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Vollendung - Thriller

Vollendung - Thriller

Titel: Vollendung - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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der Mörder sein Exponat aufgestellt hatte, das, so grauenhaft es war, auf merkwürdige Weise am richtigen Platz zu sein schien unter all seinen marmornen und frühlingsgrünen Gefährten, wie Burrell fand. Instinktiv begriff er, dass man nach dem Willen des Täters nicht nur Tommy Campbell sehen sollte, nicht nur seine Statue, sondern den gesamten Kontext dazu.
    »Sie ist hier, Bill«, ertönte eine Stimme hinter ihm.
    Es war Sam Markham.
    Als Burrell sich umdrehte, fiel sein Blick auf eine zierliche, attraktive junge Frau, die zitternd neben dem Profiler aus Quantico stand. Sofort erkannte er die Augen hinter den schwarz gefassten Brillengläsern als die einer Koreanerin – wie bei seiner eigenen Frau.
    »Darf ich Ihnen von einem meiner Leute eine Tasse Kaffee bringen lassen, Dr. Hildebrant?«, sagte er und sparte sich die Formalität einer Vorstellung. Bill Burrell kannte sein Team gut, er wusste, Special Agent Sullivan, die nun beim Brunnen mit ihrem Techniker sprach, würde die Kunsthistorikerin bereits darüber aufgeklärt haben, wer er war.
    »Nein danke. Ich würde die Skulptur jetzt gern sehen.«
    »Hier entlang«, sagte Burrell und führte sie durch den Garten. Falls sich Cathy Hildebrant darüber im Unklaren gewesen war, wer die Party hier schmiss, beseitigte die Art und Weise, wie sich das Meer der Blaujacken sofort teilte, um Bill Burrell durchzulassen, alle Zweifel.
    Mit Eintreffen des FBI hatte sich das Spurensicherungsteam beeilt, eine hellblaue Plane über Tommy Campbell und seinen jungen Begleiter zu spannen, und so hatte Cathy keine freie Sicht auf die Skulptur, bis sie genau davorstand. Und trotz all der Beklemmung, die sich bis zu diesem Moment aufgebaut hatte, trotz der Todesszene vor ihr, fühlte sich Cathy auf eine gefühllose Weise distanziert, während sie gleichzeitig von kribbelnder Ehrfurcht überwältigt wurde – ein Gefühl, das sie gespenstisch an ihre erste Begegnung mit dem originalen Bacchus in Florenz vor fast fünfzehn Jahren erinnerte.
    Tatsächlich war die Reproduktion von Michelangelos Marmorskulptur sogar noch – ach, wie sich Cathy wünschte, ihr fiele ein anderes Wort dafür ein! – eindrucksvoller als auf Markhams Polaroidfotos. Die Haltung, die Aufmerksamkeit, die jedem Detail geschenkt worden war – dem Löwenfell, der Schale, den Trauben –, all das war beinahe makellos, und Cathy musste sich ins Gedächtnis rufen, dass sie hier auf ein Paar mit Bleiche behandelter Leichen blickte. Nichtsdestoweniger begann sie automatisch, um die Skulptur herumzugehen, so wie es nach Michelangelos Absicht der Betrachter des Bacchus tun sollte – ein genialer künstlerischer Trick, der in die Vielzahl der Winkel der Statue eingearbeitet war und so unterschwellig die schwindlige Unsicherheit des trunkenen Gottes selbst vermittelte. Cathys Blick ging zu dem halbmenschlichen Gegenstück des Bacchus hinunter, dem bislang namenlosen Jungen, der erbarmungslos zu einem Satyr verformt worden war. Auch hier hatte der Schöpfer dieser Travestie das Wesen von Michelangelos Original genau erfasst – diesen schalkhaften, geißfüßigen Kobold, der den Betrachter anlächelt, während er die Pose des Gottes nachäfft und ihm seine Trauben stiehlt.
    Cathy ging weiter um die Statue herum und warf rasch einen Blick auf die gefürchtete Widmung an sie auf dem Sockel, ehe sie die Leiste des Bacchus in Augenschein nahm. Unter der marmorweißen Farbe – wenn es denn Farbe war – glaubte sie, die vagen Umrisse von Stichnähten zu erkennen, wo Tommy Campbells Penis entfernt worden war. Doch was Cathy am meisten verstörte, als ihre Augen zu seinem Gesicht hinaufwanderten, war, wie genau Campbells Mörder noch die feinsten Nuancen des Originals erfasst hatte. Eins war Cathy klar – wer immer dieses grauenhafte Ding geschaffen hatte, hatte enorm viel Mühe dafür aufgewandt, Campbell und diesen armen Jungen nicht nur zu töten, sondern sie außerdem in die pure Essenz von Michelangelos Bacchus zu verwandeln.
    »Unsere vorläufigen Analysen, Dr. Hildebrant«, begann Burrell, »deuten darauf hin, dass der Mörder die Leichen irgendwie konserviert und sie auf einen inneren Metallrahmen montiert hat. Das bedeutet, der Täter hat nicht nur praktisches Wissen über Präparation, Einbalsamierung und solche Dinge, sondern versteht sich auch aufs Schweißen. Hört sich das nach jemandem an, den Sie kennen? Vielleicht einer Ihrer Studenten, der auch mit Metall gearbeitet hat?«
    »Nein«, sagte

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