Volle Deckung Mr. Bush
Unfälle, wenn man die eingesetzten
Waffen als »präzisionsgelenkt« bezeichnet. Natürlich spricht das Pentagon nicht gerne über »Search-And-Destroy-Missionen«
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(Missionen zum Aufspüren und Vernichten von Feinden) oder
über Cluster-Bomben.
Jede dieser etwa 500 Kilogramm schweren Streubomben
besteht aus 200 bis 300 »Bomblets«, kleinen Splitterbomben, die über ein Gebiet von der Größe mehrerer Fußballfelder
verteilt werden. Die Bomblets können von Kindern für
Spielzeuge gehalten werden, und wie das Pentagon selbst
schätzt, explodieren 5 bis 20 Prozent von ihnen nicht beim
Aufschlag, sondern bleiben auf dem Boden liegen, bis sie ein argloses Kind aufhebt.
Auch wenn die Heulsusen von Human Rights Watch sagen, es
sei ein »Verbrechen«, im Stadtgebiet Streubomben einzusetzen, wo sie jahrelang gefährlich bleiben, sind uns zivile Opfer
natürlich keineswegs gleichgültig. Wir sorgen sogar dafür, daß unsere Medien die Würde der armen Iraker nicht verletzen,
indem sie uns beim Abendessen abscheuliche Bilder
verstümmelter Kinder zeigen. Wir zeigen nur die von Kugeln
durchsiebten Leichen von Saddams Söhnen Udai und Kussai,
und zwar einmal, zweimal, hundertmal. Das ist alles.
Weil so viele von unseren Soldaten erschossen worden sind,
seit Bush das Ende des Krieges verkündet hat, sind unsere
Soldaten verständlicherweise ein bißchen nervös. Jeder Zivilist sieht wie ein potentieller Killer aus. Deshalb haben unsere
Soldaten unschuldige Iraker erschossen. So wurden zehn Frauen und Kinder von US-Soldaten erschossen, als ihr Minibus an
einem Checkpoint nicht anhielt. Sie hatten anscheinend einen amerikanischen Befehl mißverstanden und gemeint, sie sollten auf den Checkpoint ZUFAHREN statt in die andere Richtung.
Tut uns leid, sagte General Richard Meyers.
In diesem Land wird es auf keinen Fall besser, solange wir die Besatzer sind und die Iraker sich fragen, wann sie endlich
wieder Strom kriegen.
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Nr. 8: Der Whopper mit Mayo: »Wir sind da, um die
Ölfelder des Irak zu beschützen!«
Äh… Ja, das stimmt.
Nr. 9: Der Doppelwhopper mit Käse und einem Coke: »Die
amerikanischen Medien berichten die Wahrheit über den
Irak!«
Wer eine Unmenge Whopper verkaufen will, braucht ein gutes
Marketing. Konzerne müssen viel Geld für Werbung und
Vertrieb aufwenden. Doch die Regierung Bush kostete es keinen Cent, daß die angeblich »linksliberalen« Medien sich mit dem Hauptquartier des Weißen Hauses bei Fox News zusammentaten
und eine gut gestylte Offensive der Kriegspropaganda
veranstalteten, der man kaum entrinnen konnte.
Und es funktionierte: Sogar Vegetarier mampften die
Whopper. Untermalt von kriegerischer Marschmusik und der
amerikanischen Fahne nachempfundenen Grafiken wurden wir
von den Faule-Ausreden-statt-Nachrichten-Sendern rund um die Uhr hemmungslos mit Bildern bombardiert: Tränenreiche
Abschiede stolzer Familien, wenn tapfere Soldaten nach
Übersee aufbrachen; heroische junge Amerikanerinnen, die von wagemutigen Amerikanern gerettet wurden; schlaue Bomben,
die ihre exzellente Zerstörungsarbeit verrichteten; dankbare Iraker, die Saddam-Statuen umstürzten; ein Amerika, das
geschlossen hinter Unserem Tatkräftigen und Entschlossenen
Führer stand.
Und dann das Filmmaterial, das direkt aus der rauhen
irakischen Wüste übertragen wurde: Reporter, die bei den
Bodentruppen »eingebettet« waren und großen Spielraum
hatten, ohne Kontrolle von seiten des Pentagons zu berichten (wie wir glauben sollten). Das Ergebnis? Zahlreiche
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Nahaufnahmen und persönliche Berichte über die Strapazen und Gefahren, denen unsere Soldaten ausgesetzt waren, aber fast nichts darüber, warum man diese großartigen jungen Leute in diesen Krieg geschickt hatte. Und noch weniger darüber, was
mit der irakischen Bevölkerung geschah.
Wer die amerikanischen Nachrichten nicht komplett ignorierte und nur BBC oder den kanadischen Sender CBC oder Le
Journal aus Frankreich anschaute (mit bequemen englischen Untertiteln für ein amerikanisches Publikum, das zu faul und ungebildet ist, um eine Fremdsprache zu lernen), konnte
ziemlich schnell zu der falschen Einsicht gelangen, daß all die Opfer einer gerechten Sache dienten.
Und was genau war der Grund für diesen Krieg mit dem Irak?
Wir waren so massiv mit Whoppern gestopft, daß Umfragen
zufolge die Hälfte der Amerikaner tatsächlich glaubte, es hätten Iraker die Flugzeuge des 11. September geflogen. Zu
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