Volle Deckung Mr. Bush
Zustimmung?«
Für mich gibt es darauf eine ganz simple Antwort. Amerika
wurde angegriffen. Mehr als 3000 Menschen sind dabei
umgekommen. Es liegt in der menschliche n Natur, daß man sich
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hinter seinem Anführer schart, wenn man auf solche Weise
attackiert wird - ganz egal, wer dieser Anführer ist. Diese hohe Zustimmung für Bush bedeutet noch lange keine Billigung
seiner Politik. Sie ist eher die Reaktion eines verängstigten Volkes, das keine andere Wahl sieht, als den Mann zu
unterstützen, dessen Aufgabe es nun einmal ist, alle
amerikanischen Bürger zu beschützen. Amerika hat sich nicht in Bush verliebt - es ist eher wie in dem Spruch: »Versuch den zu lieben, den du eben abgekriegt hast.«
Laßt mich das noch einmal wiederholen: Die überwältigende
Unterstützung für den Irakkrieg fing erst nach Kriegsbeginn an.
Vor dem Krieg war die Mehrheit der Amerikaner der Ansicht, daß wir den Irak nur dann angreifen sollten, wenn wir zuvor
dafür die Unterstützung und Beteiligung aller unserer Alliierten und der Vereinten Nationen gewonnen hätten. Aber als der Krieg anfing, wollte der Durchschnittsamerikaner unsere
Soldaten unterstützen und wollte ganz einfach, daß die Jungs gesund und lebendig wieder heimkommen. Schließlich sind es
unsere Kinder, die man da rübergeschickt hat. Was hätte er also dem Interviewer der Meinungsforscher am Telefon anderes
antworten sollen? Schließlich waren es sein Sohn oder seine Tochter oder das Kind seines Nachbarn, um deren Leib und Leben er sich nun sorgen mußte.
Die Unterstützung für Bush ist in Wirklichkeit recht schwach.
Der Wirtschaft geht es ganz beschissen. Alle Bürger haben
jeden Tag hart zu kämpfen. Und es gibt keinen Weg, wie Bush
sie und seine reichen Kumpels gleichzeitig glücklich machen könnte. Auch wenn die amerikanischen Bürger ihr Land lieben
und es unterstützen möchten, wenn sie keinen Job haben - oder zumindest keinen, mit dem sie alle Rechnungen bezahlen
können -, wird das am Wahltag wohl den Ausschlag geben.
Also, faßt Mut. Und schaut euch um. Ihr lebt in einer Nation voller progressiv denkender, liberal gesinnter, gutherziger Leute.
Klopft euch selbst auf den Rücken - ihr habt gewonnen! Wir alle
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haben gewonnen! Laßt uns zusammen unseren Sieg feiern, aber
danach unverzüglich anfangen, diese große Betriebsstörung zu reparieren: Wie ist es möglich, daß in einer Nation von Linken die Rechte alles kontrolliert? Sie vertreten nicht den Willen des Volkes, und das muß sich dringend ändern! Fangt an, euch wie die Sieger zu benehmen, die ihr ja seid, und kommt raus, um
dieses Land zu gestalten und zu regieren, das wirklich und
wahrhaftig uns allen gehört.
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TEN
Wie man mit seinem konservativen
Schwager redet
Ihr alle kennt das Problem nur zu gut. Thanksgiving Dinner. Die Familie hat sich wieder einmal um den Tisch versammelt, will eine schöne Zeit miteinander verbringen und das gute Essen
genießen. Die Cranberrys sind reif, der Truthahn ist dick, und der Schwager am anderen Tischende ist mal wieder bei seinem
Lieblingsthema. »Bushs Steuersenkung wird dem Land wieder
Wohlstand bringen!«
Im Zimmer wird es unangenehm still, und jemand versucht, das Thema zu wechseln. Der Schwager (ein Besserwisser, der zwar
deine Schwester gut behandelt, aber trotzdem ein Blödmann ist) spricht ungerührt weiter. Er hechelt mal wieder die bekannten Themen durch: »Viel zu viele Versager leben von Sozialhilfe«,
»positive Diskriminierung ist nichts anderes als
Diskriminierung«, »man sollte mehr Gefängnisse bauen und den Schlüssel wegwerfen«. Schließlich hat deine Cousine Lydia, die aufs (liberale, A.d.Ü.) Antioch College geht und über den
Feiertag daheim ist, genug und nennt ihn »Rassisten« und
»Arschloch«. Plötzlich fliegt Omas Spezialkartoffelbrei mit Dill durch die Luft - wie eine amerikanische Rakete an einem
sonnigen Morgen in Bagdad. Aus einem schönen, trauten
Familientreffen ist eine kulinarische Version der Sendung
Crossfire geworden, dieser politischen Debattiershow auf CNN.
Geben wir's zu, fast in jeder Familie gibt es mindestens einen Reaktionär, und ihr seid ihm ausgeliefert. Es ist nun einmal eine statistische Tatsache, daß auf zwei Liberale immer ein Mensch kommt, der sich in die Zeiten von Strom Thurmond (früherer
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konservativer US-Senator, A.d.Ü.) und gesetzlich genehmigten sexuellen Mobbings zurücksehnt.
Im letzten Jahr sind mir offenbar all diese
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