003, daß »das US-Militär 200
Kilometer nordwestlich
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