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Volles Rohr

Volles Rohr

Titel: Volles Rohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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draußen irgendwo ein
    Trawler, und als sein Kielwasser an den Strand brandete, wurden die Wellen steiler und verschmolzen zu einem
    schnellen, trommelnden
    Wusch-wusch-wusch.
    Ich
    sprengte den Reißverschluß meines Schlafsacks, Debbie stieß einen Becher Kakao um, und dann lagen wir eine Weile nur da, halb in den Sand gepurzelt, spürten hinten die Kälte und vorn die Wärme, und ich sagte mir, zum Teufel mit der verdammten Fähre. Dann und wann zeigt mir diese Frau, daß sie mich mag, und ich finde es - tja, ziemlich gruselig.
    Schließlich machten wir uns auf den Heimweg und sahen uns dann eine Weile nicht. Es war ein schöner Sommer, und ich verbrachte mehr Zeit am Strand oder beim
    Flippern als mit Arbeit. Bart hatte einen Freund in
    Tacoma, der uns ein Paket starke Feuerwerkskörper
    schickte. Er hatte sie in einem Indianerreservat gekauft.
    Wir wurden festgenommen, als wir sie in einem Park
    abbrannten, und ich mußte ein paar Aktien aus meinen alten Mass-Anal -Beständenverkaufen, um das Bußgeld zahlen zu können. Der Typ, der uns festnahm, war
    wirklich gut. Er wartete, bis wir einen Heuler anzündeten
    - so konnten wir ihn nicht hören -, und dann fuhr er mit hohem Tempo an uns ran, Scheinwerfer aus, hielt direkt vor uns, pinnte uns gegen eine Mauer und strahlte uns plötzlich mit all seinen Lichtern an. Brillant. Ich
    gratulierte ihm herzlich; es war schön zu wissen, daß es auch schlaue Cops gab.
    Dann lief die Blowfish Boston an; sie war auf dem Weg nach Buffalo. Aber erst machten wir einen Abstecher
    nach Spectacle Island, ein paar Kilometer von South
    Boston entfernt. Man hätte das Ding eigentlich Gallagher Tow Island nennen sollen, weil es eine Art Pfründe der Familie Gallagher war. Der Typ, der die Bugsierreederei Gallagher Tow gegründet hatte, hatte über fünfzig Jahre lang seine Müllbeseitigungskonzession mit Zähnen und Klauen verteidigt. Er hatte alles eingesetzt:
    Schmiergelder, Erpressung, Beschiß, Gewalt, Irentum, Rufmord, Vernunftehen, die katholische Kirche und
    schlichte Arschkriecherei. Und er hatte sich die
    Konzession erhalten, seine Schlepperflotte von einem auf fünfzehn ausgebaut, eine ganze gottverdammte Insel
    mitten im Hafen ge schaffen und war schließlich, wie es sich für einen rechten Magnaten gehört, einem
    donnermäßigen Schlaganfall erlegen. Heute leitet sein Enkel Joe die Firma und hat den Fortschritt zu anderen Formen des Ökozids vorangetrieben. Gallagher Tow
    besitzt ein brandneues Monstrum, die Extra Stout, einen Schlepper mit 21 000 PS, der wahrscheinlich den Beacon Hill aufs Meer hinausbugsieren könnte, wenn sie nur die Stelle fänden, an der sie die Trosse befestigen müßten.
    Bis dahin befördern sie mit der Extra Stout Bohrinseln durch Siebenmeterwellen im Nordatlantik.
    Die goldene Müllbeseitigungszeit der Gallaghers ist also vorbei, aber ihre Spuren sind sichtbar geblieben. Man kann buchstäblich auf ihnen wandeln. Ich bin sicher, daß eines Tages auf Spectacle Island Yuppie-Eigentumswohnungen aus dem Boden schießen werden.
    Die Heizkosten werden niedrig sein, weil der Müll immer noch verrottet, und wenn man mitten im Winter eine
    Sonde in die Gedärme der Insel steckt, kann man
    feststellen, daß sie ungefähr die Temperatur von Blut hat.
    Ja, da liegt sie nun und fault still vor sich hin und gibt Wärme und Gase ab. Für mich ist sie eine Art
    Quintessenz des Bostoner Hafens.
    Man kann auch ein Loch graben und Spectacle Island
    eine Blutprobe abnehmen. Die ganze Müllkippe ist von einer rotbraunen Flüssigkeit durchdrungen, einem
    Cocktail aus allem, was je dort abgeladen wurde, gut vermischt und mit Regenwasser verdünnt. Aber wenn
    man diese Flüssigkeit untersucht, merkt man, daß an
    Spectacle Island mehr dran ist als verschissene Windeln, vergammelte Sofas und Altpapier. Man findet auch
    Lösungsmittel und Metalle. Die Industrie war ebenfalls hier und hat ihren Abfall weggekippt.
    Manchmal hatte ich den Eindruck, daß gewisse Firmen
    ihren Problemmüll immer noch auf Spectacle Island
    abluden. Das war schwer zu beweisen, es sei denn, ich zeltete hier und wartete, bis sie auftauchten. Aber ich hatte keine Lust, eine Müllkippe zu bewohnen.
    Roscommons Haus glich einer solchen schon zur
    Genüge.
    Unsere Expedition mit der Blowfish war ein Experiment.
    Ich hatte von einem Bauplatz in Seattle gelesen, wo sie Häuser in der Nähe einer alten, zuplanierten Müllkippe errichtet hatten. Die Häuser begannen spontan zu
    explodieren, und man

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