Volle Deckung Mr. Bush
Typen auf einmal begegnet. Viele haben mir mit einer Leidenschaft, die man
selten auf unserer Seite des politischen Grabens findet, lange Briefe geschrieben. Manche halten mich auf offener Straße an und versuchen, mich in eine hitzige Debatte zu verwickeln.
Manchmal habe ich welche gefragt, ob sie mit mir einen Kaffee trinken wollen (obwohl ich nicht einmal Kaffee trinke und sie selbst eindeutig schon ein bißchen zuviel gehabt hatten). Ich diskutiere nicht mit ihnen, sondern höre mir ihr Gezeter über Bush, Liberale, Araber und Sozialhilfemamas an. Sie labern
mich voll. Ihr Genöle ist immer lang und klingt erstaunlich
danach, als würden sie ihre täglichen Gesprächsthemen direkt aus Conan der Barbar herleiten. Sie wollen nichts Geringeres, als den Planeten von all den verdammten Multikultis befreien, die überall Analsex haben.
Aber wenn man lange und genau zuhört, vernimmt man ihre
schwachen, leisen Hilferufe. Sie sind eindeutig krank und
verlieren darüber langsam den Verstand. Im Grunde sind sie
sehr SEHR ängstlich. Sie haben Angst, weil sie Ignoranten sind.
Sie wissen kaum etwas von der Welt jenseits ihres eigenen,
beschränkten Horizonts. Sie haben nicht die geringste
Vorstellung, wie es ist, schwarz zu sein oder furchtbar arm, oder was das für ein Gefühl ist, wenn man einen Menschen des
eigenen Geschlechts küssen will. Diese Ahnungslosigkeit ist die Grundlage für ihre überwältigende, allgegenwärtige Angst. Aus der Angst wird schnell Haß, und der führt schnell an einen ganz dunklen Ort. Der Wunsch, anderen zu schaden, wird
übermächtig, allerdings wollen sie diesen anderen selten mit den eigenen Händen an die Gurgeln (dazu haben sie meist zuviel
Schiß), sondern der Staat soll an ihrer Stelle handeln: »NEHMT
IHNEN DIE SOZIALHILFE! BAUT IHRE JOBS AB! STELLT
DIE SCHWEINE AN DIE WAND!«
-243-
Dieser Haß ist nicht nur politisch, sondern gilt auch realen Menschen, was jeder bestätigen kann, der schon einmal mit so einem Typen verheiratet war oder einen in der Verwandtschaft, als Nachbarn oder Chef hat. Schwierig, wenn man den Tag
schon mit einer Wut im Bauch gegen alle beginnt, die nicht sind wie man selbst.
Für diese Krankheit gibt es, soweit ich weiß, keine Therapie, und auch die Pharmaind ustrie hat noch kein Medikament gegen diese konservative Wut entwickelt. (Die Pharmaunternehmen
brauchen die republikanischen Wählerstimmen sogar, denn sie
sorgen dafür, daß die Pharmaindustrie niemals reguliert werden wird, es ist also in ihrem Interesse, daß die zornigen weißen Schwätzer nicht geheilt werden.)
Ich bin davon überzeugt, daß man viele Konservative von ihrer abwegigen Haltung abbringen kann. Man kann sie ermutigen,
anders über die Themen zu denken, die uns beschäftigen, und
die Welt in einem neuen Licht zu betrachten. Diese neue
Einstellung wird sie weder verschrecken noch ihnen die
Grundwerte nehmen, die sie so in Ehren halten. Ich glaube, daß sich viele in ihrer eigenen Wut verirrt haben und von einer
Propaganda manipuliert werden, die ihr Blut in Wallung bringen soll. Die Häuptlinge in der Wirtschaft, Religion und Politik wissen genau, was sie tun müssen, um ansonsten anständige
Menschen guten Willens auf ihre Seite zu bringen.
Ich denke, ihr könntet den Spieß auch umdrehen, ihr könntet
euren konservativen Schwager bekehren.
Jetzt sagt ihr vielleicht: »Moment, ich stehe nicht auf
Missionsarbeit! Da muß ich mich doch mit diesen Trotteln
abgeben!«
Aber wollt ihr noch zu euren Lebzeiten etwas verändern, wollt ihr einen echten, anhaltenden und progressiven Wandel erleben?
Wollt ihr dieser angeblich konservativen Bewegung, die den
Kongreß mit so vielen Republikanern besetzt, einfach freie
-244-
Hand geben? Wollt ihr noch ein bißchen Spaß haben?
Ich rede nicht davon, das Denken der unheilbar Bigotten zu
ändern. Wir wollen nicht die wahnsinnigen Rechten für uns
gewinnen. Die Typen sind schon zu weit abgerutscht. Und
ehrlich gesagt, sie sind nicht so zahlreich, daß man sich um sie viele Gedanken machen müßte.
Ich spreche von den Leuten, die ihr kennt und (ja, es muß
einmal gesagt werden) liebt. Sie kümmern sich liebevoll um ihre Kinder, sie halten ihre Häuser in Schuß, arbeiten ehrenamtlich für die Kirche - und sie wählen immer, so unglaublich das ist, die Republikaner. Ihr versteht das nicht. Wenn jemand so nett wirkt, wie kann er dann für die Partei von Attila, dem Hunnen, stimmen?
Ich habe dazu eine Theorie: Ich
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