Volle Deckung Mr. Bush
»Koalition der Genötigten« handelt. Oder genauer
gesagt, eine »Koalition der Genötigten, Bestochenen und
Eingeschüchterten«.
Nur für die Akten seien auch paar von den Ländern genannt,
die nichts mit dem Fiasko zu tun haben wollten und damit der
»Koalition der Unwilligen« angehörten:
Ägypten, Algerien, Argentinien, Belgien, Brasilien, Chile,
China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Indien, Indonesien, der Iran, Irland, Israel, der Jemen, Jordanien,
Kanada, Kuba, Mexiko, Neuseeland, Nigeria, Norwegen,
Österreich, Pakistan, Rußland, Sambia, Schweden, die Schweiz, Simbabwe, Südafrika, Syrien, Thailand, die Vereinigten
Arabischen Emirate, Venezuela, Vietnam - und 103 weitere
Staaten.
Aber wer braucht die schon? Feiglinge! Schlappschwänze!
Drückeberger!
Nr. 7: Der Juniorwhopper für Kinder:
»Wir tun unser möglichstes, damit keine Zivilisten ums
Leben kommen.«
-109-
Wir haben in den neunziger Jahren eine Menge darüber gelernt, wie man Krieg führt und dabei die amerikanischen Verluste auf ein absolutes Minimum begrenzt. Das hat man davon, wenn man
einen Demokraten im Weißen Haus sitzen hat. Clinton schloß
Militärstützpunkte, verringerte die Truppenstärke und steckte Geld in die Lösung des Problems, wie man Menschen aus der
Ferne bombardiert. Kein Bodenkrieg, keine Probleme. Als Bill fertig war, verfügten wir über eine schlanke, bösartige Hightech-Kampfmaschine.
Eines von meinen bevorzugten Rüstungsprojekten in der
Clinton-Ära wurde in Littleton, Colorado, in der Nähe der
Columbine Highschool verwirklicht. Dort baute Lockheed
Martin, der größte Rüstungskonzern der Welt, Raketen, mit
denen neue Satelliten ins All geschossen wurden. Diese
Satelliten leiteten später die Raketen, die auf Bagdad abgefeuert wurden. Der Feuersturm, den Bush im zweiten Golfkrieg auf die irakische Hauptstadt (mit einer Bevölkerung von fünf Millionen Zivilisten) losließ, wäre ohne die Trägerraketen von Lockheed nicht möglich gewesen. Das präzisionsgesteuerte
Bombardement von Bagdad leitete eine neue Ära der
Kriegführung ein. Die Waffen trafen fast auf den Zentimeter
genau, und die Angriffe konnten im Zentralkommando der US-
Armee in Tampa, Florida, koordiniert werden. Dieselben
Satelliten wurden auch schon bei der Bombardierung
Afghanistans nach dem 11. September eingesetzt. Durch beide
Bombardements wurden Schätzungen zufolge insgesamt 9 000
Zivilisten ermordet. Dreimal so viele wie am 11. September und 8 985 mehr als in der Columbine High School.
Das Pentagon prahlt damit, wie perfekt seine Leitsysteme
inzwischen sind. Angeblich müssen keine Zivilisten mehr
sterben, wenn man nur militärische Einrichtungen als Ziele
programmiert.
Das sollte das Pentagon mal Razek al-Kazem al-Khafaji sagen,
-110-
der bei einem einzigen Angriff seine Frau, seine sechs Kinder, seinen Vater, seine Mutter und zwei Brüder verloren hat.
»Gott wird uns an Amerika rächen«, schrie er zwischen
Trümmern und Leichenteilen den Reportern ins Gesicht.
Der Mann ist undankbar!
Und dann war da der Junge, der seine Eltern und beide Arme
verloren hatte, als eine US-Rakete in sein Haus einschlug. Er bat die Reporter unter Tränen, ihm bei der Suche nach seinen
Armen zu helfen.
Oder die Frau, die in ein herzzerreißendes Schluchzen
ausbrach, als zuerst der Körper einer jungen Frau und dann ein abgetrennter Kopf - der Kopf ihrer Tochter - aus einem
schwelenden Krater geborgen wurden. Den Krater hatten vier
US-Bomben gerissen. Sie hatten ein Restaurant treffen sollen, in dem Saddam »vielleicht« hätte sein können. Doch sie zerstörten drei Wohnhäuser und töteten vierzehn Menschen, darunter
sieben Kinder und die Tochter jener Frau.
Eigentlich sollten die Iraker doch dankbar sein, weil ihre
Familienmitglieder verstümmelt wurden, um die Amerikaner
von der Bedrohung durch Saddam und seine unauffindbaren
Massenvernichtungswaffen zu befreien. Aber sie fallen einfach in Ohnmacht oder brechen in Tränen aus.
Eines ist allerdings unbestreitbar: Zum zweiten Mal seit dem 11. September kratzten sich amerikanische Regierungsbeamte
am Kopf und überlegten, warum ihnen der Hauptübeltäter
entkommen war.
Dieselben Politiker töteten irakische Zivilisten, aber das
Zählen überließen sie anderen. Eine britisch-amerikanische
Forschungsgruppe in London gab bekannt, daß in dem Krieg
zwischen 6 806 und 7 797 Zivilisten umgekommen waren. Das
sind eine ganze Menge
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