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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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das Band zurückgespult war, spielte ich es vorwärts ab. Heavy-Metal-Schrott. Bart kam total verblüfft ins Zimmer gerannt. »Was ist?« fragte er. »Ist das auf dem Anrufbeantworter?«
    »Ja.«
    »Pöyzen Böyzen, Mann. Zweite LP. Nennt sich
    >Hymn<.«
    »Nett, nett.«
    Sie hatten den ganzen Song überspielt. Als er zu Ende war, folgte Frauengeschrei. Etwa zehn Sekunden. Das
    war's.
    Klang eigentlich nicht nach Debbie, aber andererseits hatte ich sie nie schreien hören. Sie war nicht der Typ.
    Also wählte ich ihre Nummer, und sie meldete sich.
    Klang so, als wäre alles in Ordnung.
    Dann sagte sie: »Ich muß mit dir reden«, und jetzt wußte ich, daß ich Probleme kriegen würde.
    »Sollen wir uns treffen?«
    »Wenn's dir nicht allzuviel ausmacht …« Okay, also
    hatte ich bereits Probleme.
    Wir gingen ins Pearl zum Essen. Debbie ließ mich lange zappeln, bevor sie zur Sache kam.
    »Willst du mich überhaupt noch sehen?« fragte sie.
    »Ja, klar. Was soll der Scheiß?«
    Sie sah mich nur mit großen Augen an. War irgendwie
    niedlich, ihr Blick, aber von messerscharfer Intelligenz.
    »Tut mir leid, daß ich dich nicht oft genug angerufen habe«, sagte ich. »Ich rufe dich nicht oft genug an, das wird mir jetzt bewußt.«
    »Wie war's, wenn ich aufhören würde, dich anzurufen?
    Würde dich das vielleicht mehr motivieren?«
    »Du hast doch schon aufgehört, mich anzurufen.«
    »Nein. Das heißt ja. Aber dadurch hat sich nichts
    geändert.«
    »Da komm' ich nicht mit, Debbie. Das mußt du mir
    erklären.«
    »Ich mag dich, S. T., und ich habe ein paarmal versucht, auf dich zuzugehen. Und jetzt bist du süchtig danach.«
    »Was?«
    »Du erwartest von mir, daß ich dir nachlaufe. Daß ich aufpasse, wo du bist, dich anrufe, alles organisiere, mich mit dir verabrede. Und wenn wir dann zusammen sind,
    bist du eklig.«
    »Bin ich das?«
    »Ja. Du läßt mich auf dich zugehen, und dann tust du so, als wäre es dir nicht recht. Das hab' ich mir auf der Kanadareise ein- oder zweimal bieten lassen, aber das mach' ich nicht mehr. Nie mehr. Wenn du was von mir
    willst, dann ruf mich an - meine Nummer hast du - und bitte mich gefälligst darum.«
    Ich war total geplättet. Es erinnerte mich verdammt
    daran, wie dieser schlaue Cop Bart und mich an unserem Feuerwerksabend hoppgenommen hatte. Du ziehst durch
    die Gegend und denkst, dir kann keiner was, du bist ein anonymer Schatten, und dann stellst du fest, daß jemand deine Telefonnummer hat.
    Wie die Pöyzen-Böyzen-Fans, diese Arschlöcher, die ich in Zivil wahrscheinlich nicht mal erkennen würde.
    »Das bringt mich auf was«, sagte ich. »Ich werde gerade
    - ja, also irgendwie bedroht vo n einer Gruppe
    Satansanbeter. Ich möchte, daß du aufpaßt.«
    »Das ist doch …«, begann Debbie. Dann erhob sie sich und verließ das Lokal.
    Ich aß das Fünf-Gewürze-Huhn auf, das sie hatte
    stehenlassen, und spielte mit meiner Idiotenuhr. Wenn irgendwas auf dem Beziehungssektor spektakulär in die Hose gegangen ist, tut es gut, etwas Technisches zu
    haben, an dem man rumfummeln kann. Ich
    programmierte den Wecker darauf, in zehn Tagen
    loszugehen. Wenn er losging, würde ich Debbie anrufen.
    Bis dahin konnte ich eine Menge trinken, über meine
    Lebensunfähigkeit nachsinnen, ganz schön beschissen
    vereinsamen und mir Gedanken über diese Pöyzen-
    Böyzen-Geschichte machen. Als ich wieder zu Hause
    war, spielte ich das Band noch mal rückwärts ab und
    löschte es dann.
    Für Halbmenschen reagierten sie ziemlich prompt. War ich so leicht aufzuspüren?
    Die Sache war nämlich die: Kaum jemand hatte meine
    Telefonnummer. Vor sechs Monaten hatte ich um 3 Uhr
    morgens wieder so einen Scheißanruf von irgendeinem
    GEA-Anhänger bekommen, der gerade in Logan
    gelandet war, abgeholt werden und einen Freiplatz zum Schlafen haben wollte. Da reichte es mir endgültig. Ich ließ mir eine Geheimnummer geben und verriet sie nicht mal meinem Arbeitgeber. Wenn GEA mich erreichen
    wollte, mußten sich die Leute was einfallen lassen.
    Und damit waren wir bei einem weiteren wunden Punkt.
    Normalerweise riefen sie Debbie an, und Debbie rief
    mich an, und sie hatte schon einiges darüber verlauten lassen, daß sie nicht meine Telefondame sei. Wieder ein Beziehungsverbrechen. Und noch ein Grund zum Saufen.
    Aber ich wußte immer noch nicht, wie mich die Pöyzen-Böyzen-Fans aufgespürt hatten. Vielleicht arbeitete einer von ihnen bei der Telefongesellschaft. Vielleicht kannte einer von ihnen jemanden,

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