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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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gehört?«
    »Was?«
    »Satan wird's euch zeigen.«
    »Scheiße. Dann muß ich Tricia sagen, daß sie sich auf einen Anruf vom Fürsten der Finsternis gefaßt machen soll.«
    Wir hatten nicht das Material, das wir brauchten, um die Bohranlage zu reparieren. Das ging in Ordnung, weil ich sowieso nicht glaubte, daß sie funktionieren würde. Sie war für normalen Boden gedacht, nicht für eine
    Müllkippe mit Massen von Metallteilen. Wir hatten
    etwas Zuverlässigeres: ein paar Vorschlaghämmer. Ich suchte einen vielversprechenden Platz am nördlichen
    Ende der Insel aus, der von South Boston und Boston
    Mitte aus zu sehen war, und wir begannen Rohre in die Eingeweide von Spectacle Island zu kloppen.
    Es ging lächerlich langsam. Wir verbrachten ungefähr vier Stunden damit, wechselten uns ab und hatten ein Auge darauf, ob die Dussel mit dem Boot zurückkamen.
    Ich hatte eine drei Zentimeter lange Wunde im Fuß, die von nicht besonders tief bis ziemlich scheißtief reinging.
    Auf der Blowfish wusch ich sie mit Wasser und Seife aus, desinfizierte sie mit etwas unglaublich Schmerzhaftem und verband sie dann. Gehen war eine Qual, also mußte ich mich, wenn ich noch ein bißchen forschen wollte, zu Wasser fortbewegen, mit dem Zodiac.
    Was mich interessierte, befand sich an der nordöstlichen Ecke der Insel. Ein großer, verrosteter alter Lastkahn, ein richtiger Schrotthaufen, aber anscheinend seetüchtig. Er hatte keine Ladung an Bord. Sah so aus, als sei er
    gestrandet.
    Im Moment war fast Ebbe, und drei Viertel des Kahns
    waren hoch und trocken. Er saß ziemlich weit oben. Als er die Insel gerammt hatte, mußte das Hochwasser
    besonders extrem gewesen sein, oder er hatte einen
    Affenzahn drauf gehabt, oder beides.
    Vielleicht hatte man ihn auch mit Absicht an Land
    gesetzt. Vielleicht hatte Joe Gallagher mit dem Bug der Extra Stout kurz gegens Heck des Kahns gedrückt und ihn zum restlichen Abfall befördert. Das Spannende
    daran war, daß es neu war. Der Kahn war vor drei
    Monaten, als ich Spectacle Island meinen letzten Besuch abgestattet hatte, noch nicht dagewesen, und er mußte sich ganz schön tief in die Insel gegraben haben.
    Die Geologen lieben Erdbeben und andere
    Naturereignisse dieser Art, weil sie was aufreißen und Einblick in die Geheimnisse des Planeten gewähren. Eine ähnliche Einstellung hatte ich zu diesem Kahn. Ich
    konnte ihn nicht von der Insel schleifen und dann in das Loch hüpfen, das er hinterlassen hatte, aber ich konnte um ihn rumgehen, Proben ziehen und sehen, was dabei
    rauskam.
    Nur würde ich mir die Mühe wahrscheinlich nicht
    machen. Wenn ich eine Dissertation über Spectacle
    Island geschrieben hätte, wäre ich ganz wild drauf
    gewesen. Aber ich wußte ja, was diese Insel war: ein großer Müllhaufen. Solang es im Hafen wichtigere
    Probleme gab, hatte es keinen Sinn, einen Fimmel fürs Detail zu entwickeln.
    Aber weil es neu und interessant war, umrundete ich den Kahn trotzdem, teils mit dem Zodiac und teils zu Fuß.
    War nicht viel zu sehen außer Hunderten von
    Quadratmetern senkrechter, rostbedeckter Bordwand.
    Nahe der Wasserlinie und auf dem Teil, der in den Hafen hinausragte, fanden sich etliche Graffiti. Für so was bot sich die Bordwand geradezu an, aber Spectacle Island war für den durchschnittlichen Schwachkopf mit
    Spraydose nicht so leicht zu erreichen. Der SMEGMA-
    Mann hatte es geschafft - ein Typ, der ein paar Jahre durch Boston gezogen war und überall das Wort
    SMEGMA aufgemalt hatte. SUPER BAD LARRY hatte
    es ebenfalls geschafft - war vermutlich einhändig den ganzen Weg von Roxbury hergeschwommen. Ein
    Mensch vom Abschlußjahrgang '87 sowie VERN +
    SALLY = LOVE hatten offenbar Zugang zu einem Boot
    gehabt. Drei Viertel der Graffiti waren allerdings in grellem Rot gehalten und stammten von einer Gruppe.
    Sie hatten ein unverwechselbares Erscheinungsbild. Die meisten Graffitiproduzenten sprayen einfach was hin und rennen weg, aber die Leute mit dem grellen Rot hatten sich der Schwarzen Magie ergeben und befleißigten sich ritueller Sorgfalt. Das wurde am deutlichsten bei den Pentagrammen, die in Kreise einbeschrieben waren. Es ist schwierig, mitten in der Nacht in einem Boot zu
    stehen und mit der Spraydose einen perfekten Kreis von einem Meter achtzig Durchmesser zu ziehen, aber die
    Satansanbeter hatten es zu wiederholten Malen getan.
    Dann hatten sie in die Kreise auf den Kopf gestellte fünfzackige Sterne gemalt, was in etwa ein Pentagramm ergab, und darunter ein

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