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Vollidiot

Vollidiot

Titel: Vollidiot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tommy Jaud
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Vermutlich ist das sogar der Grund, warum er genau so einen Job macht.
    »Was ist das für ein Kollege, welche Firma, wie weit?«, will er wissen.
    »Um die Ecke, ein Verkäufer, T-Punkt!«
    »Mein Handyakku spinnt in letzter Zeit!«, sagt der kleine Mann. »Läuft nur noch eine Stunde, obwohl er ganz neu ist!«
    »Ich kümmere mich drum!«
    Der kleine Mann schaut in einen großen Terminkalender und ist einverstanden, da sein nächster Termin ohnehin in der Nähe sei.
    Letztendlich ist es mein bebrillter Kollege Volker, der zähneknirschend vor den Augen des kleinen Mannes eine Online-Überweisung über 561 Euro ausfüllt.
    »Na, hätten wir das ja doch noch hingekriegt«, sagt der kleine Mann, steckt seinen fabrikneuen Handyakku ein und mir seine Visitenkarte zu.
    »Wenn Sie mal ein besonderes Angebot haben für diese Handy-Organizer, dann können Sie mich anrufen. Die sollen ja sehr praktisch sein!«
    »Das mache ich gerne«, lüge ich, halte ihm überfreundlich die Ladentür auf und speichere die Nummer in meinem Handy, um ihn fortan jede Nacht gegen zwei Uhr mit anonymen Anrufen zu belästigen. Ich gehe zum Wasserspender und fülle mir einen halben Tropfen Quellwasser in ein Papierhütchen. Von meinem Kollegen Volker strahlt eine gewisse Nervosität aus, die bis zu meinem Wasser-spender herüberreicht. Irgendetwas ist passiert, da gibt's kein Vertun, es liegt was in der Luft, ich kann es spüren.
    »Geh mal zur Chefin hoch, Simon!«, zischte er gepresst, als ich mein Hütchen in den Abfall befördere.
    »Was ist denn?«, flüstere ich.
    »Da sind Leute bei ihr, die dich sprechen wollen!«
    »Oh! Und wo ist Flik?«, flüstere ich.
    »Ist krank, kommt später«, lautet die knappe Antwort.
    Gott sei Dank. Ich muss erst mal meine eigene Birne sortieren, bevor ich ihm gegenübertrete. Wird sicher nicht leicht, die Zusammenarbeit mit Flik, nach dem ganzen Mist. Ich werfe meine Tasche hinter den Verkaufstresen, als mir Volker ein weiteres Mal zuflüstert, dass ich zur Eule soll. Mehr kann er nicht sagen, denn der erste Kunde, ein pubertierender Schulschwänzer mit einer dicken, weißen Plastikjacke, ist in den Laden gekommen und überprüft nun das Gewicht unserer funktionsuntüchtigen Handymodelle. Er wäre nicht der Erste, der so debil ist, eines davon zu klauen.
    »Ach, Simon?«, wiederholt Volker gespielt freundlich.
    »Ja?«
    »Schaust du gerade mal zur Chefin hoch?«
    »Sehr gerne«, sage ich und zeige ihm meinen Mittelfinger. Der schwach begabte Schulschwänzer muss grinsen.
    Stöhnend schleiche ich mich die zwei Treppen hoch, allerdings nicht zu meiner Chefin, sondern in unseren Aufenthaltsraum. Ich schiebe die Tür auf und taste nach dem Lichtschalter. Flackernd springen die Neonröhren an. Es riecht nach schimmelndem Müll und kaltem Rauch. Seltsam, hier war auch noch keiner. Ich stelle das Fenster auf Kipp, gieße mir eine Tasse Kaffee ein und lasse mich in einen Korbstuhl fallen.
    Gerade als ich mein Handy auf den fleckigen Tisch lege, klingelt es. Paula steht auf dem Display. Ich gehe nicht ran. Ich nehme einen Schluck Kaffee und spucke ihn sofort wieder aus, weil er wie ein albanischer Kaninchenfurz schmeckt. Wahrscheinlich von Samstag! Ich stelle die Kanne weg, atme dreimal tief durch und schleppe mich hoch ins Eulenbüro. Die Tür ist nur angelehnt, und ich höre Stimmen. Oha! Die Eule hat Herrenbesuch! Seltsamerweise kommen mir die Stimmen sogar bekannt vor. Ich atme noch mal tief durch, setze mein unverbindliches Verkäuferlächeln auf und drücke die Tür auf. Als ich sehe, wer da ist, zieht es mir sämtliche Stockwerke des Gebäudes unter meinen ungeputzten Adidas-Sneakern weg. Vor der Eule sitzen die beiden Betonpullover aus dem Spanischkurs. Diesmal allerdings in Polizei-Uniform.
    »Ah!«, sagt Malte.
    »Ha!«, grinst Broder.
    »Oh!«, sage ich.
    Meine Chefin sagt nichts.
    Ich taste nach einem Stuhl, um mich zu setzen, denn mir wird ein wenig schummrig ums Gemüt. Irgendetwas Matschiges macht sich um meine Knie breit, und auch im Kopf summt es plötzlich wie in einem Elektrizitätswerk. Ist das schon dieser Tinnitus, von dem alle reden? Ich setze mich vorsichtig.
    »Na? Nach dem Kurs noch ein bisschen Spaß gehabt, Nils?«, fragt mich Malte.
    Die Eule schaut auf und zieht ihre Stirn in Falten. »Nils?«, fragt sie.
    Ich kann nicht glauben, dass ich im Spanischkurs letzte Woche den halben Abend neben zwei Bullen gesessen habe. Ich werde diesen Soyjulián verklagen, weil er keine Berufe mit uns

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